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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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sanft, ohne Vorwurf.
    Xerxadrea schwieg.
    Ich durchbrach das Schweigen, das uns umgab, mit einer Frage: »Wie kam es dazu, dass diese Feen an dich gebunden sind?«
    »Das ist eine sehr lange Geschichte.«
    »Ich bin geduldig.« Das war gelogen, aber er musste mir die Wahrheit sagen, so oder so.
    »Weißt du, was über die Flüche im Kodex steht?«
    »Ja. Es war einmal eine Priesterin namens Una, die zwei Liebhaber hatte. Dann trat ein Fremder auf den Plan, der von einem neuen Gott berichtete, sich in sie verliebte und alle drei verfluchte, als sie ihn zurückwies.«
    »Ja, aber das meiste gelangte gar nicht in den Kodex. Una und ihre Liebhaber wollten herausfinden, wie sie ihre Flüche brechen konnten«, sagte er. »Mithilfe ihrer Zauberkraft erforschten sie … « Er hielt inne, offenbar suchte er nach den richtigen Worten, mit denen er mir etwas erklären konnte, das ich wahrscheinlich sowieso nicht verstehen würde. »Sie erforschten verschiedene Astralbezirke und stießen dabei schließlich auf das Feenvolk. Die Feen suchten damals eine neue Heimat.«
    »Warum?«
    »Die Feen hatten in ihrer Welt einige Fehlentscheidungen getroffen und versuchten, sie zu korrigieren.« Er tat das ab wie eine unwichtige Einzelheit.
    »Nicht so ungenau, Menessos. Ich muss einen Krieg verhindern. Was für Fehlentscheidungen hatten sie getroffen?«
    »Das spielt wirklich keine Rolle.« Der Vampir begann, auf und ab zu gehen. »Una und ihre Liebhaber kamen überein, den Feen Zutritt zu dieser Welt zu gewähren – als Gegenleistung verlangten sie, dass sie ihre Flüche brächen. Die Feen wussten nicht, wie sie das anstellen sollten, versprachen aber, sie in Tiefenmagie und Zauberei zu unterweisen. Außerdem erklärten sich die Feen einverstanden, ihre magischen Riten zu schützen. Bis sie einen Weg finden würden, die Flüche zu brechen, wurden die vier obersten Feen an Una und ihre Liebhaber gebunden – und so schützen die Mächtigsten die Mächtigsten.«
    Eigentlich hatte dieser uralte »Fluch« zu hochinfektiösen Viren geführt: Vampirismus und Lykanthropie. Aber die Wissenschaft hatte die Geschichte ihrer magischen Aura beraubt. Ich sagte: »Heilung gibt es nicht … «
    »Die Ironie der Geschichte ist«, nahm Menessos den Faden wieder auf, »dass Una und ihre Liebhaber ihrerseits ein Geheimnis behüteten, von dem sie jedoch keine Ahnung hatten. Denn sie waren sich des wahren Ausmaßes ihrer Flüche nicht bewusst und kamen erst im Laufe der Jahre dahinter. Weißt du, die Feen meinten nämlich, ihr Band würde mit dem Tod der Sterblichen enden … bloß, dass einer von ihnen nicht mehr sterblich war.«
    »Der Vampir«, sagte ich.
    Da verstand ich, was ich nicht wahrhaben wollte. Das Rätsel, das Menessos seit unserem ersten Tag umgeben hatte, war gelöst. Ich starrte ihn wie vom Donner gerührt an.
    Menessos war der Hexenkunst mächtig. Er roch nicht wie andere Vampire, und obgleich er seit Tagesbeginn eigentlich hätte »tot« sein müssen, hatte Xerxadrea, um ihn zu wecken, nicht auf die Leylinie zugreifen müssen.
    »Du.« Ich hauchte das Wort mehr, als dass ich es sagte.
    Als er das Standbein wechselte, schabte sein Fuß über den Beton des Kellerbodens, doch er schwieg.
    »Du warst dabei? Du hast sie eingelassen, du … « Ich bekam kaum noch Luft, mein Herz hämmerte in meiner Brust. »Du warst der Erste, und du bist nie … nie gestorben.«
    Und Menessos lebte immer noch.

4
    »Abertausende haben ihr Leben gelassen, um meinen Fluch mit mir zu teilen, doch niemand unter ihnen weiß, was ihr beide jetzt wisst«, sagte Menessos.
    Es war unfassbar. Fast zumindest. Xerxadrea hatte gesagt, er habe den Stoff, aus dem diese Welt gewirkt war, getragen, bis er fadenscheinig geworden war. Seit Äonen, hatte sie gesagt. Was ich aber nicht wörtlich genommen hatte.
    »Die Feen, die an mich gebunden wurden, gehören zu ihrer Königsfamilie, Persephone. Sie wollten ihre Bande an mich genauso nachdrücklich abstreifen, wie ich vordem meinen Fluch unwirksam machen wollte. Als die Hexen vor vierzig Jahren mit dem Konkordat von Munus einwilligten, sich zum Schutz ihrer Magie lieber auf die Naturkräfte zu verlassen, schwor ich, sie selbst nicht in Anspruch zu nehmen. Das Konkordat war für mich nicht bindend, mein Versprechen war nur eine Geste … um den Frieden zu wahren.« Menessos sah Xerxadrea an. Etwas Unausgesprochenes ging zwischen ihnen vor.
    Friede. Gleichgewicht. Als Lustrata war es an mir, beides herbeizuführen. So oder so war

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