Feenring (German Edition)
Tötung einer adligen Fee stehen Folter und Tod.«
»Folter und Tod?« Cerebrosus war an Menessos gebunden gewesen. Er war ein Adliger gewesen, und ich hatte ihn getötet! »Verdammt!« Eiseskälte fuhr mir in die Magengrube.
»Genau.«
»Dir nachzustellen bringt sie ihrem Ziel kein Stück näher, aber sie haben dich schon einmal benutzt, um den WEC ins Visier zu nehmen«, sagte Xerxadrea. »Wenn wir dich auch benutzen, werden die Hexen viel leichter verhandeln können.«
»Wie das?« Ich hatte mich schon beim ersten Mal nicht gerne benutzen lassen und verspürte erst recht keine Lust, mich freiwillig auf eine zweite Runde einzulassen.
»Ich bin der, den sie tot sehen wollen, damit sie sich von ihren Banden befreien können«, erklärte Menessos. »Da werden sie sich die Gelegenheit, dem WEC meine Auslieferung abzuverlangen, nicht entgehen lassen.«
»Der WEC kann sie dazu bringen, dich auszuliefern, um in Sachen Lustrata die Gunst des Rates zu gewinnen.« Xerxadrea blickte entzückt. »So wird’s gehen.«
»Augenblick mal«, wandte ich mich an Xerxadrea. »Ich werde Menessos sicher nicht an Feen ausliefern, die ihn vernichten wollen!« Ich drehte mich zu dem Vampir um. »Verdammt, lass sie doch ziehen. Durchschneide die Bande und lass den Dingen ihren Lauf.«
»Wenn es so einfach wäre, hätte ich es schon getan.«
Ich hatte die Chance gehabt, mich von Menessos zu lösen – und mich dagegen entschieden. Angst schnürte mir die Kehle zu. Ich schnarrte: »Warum ist es nicht so einfach?«
»Weil sie an meine Existenz gebunden sind, Persephone.«
Als mir klar wurde, dass es keinen Ausweg gab, geriet ich in Panik. »Anfangs war mein Leben an dich gebunden. Tu, was ich tat … «
»Persephone!« Seine flüsternde Stimme beruhigte mich. »Du hast an dem festgehalten, was du bist. Du konntest diesen Preis nicht bezahlen«, sagte Menessos. »Wie kommst du darauf, dass ich es könnte?«
Endlich traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Das Band umzukehren würde nur bedeuten, dass die Feen sich durch Menessos’ Vernichtung davon befreien würden. Ich war zwar seine Herrin, doch meine Unwissenheit bewies, wie wenig ich dieser Rolle gewachsen war. Ich gab mir Mühe, meine Furcht zu beherrschen, und begrub sie irgendwo tief in mir.
In einer besänftigenden, aufrichtigen und unschuldigen Geste, der ich nichts entgegenzusetzen hatte, nahm Menessos meine Arme. Seine Berührung ließ meinen Körper erschauern und erfüllte ihn mit einer Wärme, die wie dickflüssiger Sonnenschein in meine Knochen sickerte. Aus meiner Seele rief es: »Mein!«
»Ihr Tod würde … « Ich verstummte, als mir aufging, was ich sagen wollte. »Aquula.« Menessos nickte würdevoll. Die Wasserfee hatte mir Beistand geleistet, und sie war in Menessos verliebt. Ich konnte sie unmöglich ermorden. Ich konnte auch niemanden bitten, das für mich zu tun. Nicht mal, um Menessos’ Leben zu retten.
»Persephone.«
»Nein«, antwortete ich entschieden. Dann schloss ich Menessos in die Arme und wünschte mir, ihn allein dadurch schützen zu können. »Ich kann nicht zulassen, dass sie dich mir nehmen.«
Menessos genoss meine Umarmung wie einen Triumph. Ich fühlte mich, als kehre ein Teil von mir, an dessen Fehlen ich mich bereits gewöhnt hatte, an seinen Platz zurück. Wir harmonierten so gut …
»Dass du so erpicht darauf bist, mich zu beschützen, schmeichelt mir«, flüsterte er.
Da fuhr uns Xerxadrea, die seit einigen Minuten geschwiegen hatte, in die Parade. »Komm, Persephone, es wird Zeit, dass wir wieder nach oben gehen.«
Menessos glitt aus meinen Armen und wandte sich wieder dem Zwinger zu, um weiter so zu tun, als sei er tot. Möglicherweise suchte er aber auch echten Schlaf. Schließlich war er die ganze Nacht auf den Beinen gewesen, und normalerweise behielt er seine Gewohnheiten bei.
Nachdem die Kellertür verschlossen war, führte ich Xerxadrea ums Haus. Sie wisperte: »Jetzt müssen wir meinem Lucusi eine gute Show liefern. Ich nehme an, du kennst deine Rolle.«
»Ja.«
»Er muss dich so schnell wie möglich zu seiner Erus Veneficus machen. Dann musst du von hier weg, um die Feen zu überzeugen.« Sie sprach und bewegte sich eilig, als schnaube sie vor Wut. »Sag ihm, er muss sich mit den Medien in Verbindung setzen, damit sie darüber berichten.«
»Warum damit an die Öffentlichkeit gehen?«
»Das gibt uns einen Anlass, uns öffentlich von dir zu distanzieren.« Wir erklommen die Treppenstufen zur Veranda. »In den
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