Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
Vom Netzwerk:
der unausweichlichen Wahrheit übereinstimmt, die nur er erkennt, und von dieser Wahrheit habe ich gesprochen.«
    Dann deutete sie auf mich und streckte den Arm aus.
    »Bring mich zu ihm. Wir müssen uns mal privat mit ihm unterhalten.«

3
    Da sie eine Eldrenne war, widersprach ich nicht und wies auch nicht darauf hin, dass es eigentlich unmöglich war, sich bei Tage mit einem Vampir zu unterhalten. Sie würde einen Weg kennen, diese Tatsache auszuhebeln, sonst hätte sie den Vorschlag nicht gemacht. Also gehorchte ich einfach, wechselte aber noch einen raschen Blick mit Johnny. Als ich Xerxadrea behutsam von meiner Veranda führte, ließ Ruya ein verhaltenes Krächzen hören. Xerxadrea flüsterte darauf etwas, das ich nicht verstand.
    »Er hat sich da unten eingeschlossen, Xerxadrea.«
    »Das kann ich regeln.«
    Das konnte ich auch, aber sie war diejenige, die zu ihm wollte, also würde ich es ihr überlassen, uns Zutritt zu verschaffen.
    Wir blieben vor der Kellertür stehen. Während die Wolken über uns jeden Augenblick kalten Regen verhießen, spürte ich seine Gegenwart wie den Kuss der Sommersonne auf der Brust.
    Xerxadrea schloss ihre seltsamen Augen und hob eine Hand; ihre welken, alten Finger zitterten, als sie so tat, als taste sie die Unterseite der Tür ab. Dann hob sie plötzlich den Kopf und zischte ein einziges Wort. Ich spürte die Macht der Leylinie, die wie ein Karateschlag scharf die Luft durchschnitt.
    Sie nickte mir zu. »Jetzt.«
    Ich öffnete die entriegelte Tür und wollte ihren Arm nehmen, doch da waberte bereits eine Nebelwolke um ihre Fußknöchel. Also blieb ich zurück, während sie die unsicheren Stufen hinabschwebte. Als ich sah, dass der eigenartige Dunst sich in dem Augenblick, in dem ihre Füße den Kellerboden berührten, verzog, ging ich ihr nach. Nana musste unbedingt erfahren, wie dieser Trick funktionierte.
    Ich zog an der Strippe der Deckenlampe. Menessos hatte sich in den leeren Käfig begeben. Dort lag er nun vollkommen bewegungslos.
    Xerxadrea ging auf ihn zu und blieb vor der offenen Käfigtür stehen. Ich beobachtete sie in der Annahme, sie werde, um den Vampir irgendwie bei Tag aufzuwecken, die Leylinie anzapfen.
    »Du hast sie gefunden«, sagte Xerxadrea missgelaunt.
    Menessos setzte sich. »Ja, und zwar vor dir.« Schon stand er da und bürstete Stroh von seinem maßgeschneiderten Anzug.
    Ich war bestürzt. Ich hatte nicht gespürt, dass sie auf die Linie zugegriffen hatte. Ich hatte sie auch keinen Zauber oder sonst etwas flüstern hören. Vielleicht hatte sie das ja gleichzeitig mit dem Öffnen der Kellertür erledigt.
    »Wenn sie mir das Taschentuch zurückgibt, übergebe ich dir Ruya.«
    Er kam aus dem Zwinger und legte ihr leicht die Hände auf die zarten Schultern. »Diese Wette ist Jahrzehnte alt! Ich verlange keinen Ausgleich mehr. Du brauchst Ruya.« Er fuhr sanft über ihr schneeweißes Haar und einen Teil ihres langen Zopfs. »Ich wollte damals nur, dass du Ruya setzt, weil ich dir wehtun wollte. Aber daran liegt mir nichts mehr.«
    »Dann sind deine Wunden besser verheilt als meine«, hauchte sie.
    »Ja, und deshalb gibt es keinen Grund, dich zu verletzen. Es … tut mir leid, Xerxadrea.«
    Sie hatten gewettet, wer von ihnen die Lustrata finden würde, und mithilfe des Taschentuchs hatte er seinen Gewinn einstreichen wollen? »Du hast ihr während des Eximiums gesagt, dass ich die Lustrata bin?«
    Xerxadrea sagte über die Schulter: »Ich wusste zuerst nicht, welche Kandidatin es war.« Dann schien ihr etwas einzufallen. »Ich sagte dir doch, dass er früher mal eine Schwäche für mich hatte – so wie heute für dich.«
    Und ich hatte geglaubt, dass sie einander geliebt hatten oder dass er sie zu seiner Hofhexe hatte machen wollen und fälschlicherweise angenommen, ihre Stellung im Hexenältestenrat WEC unterstreiche ihre Abneigung gegen ihn. Aber davon war anscheinend nie die Rede gewesen. »Er hat dich für die Lustrata gehalten.«
    »Das ist lange her«, sagte er und streichelte ihre runzelige Wange.
    »Besser du als ich, Persephone.« Sie wandte sich wieder Menessos zu. »Ich habe die Wette verloren. Versprich, dass du Ruya gut behandelst.«
    »Ich habe das Taschentuch verbrannt, Xerx.«
    »Warum?«
    »Weil ich nicht riskieren wollte, dass die Feen es in die Finger bekommen.«
    Xerxadrea wich vor ihm zurück. »Das war ein Versehen.« Zum ersten Mal, seit ich sie kannte, hörte sie sich so alt an, wie sie wirklich war.
    »Das weiß ich.« Er sprach

Weitere Kostenlose Bücher