Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
um und hastete den kleinen Kieselweg entlang zum Ausgang der kunstvollen Imitation der Erde. Sie vermied es bewusst, den einen Gedanken zuzulassen, dass es womöglich niemanden mehr gab, der sich noch an die magische Quelle erinnerte.
Als sie die Kuppel verließ, folgte sie dem Weg bis zur ersten Gabelung. Dann blieb sie unschlüssig stehen. Sie konnte zwar durch die durchsichtigen Wände und das klare Wasser hindurch den Verlauf der matt leuchtenden Gänge erkennen, jedoch nicht soweit, um sich wirklich orientieren zu können. Schließlich bog sie auf gut Glück nach rechts ab, da sie meinte, von dort sich nähernde Stimmen zu hören. Und tatsächlich lief bald eine ganze Gruppe lachender Menschen sie beinahe um.
Nein, keine Menschen, berichtigte sich Dhalia in Gedanken, während sie sich bemühte, ihr Gleichgewicht zu wahren. Ein junger Mann streckte hilfsbereit seine Hand nach ihr aus, während die ganze Gruppe sie neugierig musterte. Befremdet stellte Dhalia fest, dass selbst die Männer keine Hosen trugen, sondern kurze Tuniken, die sie an bunte Bademäntel erinnerten und an der Brust weit geöffnet waren. Während sie die Gruppe also ebenso neugierig musterte, wie sie selbst gemustert wurde, drängte sich eine junge Frau nach vorne. Dhalia erkannte in ihr Fionas Freundin, die sie schon zuvor kennengelernt hatte.
"Das ist sie also?" wurden überall um sie herum interessierte Stimmen laut.
Fionas Freundin nickte wichtigtuerisch mit dem Kopf. "Sie hat das Zeichen", sie deutete auf Dhalias Stirn. "Viorel selbst hat es ihr gemacht. Sie gehört jetzt zu uns." Das schien das Zeichen zu sein, auf das alle gewartet hatten.
"Wie heißt du?"
"Wo kommst du her?"
"Ich bin Alan."
"Ich bin Flora."
"Das ist ein hübscher Anhänger!"
"Spielst du mit uns?"
"Magst du meinen Haarreif?"
"Wie heißt du?"
"Woher kommst du?"
"Deine Kleider sind witzig."
"Darf ich dich anfassen?"
Ein Durcheinander von Stimmen brach in ihrem Kopf aus und Dhalia wusste gar nicht, wem sie zuhören und wem sie antworten sollte, während sich von überall her Hände nach ihr streckten, um ihr Haar, ihren Anhänger, ihre Kleidung zu berühren.
Sie kam erst wieder zu sich, als sie merkte, dass sie sich die Hände in dem vergeblichen Versuch, die Stimmen von ihrem Kopf fernzuhalten, an die Ohren gepresst hatte und panisch "Lasst mich in Ruhe!" schrie. Plötzlich wurde es still. Betreten sahen ihre neuen Freunde sie an. Dann brach eine Diskussion in ihrer merkwürdigen Sprache aus, der Dhalia wie aus weiter Ferne zuhörte, da die Gedanken nicht länger direkt auf sie gerichtet waren.
"Was hat sie bloß?"
"Mag sie uns nicht?"
"Haben wir ihr etwas getan?"
"Ist sie immer so komisch?"
Fionas Freundin, die die meiste Autorität bezüglich Dhalia besaß, versuchte die Fragen so gut es ging zu beantworten. Doch auch sie fand Dhalias Verhalten mehr als eigenartig.
"Es tut mir leid", wagte Dhalia schließlich einen Vorstoß. "Ich bin diese Art des Redens einfach nicht gewöhnt."
"Ach so." Alle entspannten sich augenblicklich.
"Kommst du mit?" fragte ein Mädchen, von dem Dhalia glaubte, dass sie sich als Flora vorgestellt hatte.
"Wohin denn?"
Das Mädchen lachte laut auf und schüttelte fassungslos den Kopf. "Schwimmen, natürlich!"
"Leider nein. Ich kann nicht", fügte sie schnell hinzu, als sie die schockierten Blicke bemerkte, die ihr zugeworfen wurden. Anscheinend galt es hier als anstößig, nicht gerne unter Wasser zu sein.
Sie merkte, wie sie sich gegenseitig unsichere Blicke zuwarfen. Einerseits spürten sie alle den Ruf des Wassers, andererseits schienen wenigstens ein paar von ihnen so viel Anstand zu besitzen, um sie nicht völlig allein lassen zu wollen.
Dhalia spürte, dass sie sie dennoch bald verlassen würden, und nutzte ihre Zeit, um die Frage zu stellen, die ihr auf der Seele brannte, auch wenn sie nicht daran glaubte, dass sie ihr beantwortet würde. Dafür waren die versammelten Personen ihrer Einschätzung nach zu jung. "Weiß jemand, was mit dem Brunnen dort im Park passiert ist?"
Sie erntete eine Reihe halbherziger Antworten, die von "Welcher Brunnen?" bis zu einem gleichgültigen "Keine Ahnung" reichten.
Da Dhalia offensichtlich nicht mit ihnen kommen wollte, nahm das Interesse an ihrer Gesellschaft drastisch ab. Die ersten wandten sich bereits ab und sprangen ins Wasser, wo sie dann neckisch über den Köpfen ihrer Freunde umher schwammen. Jetzt erkannte Dhalia auch, warum die Männer keine Hosen trugen - es war schwer, mit einem Fischschwanz
Weitere Kostenlose Bücher