Feenring (German Edition)
kochst, und Beverley und ich waschen ab. Abgemacht?«
»Abgemacht. Irgendwelche Sonderwünsche?«
Fast wäre mir ein »Egal« entschlüpft, doch ich sah den Glanz in ihren Augen. Sie wollte für mich kochen. »Ist noch was von deinem Colcannon übrig?« Nana hatte uns an Halloween ihre wundervolle, wenn auch nicht ganz originalgetreue Variante des Gerichts aus Kartoffelpüree und Weißkohl aufgetischt.
»Resteessen?«
»Es ist deine Spezialität. Die hätte ich gern, ehe ich losmuss.«
Sie nickte.
»Nana? Versprichst du mir, die Treppe nur zu benutzen, wenn es nicht anders geht?« Ich hatte ihre Kristallkugel genommen und in einer Schuhschachtel in meinem Kleiderschrank versteckt, aber das hatte ihr Knie auch nicht geheilt. Leider wirkte sich die Hellseherei schädlich auf den Körper aus. »Lass die Hellseherei.« Mein Blick signalisierte ihr, dass ich sehr wohl über ihre Praktiken, ohne den Kristall in die Zukunft zu sehen, Bescheid wusste.
»Versprochen.«
Schlurfend entfernte sie sich von der Tür. Ich legte den Blutstein zu meinem übrigen Gepäck, nahm die Kristallkugel aus dem Schrank und verstaute auch sie, samt Schuhschachtel und allem. Nana war zuzutrauen, dass sie während meiner Abwesenheit mein Zimmer durchwühlte und die Kristallkugel fand. Sie konnte zwar auch mit einer Glasflasche und Weihwasser prophezeien, doch ich betete, dass sie sich durch nichts in Versuchung führen lassen würde.
Obwohl Kartoffelpüree zu meinen Lieblingsspeisen gehörte, rebellierte mein emotional gebeutelter Magen gegen allzu viel Essen. Anschließend räumten Beverley und ich die Küche auf, und als ich meinen Hexenbesen und meinen mit Klamotten und allem, was ich für die Zauberei benötigte, gefüllten Koffer nach unten schleppte, trug Beverley mir mein Reisenecessaire nach.
In zwanzig Minuten würde die Sonne untergehen. Wir hatten noch ein bisschen Zeit. »So, alles gepackt, Hausaufgaben erledigt. Wollen wir Quartett spielen?«
»Klar. Du machst die Stimmen?«
»Welche Stimmen?«
»Johnny sagt nie nur ›Quartett‹, er sagt immer: ›Mann, komm in die Gänge und löchre mich endlich mit deiner gottverdammten Karte!‹« Sie imitierte seine Vorstellung von einem Hillbilly in Perfektion. Dann schaltete sie auf britisches Englisch um und rief: »Meine Güte, alter Freund, Sie sollten allmählich mal ein Quartett zusammenbekommen!«
Zwanzig Minuten später schütteten wir uns vor Lachen aus, als Johnny hereinkam und die Haustür offen ließ. Der Fliegendraht schlug zu, ließ aber einen neblig-kühlen Luftzug hinter ihm durch. »Hört sich an, als stiehlt mir hier jemand die Show.« Er nahm mich in den Arm und fragte Beverley: »Hast du die Matheaufgaben gemacht?«
»Ja.«
Darauf folgte das obligatorische Abklatschen.
»Bist du fertig?«
Ehe Johnny Auskunft geben konnte, kreischte sein Mobiltelefon wie ein Luftalarm. Sofort riss er es aus der Hosentasche. »Scheibenkleister!« Im Sinne des Jugendschutzes bremste er seine Ausdrucksweise. Nana hatte ihm angedroht, ein Sparschwein aufzustellen, in das er nach jedem Fluch etwas hineinwerfen müsse.
»Was gibt’s?«
»Ich habe das ganz vergessen. Die Band gibt heute ein Radiointerview.«
Auch wenn er beteuert hatte, dass er mich der Band vorziehen würde, hatte ich nicht die Absicht, ihn darauf festzunageln. Ich war zuversichtlich, dass er beides bis zu dem Tag, an dem es nicht mehr anders ging, gekonnt unter einen Hut bekommen würde. »Wann?«
»Um zwanzig Uhr.« Er drückte ein paar Tasten an seinem Mobiltelefon. »Das schaffe ich so gerade.« Er schaute flehend. »Ich kann die Jungs unmöglich hängen lassen. Schließlich habe ich das Interview arrangiert.«
Ich war nicht scharf drauf, allein in Menessos’ Zuflucht aufzuschlagen, andererseits wollte ich es Johnny nicht noch schwerer machen. Ich hoffte inständig, dass er seine Jungs nie würde hängen lassen müssen. Also nickte ich.
»Kein Problem, Johnny«, verkündete Menessos’ Stimme, als der Vampir zur Tür herein schlenderte. »Du kannst ja zu uns stoßen, sobald du so weit bist.« Dabei ließ er sein anzügliches, fröhliches Grinsen aufblitzen.
7
Während Menessos Johnny die Adresse seiner Zuflucht nannte, zog ich mein frisch gewaschenes kupferrotes Henley-Shirt und meinen braunen Blazer an. Wie ich zugeben musste, fühlte ich mich, als sollte ich Menessos’ Familie vorgestellt werden. Obwohl es mir selbst albern vorkam, wollte ich einen guten Eindruck machen.
Als ich herunterkam,
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