Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
einem Tisch herüber und schenkte sich Wein aus einer Karaffe ein. "Also, was willst du dann?" fragte er mürrisch.
"Ich will Euch ein Geschäft vorschlagen."
Der Mann lachte laut auf und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas, so dass er sich verschluckte und ihm der Wein aus dem Mund auf Kinn und Brust lief. Die vielen roten Flecken auf seinem schmutzigen Hemd zeugten davon, dass ihm dies nicht zum ersten Mal passiert war. Ungerührt wischte er sich mit dem Ärmel über die Lippen. "Ein Geschäft will die Kleine mir vorschlagen!" wiederholte er amüsiert. Dann fasste er sie genauer ins Auge. "Dann lass mal hören."
"Ich habe gehört, Ihr habt heute Euren Schwertkämpfer verloren. Ich möchte seinen Platz einnehmen."
Mulgrave lachte erneut los. Und seine Belustigung, das wusste Dhalia, war echt. Das brachte sie nur noch mehr in Rage, doch sie beherrschte sich.
Es dauerte eine Weile, bis er sich endlich beruhigte. "Du hast Mumm, Mädel", sagte er schließlich mit einem Hauch von Anerkennung. "Doch ein Schwert zu besitzen und es auch führen zu können, sind zwei verschiedene Dinge."
"Was Ihr nicht sagt", erwiderte Dhalia sarkastisch. Dann drehte sie ihre Klinge so ins Licht, dass der Mann sie besser sehen konnte. "Haltet Ihr das etwa für eine rostige Sense, die ich meinem Bauern von Vater oder Tölpel von Bruder gestohlen hätte?" Sie musterte ihn verächtlich.
Mulgraves Augen weiteten sich, als er die Qualität der Klinge erkannte, doch er blieb skeptisch. "Ich habe keine Ahnung, wo du das her hast, Schätzchen. Doch ich bleibe dabei, ein Schwertkämpfer, der für Geld kämpft, muss es auch drauf haben."
"Wie wär's mit einem Test? Wenn ich Euch schlage, bekomme ich den Job."
Der große Mann musste schon wieder eine Welle der Belustigung unterdrücken, als dieses dünne kleine Mädchen, das womöglich viermal in seine massige Gestalt hinein gepasst hätte, ihn zu einem Kampf herausforderte. Dann musterte er sie plötzlich abschätzend. "Was hätte ich denn davon? Du musst die Sache schon noch etwas interessanter für mich machen."
Dhalia blickte ihn abwartend an.
"Wenn ich gewinne, bleibst du die Nacht über bei mir." Er leckte sich aufgeregt die Lippen. "Wenn du gewinnst, werde ich dein Angebot überdenken."
Dhalia schauderte angewidert. "Einverstanden", sagte sie dennoch.
"Gut! Dann nach dir." Er lächelte zufrieden und wies sie zur Tür.
Draußen stellte sie sich ihm gegenüber hin. Die Sonne war bereits fast untergegangen und das Licht reichte kaum noch aus, um die Bewegungen des Gegners zu erkennen. Dhalia fluchte leise. Daran hatte sie nicht gedacht. Sie wusste, dass sie einem Hieb des großen Mannes nichts entgegenzusetzen hatte. Ihre einzige Chance bestand darin, schneller und wendiger zu sein als er.
Doch ihre Sorge war unbegründet. Mulgrave war kein guter Schwertkämpfer. Er verließ sich viel mehr auf seine Kraft als auf sein Können. Seine Hiebe waren gewaltig, doch schlecht gezielt, und da er sehr viel Wucht hinein legte, war er nicht schnell genug. Es bereitete ihr keine Mühe, seinen Hieben auszuweichen, ohne auch nur einen einzigen selbst führen zu müssen. Das machte ihn unsagbar wütend. "Das ist kein Versteckspiel, sondern ein Kampf, Mädel" schnaubte er sie an.
Sie wartete, bis er wieder einmal von seinem Schwung mitgerissen wurde, während sie im letzten Augenblick zur Seite auswich. "Ich weiß und ich habe ihn gewonnen", antwortete sie ruhig, während sie ihm ihre eigene Klinge lässig an den Hals setzte.
Aufgebracht wollte er mit der Faust nach ihr schlagen, doch sie presste ihre Klinge stärker an seinen Hals, so dass seine Haut leicht geritzt wurde. "Ich würde das an Eurer Stelle lieber lassen", zischte sie.
"Ist ja gut", brummte Mulgrave verärgert. "Jetzt nimm dein Schwert weg!"
"Habe ich gewonnen?" fragte Dhalia, bevor sie seiner Aufforderung Folge leistete.
"Ja." Er blickte sie grimmig an.
"Können wir jetzt über meinen Vorschlag sprechen?"
"Wenn es sein muss."
"Gut", Dhalia nickte und nahm ihr Schwert weg, steckte es jedoch nicht zurück in seine Scheide. Sie traute dem Mann nicht und seine Niederlage hatte seine Einstellung ihr gegenüber bestimmt nicht verbessert. Ihre beste Chance bestand darin, ihm seinen Vorteil aus dieser Zusammenarbeit zu zeigen. "Und was sagt Ihr?" fragte sie ihn.
"Männer wollen nicht mit einem Mädchen kämpfen, das vor ihnen davonläuft, um ihnen hinterrücks die Klinge an den Hals zu setzen", schnaubte er verächtlich.
"Seid beruhigt, ich kann mehr
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