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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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der durchscheinenden Oberfläche, unter der sich das Unterbewusstsein verbirgt, kann sehr tief sein. Du hast den Damm gesprengt. Du wolltest lieber in deinen negativen Gefühlen ertrinken, als dich von ihnen mitnehmen zu lassen. Das war deutlich.«
    Ich wandte mich dem Ast in meinem Schoß zu. Er war etwa etwas mehr als zwanzig Zentimeter lang, fingerdick und lief am Ende spitz zu. Ich machte mich daran, das Moos zu entfernen.
    »Nicht.«
    »Wieso?«
    »Moos schützt. Weißt du, wie man es noch nennt?«
    Er meinte nicht den wissenschaftlichen, sondern den Hexennamen. Ich kannte aber keinen solchen Namen für Spanisches Moos. »Fledermauswolle nennt man die kurzen, grünen Moose.«
    »Trotzdem gibt es hier eine geistige Verbindung zu Moos. Fledermäuse bedeuten was?«
    »Sie enthüllen Geheimnisse. Dadurch kommt es zu Initiationen und Übergängen.« Genauso stand es in meinem Buch der Schatten.
    Er hob seine Pfote von meinem Oberschenkel und deutete damit auf den Ast in meiner Hand. »Im Weidenholz lebt die Essenz der Magie, ein Holz, das seine Kraft aus dem Wasser bezieht … «
    Meine Gedanken flogen zu Aquula.
    »… und aus dem Geist. Dieser Baum hat dich erwählt, weil du dich selbst erwählt hast und reifer aus dem Strom alter Gefühle hervorgegangen bist, um unter diesem Baum in eine tiefgründigere Gefühlswelt geboren zu werden.«
    * * *
    Als ich zu mir kam, noch immer in der Badewanne, hob ich augenblicklich die Hände, um angesichts meiner runzlig gewordenen Finger abzuschätzen, wie lange ich im Wasser saß. Doch als ich in meiner Hand eine moosumwundene Weidenrute entdeckte, vergaß ich die Zeit vollkommen.

27
    Ich erwachte, als Johnny leise meinen Namen rief. Er kniete neben der Couch. »Warum bist du hier raus umgezogen?«
    Der Nebel lichtete sich langsam, und ich setzte mich auf. »Ich konnte nicht schlafen, da habe ich ein Bad genommen, und dann«, … nachdem ich den Zauberstab im Nachttisch verstaut und Beaus Zauberzubehör dazugelegt hatte … , »dachte ich, es wäre fies von mir, mit nassen Haaren zu dir ins Bett zu kriechen.« Ich wickelte das Handtuch vom Kopf und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. »Wie spät ist es?«
    »Kurz nach neun.«
    Also waren aus meinen drei Stunden Schlaf unverhofft sechs geworden. Das musste reichen.
    Johnny gähnte und streckte sich. Meine Augen ruhten auf seiner nackten Brust, auf dem halbdollargroßen fünfzackigen Stern auf dem Brustbein, von dem sich Flügel über seine Brustmuskeln spreizten, während der Schwanz die oberen beiden Muskelstränge seines Sixpacks streifte. Die Flügel waren schwarz, weiße Tinte sorgte für Glanzlichter, Dunkelblau spiegelte schillernde Federn vor. Der siebenzackige Feenstern saß etwas tiefer. Dann flog mein Blick zu den keltischen Armreifen: stilisierte Hunde oder Wölfe.
    »Woher ist das?«, flüsterte er und strich mit den Fingerspitzen über mein Kinn.
    »Von Sturmhut & Absinth. Wo ich gestern war. Beau aus dem Dirty Dog ist der Inhaber.«
    »Wolltest du nicht zu ’nem Hexenausstatter?«
    »Das ist ein Hexenausstatter.«
    Johnny wurde still. »Aber er ist doch kein Hexer.«
    »Na ja … nicht richtig.«
    »Das heißt?«
    »Er war früher mal einer, jetzt nicht mehr.«
    Johnny rieb sich den Schlaf aus den Augen. »Ich verstehe nicht. Wie kann einer plötzlich kein Hexer mehr sein?«
    Ich betrachtete seine Udjat-Tätowierungen mit ganz neuen Augen. Wovon hatte die Tinte ihn ausgeschlossen? »Beau wurde gebannt.«
    »Gebannt«, wiederholte er und stand auf. Ich zog die Beine an, um ihm auf der Couch Platz zu machen. »Dennoch. Wieso hängt ein Gebannter mit Wærwölfen rum?« Seine warmen Hände massieren meinen Unterschenkel, kitzelten meinen Spann und glitten wieder aufwärts.
    »Die Hexen können nichts mit ihm anfangen; als ich ihn berührte, war das für ihn wie ein Schock. Vielleicht ist es eine Art Kameradschaft, dass er das Gefühl, ein Außenseiter zu sein, mit den Wæren teilen kann.«
    Johnny zuckte die Achseln. »Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?«
    »Ja, sogar mehr als das.«
    Er grinste. »So ist das eben, wenn Frauen shoppen.«
    Jemandem am Morgen als Erstes die Laune zu vermiesen war echt abscheulich, aber ich musste endlich mit der Wahrheit herausrücken. Kein Aufschub mehr. »Johnny, er hat mir etwas über dich erzählt, dass du nicht weißt.«
    »Was denn?«
    Ich rückte näher an ihn heran, schlang die Arme um meine angewinkelten Beine und hielt seine Hand. »Er sagte, vor langer Zeit müsse

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