Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)
antwortete Fiona zögernd. "Aber das ist schon sehr, sehr lange her und ich fand es scheußlich!"
"Wieso denn?"
"Alles war so grell und heiß ... und trocken." Sie sprach das letzte Wort so aus, als wäre es das schlimmste, das sie sich vorstellen konnte.
"Aber hier ist es doch auch trocken", wandte Dhalia ein.
"Schon, doch das Wasser ist nur eine Armlänge entfernt!" Fiona sprang in den Flur hinaus und streckte ihren Arm durch das Kraftfeld. Als sie ihn wieder herein zog, spritzte sie Dhalia eine Handvoll Wasser ins Gesicht.
"Bist du denn gar nicht neugierig?" fragte Dhalia hastig weiter, in der Befürchtung, ihre Freundin könnte bald zur nächsten Wassertour aufbrechen.
"Worauf denn?" Fiona schien aufrichtig überrascht. "Hier habe ich alles, was ich mir wünschen könnte - Freunde, Spaß, schöne Dinge. Wenn ich will, kann ich bis zum großen Meer schwimmen."
"Hast du das schon mal gemacht?"
"Nein, aber ich könnte, wenn mir mal langweilig wird. Es gibt nichts, was mir die Oberwelt noch bieten könnte."
"Wenn dieser Ort euch so unangenehm ist, wieso gibt es ihn überhaupt?"
Fiona zuckte die Achseln. "Er war schon immer hier gewesen. Noch vor meiner Geburt. Als ich klein war, war da zumindest noch der Brunnen, doch der ist schon sehr lange trocken."
"Ein Brunnen? Wozu braucht man unter Wasser einen Brunnen?"
"Keine Ahnung." Fiona zuckte wieder gleichgültig mit den Achseln und schaute sehnsüchtig zum Ausgang der Kuppel. "Du kannst ihn dir gern mal ansehen", schlug sie Dhalia vor. "Wenn du fertig bist, findest du mich bestimmt im großen Saal bei den anderen."
Noch bevor Dhalia sich erkundigen konnte, wo der große Saal überhaupt lag, hatte Fiona sich schon umgedreht und war wieder davon gerauscht.
Nachdenklich starrte Dhalia ihr nach. Sie glaubte nicht länger, dass Fionas Geist verwirrt war. Ihr Benehmen war nach Dhalias Begriffen für eine junge Frau zwar überhaupt nicht angemessen, eher schon für ein verzogenes Kind, doch lag das vermutlich daran, dass Fiona nicht
wollte
, und nicht daran, dass sie nicht anders handeln
konnte
.
Das, was sie im See gefunden hatte, war definitiv nicht das, was Dhalia zu finden erwartet hatte. Sie hatte gehofft, Hinweise auf den Teil des Feenvolkes zu finden, der der Frau ins Wasser gefolgt war. Und wie es nun aussah, hatte sie nicht nur Hinweise, sondern gleich das Volk selbst gefunden. Doch das Ergebnis war mehr als enttäuschend. Sie wollten nichts von den Menschen wissen, dieser Teil der Geschichte stimmte schon. Dennoch hatte Dhalia sich die Feen immer als weise, mächtig und den Menschen überlegen vorgestellt. Nicht wie kleine Kinder, die sich nicht länger als zehn Minuten auf eine Sache konzentrieren konnten und nur an ihre Vergnügungen dachten. Es war natürlich möglich, räumte sie fairerweise ein, dass Fiona nur eine Ausnahme war. Aber sie bezweifelte das. Wenn es jemanden gegeben hätte, der sich mehr Gedanken machte, hätte er sie bestimmt aufgesucht. Immerhin konnte sie sich nicht vorstellen, dass das Wasservolk oft Besuch von Menschen bekam.
Nun, da Fiona wieder einmal verschwunden war, blieb Dhalia unschlüssig stehen. Sie konnte entweder andere Feen suchen oder diese merkwürdige Parodie ihrer Welt erkunden, in der sie sich nun befand.
Sie blickte zur heißen gelben Sonne hoch und dann zu dem einladenden Schatten des Parks, der einige Schritte vor ihr begann. Kein Wunder, dass die Wasser liebende Fiona es dort nicht lange aushalten konnte. Aber wenn sie schon einmal da war, beschloss Dhalia, konnte sie sich den Brunnen, von dem das Mädchen erzählt hatte, auch mal ansehen.
Ihr Blick fiel auf einen schmalen, mit Kieseln ausgelegten Weg, der zwischen den Bäumen hineinführte. Dhalia blickte sich noch ein letztes Mal um und betrat entschieden den Pfad.
Während sie dem kurvenreichen Weg folgte, kehrten ihre Gedanken immer wieder zu Fiona zurück. Ihr Verhalten erinnerte Dhalia an etwas, das sie als Kind gehört hatte. Es musste ein altes Lied oder ein Reim gewesen sein, etwas, das Hanna, ihre Kinderfrau, ihr vor langer, langer Zeit vorgesungen hatte.
Während sie also durch den verwunschenen Park schlenderte, der ihr trotz seiner Vielfalt an Pflanzen und trotz seiner kunstvollen Schönheit irgendwie unecht vorkam, versuchte Dhalia, das Lied aus den in ihrem Kopf schwirrenden Bruchstücken zu rekonstruieren. Langsam summte sie beim Gehen vor sich hin, bis sie das Gefühl hatte, den Text wieder halbwegs im Kopf zu haben.
Tief unten im See, da leben die
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