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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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hat mir ein besseres Angebot gemacht: Jetzt spende ich Blut und packe mit an. Im Gegenzug habe ich genug zu essen, ein Dach überm Kopf und ein Bett, in das ich reinpasse.«
    »Er nimmt Sie ganz schön ran.«
    »Ich habe lieber was zu tun, als wenn ich gar nichts zu tun habe.« Er hielt inne. »Was ist mit Ihnen? Was haben Sie aufgegeben, um bei ihm zu sein? Das heißt, falls es Ihnen nichts ausmacht, darüber zu reden.«
    »Gar nicht.« Da ich annahm, das interessiere ihn, erzählte ich ihm von meinem Land. »Ich besitze zwanzig Morgen, aber ich lebe nur in dem Bauernhaus und verpachte das Land an Bauern aus der Gegend, die Mais darauf anpflanzen. Ich hoffe, meine Rolle hier versetzt mich in die Lage, sicher wieder dorthin zurückzukehren.«
    Die Sonne war hinter Regenwolken verborgen, doch es hatte zu regnen aufgehört, also blieb meine Kapuze unten. Der Wind nahm dem Tag allerdings noch ein paar Extragrade. Ein Anfall von Genialität meinerseits, den Kapuzenpulli angezogen zu haben. »Haben Sie unter all den Vampiren nie Angst?«
    »Nein. Die verspotten alle Betrachter, vor allem die neuen. Weil ich so groß bin, haben sie mich am Anfang Blutmobil genannt. Aber was die Vampire austeilen, ist lange nicht so schrecklich, wie der Fettsack am Hamburgergrill zu sein. Es gibt Gesetze gegen Belästigung, klar, aber was kann ein vierundzwanzig Jahre alter Schichtleiter schon gegen seine Kundschaft ausrichten, meist verzogene Burschen, die seinen Koch durch den Kakao ziehen?«
    Die Vorstellung, dass sich die Hänseleien menschlicher Teenager weniger leicht wegstecken ließen als die von Vampiren, war irgendwie schräg. »Wie sind Sie zu dem Namen Mountain gekommen?«
    »Seit ich gezeichnet bin, hat meine Kraft zugenommen. Jetzt kriegt mich fast nichts mehr von der Stelle.«
    Daran hegte ich keinen Zweifel. »Meinen Sie, er wird Sie wandeln?«
    »Vampir will ich nicht sein.«
    Das verblüffte mich. »Aber die meisten Betrachter wollen das, oder?«
    Er antwortete nicht gleich. Ich sah ein Straßenschild, auf dem »Superior Avenue« stand.
    »He, müssen wir nicht zur Euclid? Menessos meinte, der Laden, wo ich hinmüsste, wäre direkt am Eingang Euclid.«
    »Aber der Eingang von der Superior aus ist viel schöner.«
    Da wollte ich das Ganze seinetwegen abkürzen, und er machte mir zuliebe einen Umweg. Er war echt ein Süßer. »Solange Sie den Weg kennen.«
    Ein Stück weiter den Gehsteig hinunter beantwortete er meine Frage. »Ich vermute, manche Betrachter wollen unsterblich sein. Ewig. Warum, weiß ich nicht.«
    »Ich dachte, das wäre immer so. Warum wollen Sie es nicht?«
    »Ich weiß, wo ich hingehöre. Ich war ganz unten, und wenn man sich so missachtet gefühlt hat, bleiben Narben zurück. Ich würde lieber sterben, als das noch mal durchzumachen, und wenn ich sterben sage, meine ich den wahren Tod. Ich will nicht untot sein. Ich gehöre nicht mal annähernd in die Oberliga. Warum sollte ich ewig so weitermachen wollen?«
    »Haben Sie keine Angst vor dem Sterben?«
    »Nein. Aber ja, die Betrachter, die unbedingt Vampire werden wollen, haben Angst davor. Das kann man ihnen an den Augen ablesen, und deshalb wird er sie auch nicht dazu machen.«
    »Wissen die das denn?«
    »Den meisten ist klar, dass es nicht dazu kommen wird. Wir sind nur starke Männer, die ihren Platz in der Gesellschaft verloren haben. Manche waren obdachlos und konnten sonst nirgends hin. Manchen stand die Diskriminierung im Arbeitsleben bis obenhin. Manche fanden keinen Weg rein, andere keinen Weg raus. Ein paar kamen nicht mit ihrer Scheidung klar, und eine Handvoll war einfach am Ende.« Er warf mir ein melancholisches, schiefes Grinsen zu, das so schnell verging, wie es gekommen war. »Der Boss hat jede Menge Gescheiterte in seinem Stall. Aber er belohnt harte Arbeit und die Gabe, das richtige Ziel ins Auge zu fassen.«
    Ich war ehrlich erstaunt. »Hm.«
    »Was?«
    »Ich weiß nicht, aber mir kommt es so vor, als würde man nur bei Vampiren Schutz suchen, wenn man auf eine Art sowieso schon auf dem absteigenden Ast ist. Ich hätte nicht gedacht, dass jemand ausgerechnet bei einem Vampir neu anfangen und Obdach suchen würde.«
    Mountain nickte mir zu. »Wissen Sie, warum wir ihn Boss nennen?«
    »Nein.«
    »Wir sind keine Sklaven. Wir verrichten anständige Arbeit, und er bezahlt uns gut dafür.«
    Ich nickte.
    »Wir sind da.« Mein Blick folgte seiner Geste, und ich blieb wie angewurzelt stehen. Vor mir waren alle schönen Eigenschaften von

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