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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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darüber gescherzt, dass ich mir damit selbst ein Geschenk machen würde. Es war nur ein Stressventil. » Es ist nicht so, dass du dein Zuhause aufgeben musst«, dachte ich, »und jetzt sag was, irgendwas!« Ich drückte das Gefühl weg und begann: »Hat die Zuflucht Internet, damit ich meine Kolumne schreiben kann?« Ich hatte meinen Laptop dabei.
    »Ja. Highspeed. W LAN . Du kannst gerne meinen Rechner benutzen.«
    Ich wollte entgegnen, ich wolle ihm nicht lästig fallen, hielt mich aber zurück. Scherten sich Meister darum, ob sie ihren Dienern lästig fielen? Ich fragte mich, ob mich mein extremes Gefühlsleben zu einer furchtbaren Meisterin machte.
    »Danke. Ich bin meinen Laptop gewöhnt.«
    Wieder Stille.
    »Erzähl mir von deinen Vampiren«, bat ich.
    »Alle Vampire … alle, überall, sind meine Vampire. Mein Fluch ist zu ihrem geworden. Sie sind mein Kummer und meine Freude. Meine Urenkel.«
    Ich holte Luft, um die Frage anders zu formulieren.
    »Versteh mich nicht falsch«, fuhr er fort, »ich habe noch nie mit einer Frau neues Leben gezeugt. Aber ich habe meine Art durch einen nachhaltigen, unzweifelhaftenSamen vorangebracht, der einer neuen Lebensform Tod und Wiedergeburt beschert. Doch zu viele meiner Nachfahren verprassen diese Gabe unter meinen Augen.«
    Diese kleine Rede kam mir vor wie das Stichwort zu Bachs »Toccata und Fuge in d-Moll«. Ich versuchte es noch mal: »Ich meinte die Vampire in deiner neuen Zuflucht. Wie ist es dort?«
    Er schmollte ein, zwei Herzschläge lang. »Meister führen ihre Zufluchten wie kleine Königreiche. Ihr Wort ist Gesetz. Doch nicht alle halten sich an dieselben Gesetze. In meiner privaten Zuflucht ist es niemandem gestattet, das erhaltene Geschenk mutwillig zu verschwenden. Du wirst erkennen, dass ich das Sagen habe, aber … «
    »Aber?«
    »… sie bedeuten mir viel, ehrlich, und ich glaube, dass ich den meisten auch viel bedeutete.«
    Es war wirklich, als würde ich seiner Familie vorgestellt. Da er das nicht weiter ausführte, fragte ich nach: »Was sind deine Gesetze?«
    »Meine Gesetze fußen auf der Anerkennung meiner unumschränkten Herrschaft und der Unterwerfung unter sie.« Damit wandte er sich mir zu. »Ich denke, du fängst an zu verstehen, dass, wer im Dunstkreis der Macht lebt, gewisse Erwartungen an den Machthaber zu hegen beginnt, und zwar nicht nur triviale. Meine Leute wollen beschützt werden und suchen die Förderung ihres Anführers. Meine Gesetze sind einfach und streng, und ich belohne prompt und großzügig.« Dann fügte er mit ironischem Behagen hinzu: »Ich genieße die Macht.«
    Das überraschte mich nicht. Was mich überraschte, war, dass er mich den Public Square im Stadtzentrum Clevelands ansteuern ließ.
    »Ich kenne mich zwar besser mit der Geschichte von Chicago oder New York aus, aber wie ich hörte, kann man die Worte May Company auf dem Haus da auch bei Tageslicht noch gut entziffern.«
    »Deine Zuflucht ist ein altes Kaufhaus?«
    »Technisch gesehen ja, aber wenn du genauer hinschaust, nicht.«
    »Was soll das denn wieder bedeuten?«
    »Das Kaufhaus reichte vom Erdgeschoss bis in die oberen Stockwerke. Aber dieses Bauwerk setzt sich interessanterweise bis tief unter die Erde fort, viel tiefer, als man meinen würde. Weißt du über die hiesige Geschichte Bescheid?«
    »Nicht so richtig.«
    »Möchtest du raten, was da unten ist?«
    »U-Bahnschächte?« Ich wollte nicht in Schächten und Räumen voller Ratten wohnen.
    »Nein. Unter dem Kaufhaus liegt ein verwaistes Theater, kaum mehr als eine Ruine. Die wir natürlich unseren Erfordernissen entsprechend renoviert haben. Man hielt es für eine Schande, ein so schönes, altes Bauwerk einfach abzureißen, also haben wir uns den Zustand der Baufälligkeit zunutze gemacht.«
    »Ein bisschen wie das Theater der Vampire bei Anne Rice, oder? Paris natürlich nicht inbegriffen.«
    »Immobilien unter der Erde sind rar gesät. Besonders in Metropolen an einem See. Wir hatten nicht viel Auswahl.«
    »Klar.«
    Er bedeutete mir, vor dem Gebäude rechts ranzufahren, im Grunde direkt an der Kreuzung Euclid und Roadway, wo drei Männer auf uns warteten – Männer, die unverblümt kundtaten, dass sie der gefährlichen Sorte angehörten. Mein Instinkt gebot mir, umzudrehen und schnell in die andere Richtung davonzufahren, doch da stieg Menessos auch schon aus und grüßte die drei. Als sie brav nickten, ging mir auf, dass es sich um Diener handelte. Mehr noch, sie waren Vampire.
    »Ihr zwei holt

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