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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Bücherregale wie Pferde mit Senkrücken, auf denen neben ein paar Dutzend Titeln auch schön gestaltete Tagebücher ausgestellt waren, die nur darauf warteten, dass sich ihnen jemand anvertraute. Neben der Registrierkasse befand sich ein weiterer, höherer Kleiderständer, an dem ein rundes Dutzend verwaister Kleiderbügel und ein einsamer, ziemlich dekorativer Mantel aus orangefarbenem Samt baumelten, dessen Säume im Flug flatternde Eulen und Fledermäuse zeigten. Etwas duftete nach Pfirsich.
    Da teilte eine Hand den Doppelvorhang hinter der Kasse, doch wer auch immer dort war, blieb im Schatten dahinter. »Kann ich helfen?« Eine Männerstimme. Tief und selbstbewusst.
    Wie hieß es doch gleich im Zauberer von Oz? »Achte nicht auf den Mann hinterm Vorhang.«
    »Sind Sie der Eigentümer?«
    »Sind Sie gekommen, um mir etwas zu verkaufen?«, fragte der Mann missgelaunt. »Wir brauchen nämlich keine Kaffeemaschinen, unentgeltlichen Zeitschriftenständer und Pfadfinderplätzchen.«
    Einen Moment lang blinzelte ich dümmlich. »Nein. Nichts davon. Man sagte mir, ich solle mit dem Eigentümer reden.«
    »Wer sagte das?«
    »Ich habe nicht vor, das jemandem zu verraten, der mir nicht mal sein Gesicht zeigen will.«
    Darauf trat ein Männchen mit einem langen, grauen Bart und kaum einem Haar auf dem Kopf hinter dem Vorhang hervor. Sein Schnurrbart war auf beiden Seiten gezwirbelt wie bei einem Zeichentrickschurken. Er trug ein blaues Hemd mit Button-down-Kragen, eine ausgeleierte graue Strickjacke und schwarze Hosen. Auf seiner Knollennase saß eine dicke Brille, rechteckig und mit Drahtgestell, deren linkes Glas unten auf ganzer Länge gesprungen war. Seine Augen dahinter blickten trüb.
    Ich dachte darüber nach, wie ein solches Männchen zu einer so tiefen Stimme kam. »Sind Sie der Eigentümer?«
    Er lachte. »Man hat sie hergeschickt, um den Eigentümer von Sturmhut & Absinth zu befragen, ja?« Er senkte Stimme und Kinn. Dann wies er mit einem langen Finger, den ein Ring mit einem gelblichen Zirkon zierte, auf mich. »Sie sind auf den Zauber aus«, stellte er verschlagen fest, als würden ihn seine Worte als mystischen Guru ausweisen.
    Ich hasste es, wenn Verkäufer ihre Kunden über einen Kamm schoren. So etwas gehörte sich nicht in der wahren Hexerei, trotzdem stieß ich allzu häufig auf Pseudoheiden (mein Wort für Leute, die aus falschen Gründen »Heiden spielten«), die den weisen Seher spielten, um irgendwas zu verscherbeln. »Der, der mich hergeschickt hat, lag anscheinend falsch. Sie sind ein Hochstapler.« Ich wollte zum Ausgang.
    Doch als ich zu dem Kleiderständer neben der Tür kam, hörte ich: »Er möglicherweise, ich aber nicht.«
    Die Stimme kannte ich. Sie hielt mich zurück. »Beau?«
    Er kam in Sicht, zwischen den üppigen Holztönen und in der trüben Beleuchtung hier wirkte sein wirres, weißes Haar noch heller. Wie bei unserer ersten Begegnung hatte er ein kariertes Flanellhemd an, dessen aufgerollte Ärmel die Thermounterwäsche darunter erkennen ließen. Nur, dass das Hemd diesmal blau und grün kariert war. Er streifte die Asche von einem Stumpen und steckte ihn wieder zwischen die Lippen. Dann schlug er auf eine Taste der Registrierkasse, worauf die Schublade aufsprang. »Geh ’n Kaffee trinken, Maurice.« Damit hielt er dem Bärtigen einen Fünfdollarschein hin. »Trink langsam.«
    Maurice nahm den Schein und kam Sekunden später auf dem Weg aus dem Laden an mir vorbei.
    »Was wollen Sie, Püppchen?«, rief Beau, als das Türglöckchen zu bimmeln aufhörte.
    Zögernd näherte ich mich wieder der Kasse. »Sie erinnern sich an mich?«
    »Klar, Johnny nennt Sie Red. Was wollen Sie?«
    »Gehört dieser Laden Ihnen?«
    »Ja. Warum?«
    »Man hat mich hergeschickt, um Sie etwas zu fragen.«
    »Johnny hat Sie geschickt?«
    »Nein. Er nicht, und ich hatte keine Ahnung, dass ich Sie hier treffen würde.«
    Er streifte die Asche vom Ende seiner Zigarre – ich nahm an, dass sie die Quelle des Pfirsichgeruchs war – und legte sie neben die Registrierkasse. Von irgendwo hinter dem roten Vorhang holte er seinen Gehstock hervor und wackelte steifbeinig am Tresen entlang zu einem Hocker. »Benötigen Sie irgendwelche … Kräuter?«
    Irgendwie klang das für mich so, als ginge er davon aus, dass ich ihm etwas zu rauchen abkaufen wollte. »Nein.« Allerdings wusste ich nicht, warum ich eigentlich hier war. »Zumindest glaube ich das nicht.«
    »Was?« Er blinzelte, als blende ihn die Sonne, so wie

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