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Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)

Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)

Titel: Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeißler
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ausstreckte, erkannte Dhalia, dass sie vermutlich einen großen Fehler begangen hatte.

    * * *

Chris öffnete langsam die Augen. Sein Kopf hämmerte schmerzhaft und im Mund hatte er einen fauligen Geschmack. Stöhnend griff er neben das Bett und tastete blind umher, bis er einen Flaschenhals zu fassen bekam. Erwartungsvoll setzte er die Flasche an seine Lippen, doch lediglich ein einziger Tropfen abgestandenen Weins benässte seine trockene Zunge. Frustriert warf er die Flasche zur Seite und zuckte sofort schmerzerfüllt zusammen, als sie mit einem lauten Klirren auf dem Boden landete und quer durch das Zimmer polterte, bis sie schließlich mit einem dumpfen Knall an einem Tischbein zum Stehen kam. Er presste seine Hand gegen die Stirn, um dem Hämmern in seinem Kopf Einhalt zu gebieten. Leider zeigte dies nicht die erhoffte Wirkung. Chris erwog kurz, einfach liegen zu bleiben und den Tag im Bett zu verbringen. Doch er hatte Durst. Er musste dringend etwas trinken. Vorsichtig richtete er seinen Oberkörper ein wenig auf und als das seine Kopfschmerzen nicht dramatisch verschlimmerte, beschloss er, das Bett doch zu verlassen. Er erhob sich ächzend und taumelte zum Toilettentisch herüber. Dort blieb er, mit den Armen über die Waschschüssel gestützt, stehen und wartete ab, bis das Schwindelgefühl nachließ. Sein Blick fiel auf ein halbvolles Wasserglas und er kippte seinen Inhalt durstig herunter. Das Wasser schmeckte abgestanden, doch das war ihm egal. Chris tauchte seinen Kopf so tief es ging in die Waschschüssel, die irgendein vorausdenkendes Zimmermädchen mit frischem Wasser gefüllt hatte.
Als er wieder auftauchte, fiel sein Blick zufällig in den Spiegel, der in Augenhöhe über dem Toilettentisch angebracht war. Überrascht zuckte er zurück, als er das Gesicht, das ihn von dort heraus anstarrte, beinahe nicht erkannt hätte. Doch dann erinnerte er sich, dass die zwei blutunterlaufenen Augen, die ihn zwischen fettigen Strähnen viel zu langen braunen Haares verwundert anblickten, tatsächlich seine eigenen waren. Er fuhr sich mit der Hand über sein flauschiges Gesicht. Wenn er sich recht erinnerte, hatte er sich seit über einer Woche nicht mehr rasiert. Wozu auch? Dann schweifte sein Blick weiter, zu dem Schreibtisch, auf dem ein einziges weißes Blatt Papier schon seit Wochen unberührt da lag. Gestern hatte er sich wieder einmal endlich dazu entschlossen, den furchtbaren Brief zu schreiben. Vom Ergebnis dieser Entscheidung zeugten die vielen leeren Flaschen, die in seinem Zimmer herum lagen und deren Inhalt nun so schmerzhaft in seinem Kopf dröhnte.
Er hatte es nicht geschafft. Wie sollte er auch? In den letzten Wochen war es ihm endlich gelungen, Dhalias Tod als Tatsache zu akzeptieren. Er war zwar noch lange davon entfernt, den Verlust verwunden zu haben, doch wenigstens rechnete er nicht mehr damit, sie jeden Augenblick durch die Tür herein kommen zu sehen. Aber es zu wissen und es in eigenen Worten niederzuschreiben, es anderen mitzuteilen und damit so unerträglich endgültig und real zu machen, waren zwei völlig verschiedene Dinge.
Natürlich mussten ihre Eltern es irgendwann erfahren. Doch er kämpfte schon seit Wochen darum, die richtigen Worte dafür zu finden. Wie sollte er ihnen bloß sagen, dass das Mädchen, das sie von Geburt an aufgezogen hatten, nie mehr zu ihnen zurückkehren würde, dass sie ihre Tochter niemals wiedersehen würden?
Chris ließ sich schwer auf den Schreibtischstuhl fallen und stützte sein Kinn mit der linken Hand ab. In die rechte nahm er die Feder. Lange Zeit saß er nur da, den starren Blick blind auf das weiße Papier gerichtet. Dann schüttelte er gequält den Kopf. Es half nichts. Langsam fing Chris zu schreiben an.

    * * *

Erschrocken wich Dhalia einen Schritt zurück, als Mulgrave auf sie zukam. Dann zog sie schnell mit einem lauten Klirren ihr Schwert aus der Scheide. Sie war nicht das kleine hilflose Mädchen, das er in ihr sah.
Überrascht und milde belustigt starrte der Mann auf das Schwert, das nun auf seine Brust zielte. "Was soll denn dieser Zahnstocher?"
"Das ist kein Zahnstocher, das ist mein Schwert", entgegnete Dhalia eisig. "Und wenn Ihr nicht auf der Stelle Eure Hand von meiner Schulter nehmt, werde ich Euch zeigen, wie gut ich damit umzugehen verstehe." Sie sprach sehr langsam und sehr deutlich, mit gezähmter Wut, die ihre Angst überspielen sollte.
Scheinbar gleichgültig ließ Mulgrave sie los und wandte sich ab. Dann schlenderte er zu

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