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Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)

Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition)

Titel: Feenkind 2: Im Reich der Feen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeißler
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umklammert und betete mit einer Inbrunst, wie schon lange nicht mehr. "Bitte nehmt sie mir nicht fort, nicht noch einmal, nicht so!" wiederholte er wie eine Beschwörungsformel immer und immer wieder.
Allmählich wurde ihr Körper wärmer und Chris traute sich, sie loszulassen. Ihm war, als hätte er sie alleine mit der Kraft seines Willens zurück ins Leben geholt. Er erhob sich, um sich ihrer Wunden anzunehmen. Zuvor musste er jedoch seine Neugier befriedigen. Sanft drehte er Dhalia auf den Bauch und strich zögernd über ihre Flügel. Sie waren wunderschön - hauchdünn und dennoch unglaublich widerstandsfähig. Dabei waren sie erstaunlich klein. Natürlich! Er hatte noch nie eine so junge Dunkelfee gesehen. Anscheinend wuchsen die Flügel mit der Zeit. Er strich ihr über den Rücken und entdeckte einen Kratzer, der vom Nacken bis zur Taille an ihrer Wirbelsäule entlang verlief. War sie bloßgestellt worden? Hatte ihr eigenes Volk sie verstoßen?
"Chris", murmelte Dhalia plötzlich kaum wahrnehmbar. Es war wenig mehr als ein Hauch, aber es erfüllte sein Herz mit einer Welle der Zärtlichkeit.
"Es wird schon wieder, Kleines", flüsterte er. "Du wirst schon sehen. Du bist jetzt in Sicherheit, du bist bei mir."
Den Rest der Nacht verbrachte Chris damit, ihre Wunden, von denen die meisten zum Glück nur oberflächlich waren, zu säubern und zu verbinden. Anschließend zog er ihr sein letztes sauberes Hemd über. Danach fiel er selbst erschöpft in einen kurzen Schlaf. Als er wieder erwachte, ging die Sonne bereits auf. Besorgt griff er nach Dhalia, an deren Seite er geschlafen hatte, um sich zu vergewissern, dass sie noch da war. Ihre Haut fühlte sich heiß und klamm an. Sie hatte Fieber! Sofort war Chris hellwach. Warum nur hatte er Lenuta nicht besser zugehört, als sie ihm von Heilpflanzen und -mitteln erzählt hatte. Weidenrinde! fiel es ihm dann doch plötzlich ein. Weidenrindentee könnte helfen. Aber er konnte keinen einzigen von diesen Bäumen um sich herum entdecken. Und so blieb ihm nichts weiter übrig, als nach ihren Verbänden zu schauen und ihre Stirn und ihre Waden mit Schnee zu kühlen. Ab und zu schaffte er es, ihr ein wenig Tee einzuflößen.
Am Nachmittag ging es ihr noch immer nicht besser. In einem Fiebertraum gefangen, warf sich Dhalia von Seite zu Seite und Chris konnte nur tatenlos zusehen. Er nahm ihren Kopf in seinen Schoß und streichelte ihr beruhigend mit seinen Händen über das Gesicht, den Hals, die Schultern. Dabei konzentrierte er sich darauf, ihr ein wenig von seiner eigenen Kraft zu geben. Schließlich wurde sie ruhiger. Ihre Züge entspannten sich und er wagte es, sie allein zu lassen, um frisches Wasser zu holen. An der kleinen Quelle, die er am Vorabend entdeckt hatte, bemerkte Chris zu seiner Freude eine Weide, von deren Rinde er mit seinem Messer hastig einige Stücke abschälte. Er wusste zwar nicht genau, wie er vorzugehen hatte, aber es war wenig wahrscheinlich, dass seine Heilkunst Dhalias Zustand noch erheblich verschlechtern konnte. Mit der Rinde und neuem Mut gewappnet, kehrte Chris rasch zu Dhalia zurück.
Sie war wieder in einem Fiebertraum gefangen und Tränen strömten ihr übers Gesicht. "Nein, bitte nicht! Das darf nicht wahr sein", flehte sie heiser. "Zu spät, alles zu spät. Ich habe versagt. Vergib mir, Mutter, ich konnte sie nicht nach Hause bringen. Vergib mir, Vater. Umsonst, es war alles umsonst."
Einige Zeit betrachtete Chris mit stummem Mitgefühl ihre Qual, dann machte er sich daran, den Tee für sie aufzusetzen.
Zwei furchtbare Tage lang kämpfte er gegen ihr Fieber an. Immer wieder verfiel Dhalia in wirre Fantasien und oft sprach sie von sich in der dritten Person, als würde sie sich selbst um etwas bitten. "Nein, Dhalia, das darfst du nicht! Kehr um zu deinem Volk, zu deinen Eltern. Du bist die Einzige, die ihn aufhalten kann. Warum tust du denn nichts?!" murmelte sie dann. Ab und zu fiel auch sein eigener Name und dann hörte Chris besonders aufmerksam zu. Anscheinend quälte es sie, dass sie ihm nicht die Wahrheit sagen konnte. Und mehrmals hörte er sie mit tränenerstickter Stimme "Bitte geh nicht weg" flüstern. Ab und zu hatte sie auch klare Momente. Dann öffnete sie ihre Augen und sah ihn lächelnd an. Doch sie währten nur kurz und sie sprach nicht mit ihm. Und obwohl er selbst ihr so viel zu sagen hatte, sie so viel fragen wollte, traute auch er sich nicht, die Stille zu brechen. Er sah sie nur stumm an und fragte sich, ob sie ihn

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