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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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zu Menschen, die
behaupten, die dreitausend Jahre alten Hohenpriester von Atlantis zu
sein.
    »Tut mir leid«, sagt sie, obwohl sich Alex an ihrem
Heiterkeitsausbruch nicht zu stören scheint. »Ich finde
nur, daß wir ganz schön vom Thema abkommen.«
    »Was wissen Sie über entoptische Phänomene?«
fragt Alex. »Hatten Sie je Erfahrung mit psychoaktiven
Drogen?«
    »Kif. Das war im Sudan leichter zu bekommen als
Alkohol.«
    »Unter entoptischen Phänomenen versteht man eine Reihe
von Leuchterscheinungen, die unabhängig von einer
äußeren Lichtquelle auftreten, weil sie durch das
menschliche Nervensystem erzeugt werden. Sie bilden die Grundlage von
Visionen und Halluzinationen.«
    »Oh«, wirft Morag ein, »Sie meinen
Phosphene.«
    »Ja, so werden sie ebenfalls genannt. Manche Leute bezeichnen
sie auch als Formkonstanten. Fast jeder, der einen veränderten
Bewußtseinszustand erlebt, unterliegt ihnen. Sie bestehen aus
einem Satz geometrischer Grundfiguren, die der Einzelne nach Belieben
mit Bildsymbolen ausschmückt. Sie bilden die Grammatik der
Visionen, wenn Sie so wollen, obwohl der letzte Schritt oft ein
Übergang von entoptischen Formen zu einer mehr halluzinatorisch
ausgeprägten Metaphorik ist.
    Das Wesentliche an der Sache ist jedoch, daß entoptische
Phänomene unabhängig von jedem kulturellen Hintergrund
sind. Alle Menschen haben diese Formen gemeinsam – Gitter,
Parallelen, Flecken, Kreise, Zickzack-Linien, Spiralen und
Filigranmuster. Sie lassen sich bereits in Höhlenmalereien
nachweisen, wenn man weiß, wonach man Ausschau halten
muß. Kein Wunder, denn die Steinzeit-Jäger befanden sich
in Trance, wenn sie ihre Wandgemälde anfertigten. Entoptische
Phänomene haben ihren Ursprung im limbischen System, der
ältesten und primitivsten Schicht unseres Gehirns. Man
könnte sagen, die Grammatik unserer Wahrnehmung ist per
Schaltplan festgelegt. Aber die Fembots, die von den Anhängern
des Kinder-Kreuzzugs eingesetzt werden, um Visionen in ihren Opfern
hervorzurufen, besitzen eine Signatur, die wenig mit den entopischen
Phänomenen der Menschen gemein hat. Ich habe mich eingehend mit
der Materie beschäftigt, und ich bin auf völlig andere
Grundmuster gestoßen.«
    Morag erinnert sich an das seltsam wirbelnde Spinnen-Symbol, das
sie an der Tunnelwand entdeckt hatte, über dem
ausgeplünderten Leichnam des kleinen Mädchens.
    »Wenn das stimmt, dann habe ich eines gesehen«, sagt
sie.
    »Ich weiß, was Sie meinen. Ich bestach einen Polizisten
und konnte so einen Blick auf das Protokoll werfen. Es ist
beunruhigend, nicht wahr? Irgendwie hypnotisch, auf eine bedrohliche
Art und Weise. Hat Sie je eine Liebesbombe erwischt?«
    »Ja, aber das war niemand vom Kinder-Kreuzzug.«
    »Ich habe Beispiele gesammelt und gespeichert – wenn Sie
einen Blick darauf werfen möchten…«
    »Lieber nicht.«
    »Sie sind ungefährlich. Ich habe sie entschärft,
alles entfernt bis auf die äußere Ikonographie. Es sind
die unterschwelligen Botschaften, die den eigentlichen Schaden
anrichten. Ich bin inzwischen so etwas wie ein Fembot-Hacker.«
Alex hält den Kopf schräg und horcht auf ein Geräusch
irgendwo im Haus. »Auch das geht auf ihr Konto. Die ersten
primitiven Bildsymbole stammen von ihr.«
    »Erzählen Sie mir mehr von diesem Mann, der vor meinem
Wohnhaus wartete! Diesem Agenten, wie Sie ihn nannten.«
    »Er ist ein armer Kerl, ziemlich verwirrt, wie mir scheint.
Er weiß fast nichts über seine Vergangenheit, nur
daß er eines der Mitternachtskinder war – geboren in
Chambéry, genau um null Uhr, am 1. Januar 2000. Ich
verschaffte mir Zugang in die Dateien der Stadtverwaltung. Der
Zeitpunkt paßt auf einen gewissen Armand Puech; die
Fremdenlegion meldete ihn nach einem Gefecht in Dschibuti als
verschollen. Das ist alles, was ich in Erfahrung brachte. Nicht viel,
ich weiß, aber er wird wieder auftauchen. Dessen bin ich mir
ziemlich sicher. Er sucht nach Ihnen. Sie müssen etwas
beobachtet haben – oder sie glauben, daß Sie etwas
beobachtet haben.«
    »Ich habe keine Ahnung, was das sein könnte.«
    »Das ist schade. Es wäre eine große Hilfe, wenn
Sie es wüßten.«
    Morag gelangt gerade zu dem Schluß, daß der Dicke im
großen und ganzen harmlos ist – ein Besessener zwar, der
an leicht paranoiden Vorstellungen leidet, aber nicht
gewalttätig, nicht böse – als sie hinter sich
ein Knarren hört, einen Tritt auf einem losen Dielenbrett.
    Sie dreht sich um und sieht zwei Reihen nadelspitzer Zähne,
als die

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