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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Stein in einer eleganten Fassade ausgestellt. Über uns und zu beiden Seiten wuchsen sechs glatte Säulen mit reich verzierten Kapitellen in die Höhe, während der kunstvoll gearbeitete Fries aus grob behauenen Steinen die Horizontale bildete. Doch es war der riesige, gemauerte Bogen, dessen weibliche Anmutung alles zusammenhielt und die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Wie eine Frau, die wusste, wie sie ihre Figur betont, bezogen die Mauersteine ihren letzten Schliff aus ebenso faszinierenden wie verwickelten Details.
    Ich hatte den größten Teil meines Lebens in dieser Gegend zugebracht und trotzdem nicht mitbekommen, dass es ganz in meiner Nähe herrliche Denkmäler für die Sorgfalt und das Geschick gab, die Menschen einst auf Architektur verwendet hatten. »Danke, Mountain.«
    »Wofür?«
    »Dafür, dass Sie mich über die Superior geführt haben. Das hätte ich mir ungern entgehen lassen.«
    Er strahlte über beide Wangen. »Gern geschehen … Seph. Kommen Sie.«
    Mountain öffnete die Türen und ließ mich ein, wo ich abermals stehen blieb, um den Anblick auf mich wirken zu lassen. Das Bauwerk war innen ebenso distinguiert und ansehnlich wie außen. »Alle Achtung!«
    »Die beiden Gebäude hier sind durch die fünf Stockwerke hohe Arcade miteinander verbunden. Das Oberlicht misst mehr als neunzig Meter; da oben wurden tausendachthundert Glasscheiben verbaut.«
    Nachdem ich mich an der lang gestreckten Kuppel des Oberlichts sattgesehen hatte, schaute ich mir die Einzelheiten vor meiner Nase an: Alle vier Terrassen hatten gusseiserne Geländer, in die messingfarbene Straßenlaternen eingearbeitet waren, und der Gehweg war üppig von breitblättrigen Pflanzen gesäumt. Alles bestand aus Marmor, Gold oder Messing, während die Türen der Läden aus schimmerndem, zu den Goldtönen passendem Holz bestanden.
    »Wir sind hier in einem der ersten überdachten Einkaufszentren der USA , eröffnet 1890«, fügte er hinzu. »Es gab mehrere Geldgeber, aber der prominenteste war John D. Rockefeller.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Als der Boss auf der Suche nach zweckdienlichen Standorten für die Zuflucht nach Cleveland kam, habe ich ihn begleitet. Ich habe ein paar Wochen lang tagsüber recherchiert. Es gibt hier gute Büchereien. Haben Sie die Greifen bemerkt?« Er wies auf die Köpfe, die wie Wasserspeier über den Rand des obersten Stockwerks ragten.
    Wir durchquerten die Arcade, unter uns eine weitere Ebene – über uns deren zwei. Es gab jede Menge Leerstand, aber das tat meiner Begeisterung keinen Abbruch.
    Schließlich wies Mountain auf eine Tür, die dem Eingang gegenüberlag, durch den wir gekommen waren. »Ich warte hier.«
    Er ließ sich auf einem Stühlchen vor einem Marmortisch am Geländer nieder. Hoffentlich war das Ding aus Gusseisen.
    Über der ersten Tür auf dieser Seite des, wie ich annahm, Eingangs Euclid prangten, genau wie Menessos gesagt hatte, die Worte STURMHUT & ABSINTH in goldenen und schwarzen Lettern, die sich um einen Rest Glanz bemühten, der ihnen in zahllosen Tagen abhanden gekommen war.
    Der Türknauf in meiner Hand drehte sich fast wie von selbst, ein Messingglöckchen bejubelte mein Eintreten. Drinnen roch es nach allem, was ich bei einem Hexenausstatter erwartet hätte. Neben mir sah ich mit Slogans bedruckte T-Shirts und einige Rüschenhemden – typische Hexenkleidung. Die hohe Decke ruhte auf dicken Säulen, der Mosaikboden der Arcade wich hier Holzparkett, das leise unter meinen Schritten knarrte.
    Doch vor allem zog mich die Rückwand des Raums in ihren Bann und ließ mich näher treten: Auf hohen, alten Regalen reihten sich wuchtige Gläser, etikettiert, die meisten von Spinnweben umgarnt, in denen sämtliche Kräuter, Blumen, Nüsse, Samen und Wurzeln aufbewahrt wurden, die man sich nur denken konnte.
    Rechts sah ich verschieden große geweihte Kerzen, Phiolen mit Essenzen sowie eine Fülle an Räucherwerk und -stäbchen. In die ungezählten Aromen mischten sich die metallische Penetranz voluminöser Eisenkessel und der erdige Geruch aus unterschiedlichem Stroh und Holz gefertigten Hexenbesen. Meine Nase wusste nicht, ob sie niesen oder genießen sollte.
    Ich ging weiter. Ich sah Behälter mit aufgetürmten ungeschliffenen Edelsteinen, Kisten voller Zauberstäbe, Kristallkugeln, Tarotkarten und Schmuckstücke. Es gab Skulpturen der Göttin, kleine Tierplastiken, feine Baumwollsäckchen, Glöckchen und aufgespulte Bänder in allen Farben. In der Ladenmitte schwankten

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