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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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grinst mit seinen spitzen
Haizähnen um die Worte herum. »Ich halte mich von ihnen
fern. Ich weiß, daß sie mich mit einem Blick verwandeln
können.«
    »Es ist ein Fembot-Bann«, erklärt Alex, als Morag
die Augenbrauen hochzieht. »Eine von Fulleren-Viren
übertragene Glaubensbotschaft. Feen werden noch leichter
infiziert als Menschen.«
    »Viele Feen gehören dazu«, bestätigt Ray und
lächelt Morag an. »Eine Menge der Geretteten lebt in einem
früheren Zivilschutzbunker von Brest. Feen und Menschen.«
Sein Grinsen wird breiter. »Heute gibt es schon Menschen, die
Feen dienen. Wenigstens eine Veränderung zum Guten.«
    Morag fühlt sich erstaunlich ruhig. Vielleicht ist das noch
die Nachwirkung des Mittels, mit dem Alex sie im Taxi von ihrem
Rausch kurierte. Sie findet Ray ganz und gar nicht bedrohlich, trotz
seiner spitzen Zähne. Er hat manchmal die Züge einer
schönen Frau, manchmal die eines aufgeweckten, frühreifen
Kindes, und doch ist er keines von beiden. Er ist weder Tier noch
Mensch, sondern eine Synthese, die ihre Ausgangsprodukte
übertrifft. Morag hat sich seine Geschichte wortlos
angehört, aber nun fragt sie: »Was bezweckt dieser
Kinder-Kreuzzug?«
    »Sie alle haben ein gemeinsames Wissen und Ziel, aber nur wer
sich ihnen anschließt, erfährt, worin es besteht.«
Bei dieser Vorstellung durchläuft Ray ein schwacher
Schauder.
    »Das ist ihr Werk«, sagt Alex. »Das ist ihre
Religion.«
    Katrina fährt sich mit einer Hand über den Fellstreifen,
der ihren kahlgeschorenen Kopf ziert. »Kinder«, sagt sie.
»Sie holen gern Kinder in ihre Reihen. Genauso wie diese
verdammten Feen!«
    »Kinder eignen sich am besten, weil sie so schnell
lernen«, entgegnet Ray arglos. »Sie müssen weniger
vergessen als Erwachsene. Außerdem habt ihr so viele, und ihr
behandelt sie so gleichgültig. Es überrascht mich nicht,
daß es so leicht ist, Menschenkinder zu ermorden.«
    »Ihr entführt sie, weil sie wehrlos sind«, sagt
Katrina. »Die Schwachen verschleppen die noch
Schwächeren.«
    »Er meint es nicht böse«, versucht Alex sie zu
beschwichtigen.
    Der Elf lächelt Katrina an. »Ich gehöre nicht
dazu«, sagt er.
    »Aber du hilfst diesen Leuten«, wendet Morag ein.
    »Die Leute helfen mir. Ich helfe ihnen.«
    »Der kleine Dreckskerl schnappt überall Gerüchte
und Klatsch auf«, sagt Katrina zu Morag, »und verschachert
sein Wissen an jeden, der dafür bezahlt. So was wie Moral kennt
der nicht.«
    »Das stimmt«, bestätigt Ray und entblößt
die spitzen Zähne zu einem Grinsen. »Von irgend etwas
muß ich leben. Ich bin kein Tier, wie manche meiner
Brüder. Sie essen, was immer sie erwischen können. Auch
Babyfleisch – saftig, selbst wenn es roh ist!«
    »Du Wichser!« Katrinas Stuhl kippt um, als sie
aufspringt. Sie packt Ray am Revers seiner Jacke und reißt ihn
von den Beinen.
    Ray zappelt in ihrem Griff, bleckt die Zähne und schaut ihr
in die Augen. »Ich reiße dir die Kehle auf«, sagt er.
»Mit einem Biß. Ich sehe zu, wie du verblutest. Ihr habt
es zu bequem und seid dadurch verweichlicht. Ich lebe draußen,
ständig. Ich kämpfe Tag für Tag ums
Überleben.«
    Katrina stößt einen angewiderten Laut aus und
läßt Ray fallen. Er nimmt wieder seine Hockstellung ein,
ungerührt.
    »Ray, du weißt etwas, stimmt’s? Du weißt
etwas über den kleinen Jungen.«
    »Es heißt, daß er lebt, aber ich höre andere
schlimme Dinge, und ich ziehe schnell weiter. Kleine Jungen gehen
mich nichts an.«
    Morag sagt: »Aber du könntest mich hinbringen. Ins Magic
Kingdom.«
    »Von dem würde ich mich nicht mal über die
Straße bringen lassen«, faucht Katrina.
    »Es ist nicht damit getan, dort hineinzugelangen«, sagt
Alex. »Der Ort ist das reinste Labyrinth, eine von Tunneln und
Kammern durchzogene Ruine. Sie würden entweder keiner einzigen
Fee begegnen, oder die Bewohner würden Sie umbringen, ehe Sie
bis ins Zentrum der Anlage vorstoßen.«
    »Sie haben Wächter«, erklärt Ray. »Wesen,
die Entsetzen einflößen.«
    Morag erinnert sich, daß der Perimeter-Peeper etwas von
Kobolden sagte. »Aber ich muß den kleinen Jungen
finden«, beharrt sie. »Außerdem hast du gesagt,
daß du überall hingelangen kannst, Ray.«
    »Sie wissen nicht, worauf Sie sich da einlassen«, meint
Katrina. »Bei meinem letzten Überfall auf ein
Feen-Labyrinth wurde ich von einem Ding attackiert, das
Ähnlichkeit mit einem Krokodilhund hatte. Ich kämpfte mich
durch ein Gewirr von Gängen mit hundert Fallen – und alles,
was ich

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