Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
du mir dann endlich meinen Spiegel zurück?"
Dhalia lächelte traurig. "Ja", sagte sie. "Dann bekommst du endlich deinen Spiegel zurück."
Fionas Gesicht hellte sich ein wenig auf. "Sollen wir sofort gehen?"
Ihre Frage traf Dhalia ein wenig unerwartet. Sie hätte sich gern etwas mehr auf den gefährlichen Ausflug vorbereitet. Doch andererseits gab es ohnehin nicht viel, was sie noch tun könnte. Sie blickte prüfend an sich herab. Alles, was sie besaß, trug sie bei sich - ihr Messer, das Silberblatt um ihren Hals und die Phiole, die sie von Fiona im Tausch gegen das Bild erhalten hatte. Sie brauchte nicht einmal mehr in die Höhle zu gehen, die ihr in der letzten Zeit als Zuhause gedient hatte.
Es gab also gar keinen Grund, das Unvermeidliche hinauszuzögern. "Ich bin bereit", teilte sie ihrer Freundin so entschlossen wie möglich mit.
Fiona nickte und führte sie in den Gang hinaus.
Dann blieb sie plötzlich stehen und musterte Dhalia unsicher. "Mit einem einfachen Zauber wirst du in der Lage sein, unter Wasser zu atmen. Ich weiß allerdings nicht, wie lange der Luft-Zauber anhalten wird, du musst dich also beeilen."
Dhalia schluckte. "Geht das vielleicht doch etwas konkreter?" erkundigte sie sich. Wenn der Zauber schon nach fünf Minuten versagte, brauchte sie sich gar nicht erst auf den Weg zu machen.
"Nein, geht es nicht", stellte Fiona klar. "Offensichtlich hatte ich bisher noch keinen Grund, diesen Zauber anzuwenden."
Dhalia schauderte. Die Vorstellung, dass ihr, umgeben von Tonnen von Wasser, die Luft jeden Augenblick ausgehen könnte, war nicht gerade verlockend. Doch sie nickte tapfer.
"Natürlich kannst du die Sache noch immer abblasen", fügte Fiona hoffnungsvoll hinzu.
"Das kann ich nicht." Traurig, aber entschlossen schüttelte Dhalia den Kopf. "Ich bin nicht wie ihr. Ich kann so nicht leben."
Fiona zuckte mit den Achseln. Sie konnte Dhalia nicht zu ihrem Glück zwingen. "Du bist also ganz sicher?" vergewisserte sie sich.
"Das bin ich", gab Dhalia so fest wie möglich zurück.
"Gut, dann folge mir." Sie malte ein verschlungenes Zeichen in die Luft vor Dhalias Gesicht und sprang selbst elegant durch das Kraftfeld ins Wasser. Fröhlich drehte sie eine Rolle. "Los, jetzt du!" ertönte ihre Stimme munter in Dhalias Kopf.
Dhalia atmete einmal tief durch. Dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und sprang ebenfalls durch die Barriere.
Das erste, das sie wahrnahm, als sie ihre Augen vorsichtig öffnete, war, dass sie keinen unerträglichen Druck auf ihren Ohren und ihrem Körper spürte. Der Zauber schien also tatsächlich zu funktionieren.
"Natürlich funktioniert mein Zauber", erwiderte Fiona eingeschnappt.
Doch Dhalia hörte nicht auf sie, sondern drehte ihren Kopf begeistert von einer Seite zur anderen. Eine dicke Luftblase erstreckte sich über ihren Mund und ihre Nase. Vorsichtig versuchte sie, etwas Luft ein- und wieder auszuatmen. Die Luft strömte ungehindert durch ihre Lungen, Größe und Form der Luftblase änderten sich jedoch nicht. Neugierig streckte sie einen Finger hinein. Es federte leicht, als er hindurch glitt. Es kam aber weder Wasser hinein, noch drangen Luftbläschen heraus. Es funktionierte!
Fiona wartete ungeduldig, bis Dhalia mit ihrer Inspektion fertig war. "Folge mir!" forderte sie sie schließlich auf und schwamm mit einem lässigen Schwung ihrer Schwanzflosse davon.
Obwohl Fiona darauf achtete, dass ihre Freundin nicht zu weit hinter ihr zurückblieb, fiel es Dhalia unsagbar schwer, mit ihr Schritt zu halten. Schon bald war sie völlig außer Atem. "Fiona, warte!" riefen ihre Gedanken der sich schnell entfernenden Gestalt hinterher.
Gehorsam, wenn auch ein wenig genervt, drehte Fiona sich um und schwamm zurück zu Dhalia. "Kannst du wirklich nicht schneller schwimmen?" erkundigte sie sich beinahe vorwurfsvoll.
"Nein." Dhalia spürte, wie ihr das Blut vor Anstrengung in den Ohren rauschte. Wenn sie so ausgelaugt an der Quelle ankam, brauchte sie dem Monster erst gar nicht gegenüber zu treten.
"Vielleicht musst du dich einfach mehr darauf einlassen", versuchte Fiona, ihr zu helfen. "Das Wasser trägt dich dann ganz von allein. Es ist so wundervoll!" Sie drehte schwärmerisch eine Pirouette.
Und auch Dhalia spürte nun, da sie zur Ruhe kam, die Magie des Wassers wieder nach ihr greifen. Es war so verlockend, sich ihr einfach zu ergeben, so einfach. Allen Schmerz und alle Angst - vergangene wie zukünftige - hinter sich zu lassen und nur für den Augenblick zu leben.
Niemals Chris'
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