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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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umarmte mich Johnny, drückte mir rasch ein Küsschen auf die Wange und flüsterte: »Das dauert bis zehn. Danach komme ich, so schnell ich kann.« Dann küsste er mich auf den Mund. Wenn Beverley nicht gekichert hätte, wäre möglicherweise etwas Lustvolleres daraus geworden, doch so ließen wir es dabei bewenden.
    Ich begleitete ihn nach draußen. Es schüttete nicht mehr, der Himmel war klar, es war frisch.
    Johnny deutete auf den Seesack auf der Veranda. »Das ist mein Koffer.« Das Ding war, wie Seesäcke das so an sich haben, ziemlich groß.
    »Den packe ich zu meinen Sachen.«
    »Lass deinen Lakaien ihn tragen.«
    »Johnny.«
    Er tat unschuldig und zuckte die Achseln. »Der ist schwer.«
    »Ja, klar.«
    Noch einmal schlang er seine schlanken Arme um mich und flüsterte: »Du bist der Chef, Red. Hab keine Angst, ihn das auch spüren zu lassen.«
    »Habe ich nicht.« Die Umarmung war zu schnell vorbei. »Ich bin nicht scharf darauf, da alleine hinzugehen, aber Angst habe ich auch nicht.«
    Er zwickte mich in die Wange. »So ist’s richtig.«
    Wie es sich für einen guten Liebhaber gehörte, verabschiedete er mich mit einem Kuss, bei dem sich meine Fußnägel aufrollten und der ein Feuerwerk in meinem Rücken entfachte. »Wir haben in der Zuflucht bestimmt ein Zimmer für uns«, flüsterte ich. »Unser zeitweiliger Umzug hat auch Vorteile.«
    »Wie soll ich verständlich über die Band palavern, während ich in Gedanken mit der Aussicht darauf beschäftigt bin?«
    Ich tippte ihm sanft gegen die Schläfe. »Pah. Lass dich im Studio mal hiervon lenken.« Dann fügte ich hinzu: »Ein Punkt für mich.«
    Er schrieb ihn mir auf der imaginären Tafel gut. »Sobald ich bei dir bin, gibt der da oben das Steuer wieder ab.« Ein tiefes, obszönes Knurren in meinem Ohr bildete den Abschluss.
    Als sein Motorrad die Straße hinabröhrte, ging ich wieder ins Haus. Nana lehnte in der Esszimmertür, rauchte und funkelte Menessos düster an. Er wirkte ein bisschen belämmert. »Was habe ich verpasst?«
    Niemand würdigte mich einer Antwort.
    Beverley petzte: »Er hat ihr ein Kompliment wegen ihrer Bluse gemacht.«
    »Sonst nichts?«
    »Sie hat zu ihm gesagt, er soll keinen komischen Vampirkram probieren.«
    »Oh.« Jetzt wurde es unangenehm. »Tja, ich stehe nicht auf Abschiede, also bringen wir’s hinter uns.«
    Nana legte ihre Zigarette in den Aschenbecher und kam mit offenen Armen auf mich zu. »Es ist das Richtige aus dem richtigen Grund, Nana, und es wird alles gut.«
    »Ich glaube dir.« Sie klopfte mir auf den Rücken.
    »Die Leute von der Baufirma sollten vorbeikommen und einen Kostenvoranschlag für die Umbauten abliefern. Ihre Termine und Arbeitszeiten stehen im Kalender, und die Haftnotizen im Buch reichen auf alle Fälle noch für drei Wochen … aber wahrscheinlich bin ich längst nicht so lange fort. Nimm sie, dann ist es fast, als wäre ich noch hier bei euch.«
    Nana trat zurück, und ich wandte mich Beverley zu, die sich mir ohne viel Elan näherte. Ich ging in die Knie, um mich von ihr drücken zu lassen. »Ich werde an dich denken, Kleines.«
    »Ich vermisse dich jetzt schon.«
    »Ich dich auch.« Nach dieser Umarmung hielt ich ihre Hände fest und sagte so ernst und aufrichtig wie nie: »Ich komme wieder, und dann steigt deine Party.«
    Als ihre Tränen flossen, brachen auch bei mir alle Dämme. »Ich muss los.« Ich richtete mich auf, nahm mein Gepäck auf und ging.
    * * *
    Als alles im Kofferraum meines Toyota Avalon verstaut war, stiegen wir ein. Menessos stieg hinten ein. Als er im Rückspiegel meine missvergnügte Miene sah, fragte er: »Was?«
    »Ich bin nicht dein Fahrer. Nach vorne mit dir.«
    »Tut mir leid. Gewohnheit.« Dann ließ er sich auf dem Beifahrersitz nieder.
    Am Ende der Auffahrt betätigte ich für die beiden winkenden Silhouetten auf der Veranda die Lichthupe. »Auf die I-71, richtig?« Meine Stimme klang belegt, ich kämpfte immer noch mit den Tränen. Verdammt. Schluss mit dem beschissenen Geflenne!
    »Ja.« Schon bald erkannte ich, dass Menessos mir nur im Notfall den Weg wies – wodurch im Auto auch noch ein unbehagliches Schweigen herrschte. Allerdings würde uns sein Vorgehen, auch wenn es meiner Detailversessenheit nicht sonderlich behagte, sicher auch ans Ziel bringen.
    Ich dachte über meinen gegenwärtigen Zustand nach. Es konnten nicht die Hormone sein. Die nächste Dosis Depo-Provera war nicht vor Weihnachten fällig. Die Krankenschwester, die die Zeitläufe kannte, hatte

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