Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
verloren. Und es war alles umsonst. All die Stunden, in denen sie nach einem Ausweg gesucht oder sich nach dem köstlichen Gefühl des kühlen Wassers auf ihrer Haut gesehnt hatte. Es war alles umsonst, eine bloße Verschwendung kostbarer Zeit. Die Lösung war die ganze Zeit zum Greifen nah gewesen - sie hätte bloß zu fragen brauchen?! Einfach nur ihre Wünsche klar formulieren und sie hätte schon seit Tagen? Wochen? Monaten? frei sein können. Zurück in ihrer eigenen Welt!
Fasziniert verfolgte Fiona Dhalias Gedankengänge mit, da diese zu erschüttert war, um sie nach außen hin abzuschirmen. Es ergab zwar nicht alles einen Sinn für Fiona, doch sie erkannte, dass sie Dhalias Wünsche anscheinend falsch verstanden und ihrer Freundin dadurch großen Kummer bereitet hatte. "Wenn du willst, kann ich das jetzt noch machen", schlug sie daher zögernd vor.
Dhalia nickte heftig.
"Damit wäre das komische Spiel wohl zu Ende", sagte Fiona hoffnungsvoll und streckte Dhalia bittend ihre offene Hand hin, damit sie ihr ihren Lieblingsspiegel endlich zurückgab.
"Noch nicht ganz", erwiderte Dhalia, die sich von ihrem Schock nun etwas erholt hatte, und hielt den Spiegel knapp außerhalb Fionas Reichweite. "Der Spiegel ist doch eigentlich viel mehr wert, oder?"
Fiona nickte schmollend.
"Gut", fuhr Dhalia fort. "Du weißt doch noch, was du mir von dem Brunnen erzählt hast? Dass aus ihm früher, als du noch klein warst, Wasser floss?" fing Dhalia an, noch unsicher, wie sie auf den Punkt kommen sollte.
"Ja", antwortete Fiona gedehnt. Sie hatte gehofft, dass Dhalia dieses leidige Thema endlich fallen gelassen hätte.
"Dein Vater sagte mir, dass der Brunnen damals verschüttet wurde und dass es nun eine neue Quelle irgendwo im See gibt", fuhr Dhalia, von Fionas Unmut völlig unbeeindruckt, fort. "Weißt du, wo die neue Quelle ist?" Gespannt beugte sie sich vor.
Zum zweiten Mal innerhalb einer halben Stunde wich jegliche Farbe aus Fionas Gesicht. Sie starrte ihre Freundin an, als wäre diese nun völlig verrückt geworden. Dennoch antwortete sie ihr, wenn auch kaum vernehmlich. "Wir alle kennen diese Stelle. E ist ein sehr trauriger und sehr gefahrvoller Ort."
"Weshalb?"
"Meine Mutter ist dort gestorben. Zusammen mit vielen anderen." Vorwurfsvoll blickte Fiona Dhalia an. Sie mochte es nicht, daran erinnert zu werden.
"Das tut mir aber leid", flüsterte Dhalia betroffen. Irgendwie hatte sie sich nicht vorstellen können, dass Fionas sorgloses Leben von einem schlimmeren Ereignis als dem Verlust einer schönen Haarspange hätte überschattet sein können.
"Seitdem war Vater nie wieder derselbe", setzte Fiona ihren Bericht traurig fort. Aber dann lächelte sie plötzlich wieder. "Doch das Wasser heilt alle Wunden, auch die der Seele. Es dauert bloß seine Zeit."
Dhalia nickte zustimmend.
Kalt wie das Wasser sind ihre Herzen
, rief sie sich die Verszeile ins Gedächtnis. Das war tatsächlich ein wirkungsvoller Schutz vor Schmerz und Angst. Auch sie selbst hatte die lindernde Wirkung des Sees bereits gespürt und auch auf sie hatte sie sehr verlockend gewirkt. Dhalia riss sich zusammen. "Trotzdem muss ich dorthin", informierte sie Fiona knapp.
"Dann wirst du dort sterben", gab Fiona ebenso knapp zurück.
Dhalia schluckte. "Ich muss es dennoch versuchen. Bitte, zeig mir den Ort."
Panisch schüttelte Fiona ihren Lockenkopf. "Nein, ich gehe nicht dorthin. Dort ist das Monster!"
"Hast du es denn schon mal gesehen?"
"Ja, das habe ich." Fiona schauderte bei der Erinnerung.
Soviel also zu Dhalias Hoffnung, dass es gar kein Monster gab.
"Natürlich gibt es das!" unterbrach Fiona entrüstet ihre Gedanken. "Wieso sollten wir so etwas erfinden?"
"Wie sieht es aus?"
Fiona fühlte sich sichtlich unwohl bei der Erinnerung daran, doch sie versuchte, es so gut es ging zu beschreiben. "Es ist ein riesiger Krake mit unzähligen Armen. Schwarz und unsichtbar hockt er in seiner dunklen Grotte und bewacht die magische Quelle. Und wenn du dich in seine Nähe verirrst, schießt sein langer Arm hervor, so schnell, dass du ihn nicht einmal kommen siehst, und zieht dich in seine Höhle hinein."
Stille folgte Fionas Schilderung, während Dhalia sich zurücklehnte und über das Gehörte nachdachte.
Flehend sah Fiona sie an. "Bitte zwing mich nicht, dorthin zu gehen."
"Gut", willigte Dhalia schließlich ein. "Doch du musst mir den Weg erklären, damit ich ihn auch alleine finden kann."
Unglücklich sah Fiona ihre Freundin an. "Und wenn ich dir den Weg zeige, gibst
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