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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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nicht durch die Neuigkeit vermasseln wollte, dass der Blutsauger sich eingemischt hatte.
    Nach dem Frühstück – zu seinem Vergnügen verputzte ich ganz alleine eine Scheibe Schinken – , musste er los. Er musste im Strictly-7-Lagerhaus auf besonderen Wunsch eine Gitarre montieren und anschließend die Schicht von dreizehn bis achtzehn Uhr in dem Musikladen übernehmen, wo er Gitarren verkaufte.
    Es regnete, also wandten wir uns an Mountain, der uns freundlicherweise einen anderen Betrachter schickte, um den Laufburschen zu spielen und meinen Wagen abzuholen. Johnny würde mit dem Avalon zur Arbeit fahren, während ich, weil die Arcade ganz in der Nähe lag, zu Fuß dorthin gehen wollte.
    Nach einem Vollbad und einer gründlichen Musterung der Klamotten, mit denen Menessos meinen Kleiderschrank vollgestopft hatte, entschied ich mich für eine Jeans aus meinem Koffer und ein langärmeliges weißes Baumwollhemd mit dekorativer Spitze am tiefen Ausschnitt. Als ich daran dachte, wie sehr die Nähe des Sees die Luft hier abkühlte, ergänzte ich meine Garderobe noch um einen dunklen Fleece-Kapuzenpulli unter meinem bräunlichen Blazer.
    Mountain erwartete mich im Konversationszimmer, wo er auf dem erbsengrünen Futon lag, den ich ihn zuvor schleppen gesehen hatte. Er setzte sich auf. »Der Boss meinte, ich soll Sie durch die Hintertür hinausbringen, Miss Hexe.« Er gähnte.
    »Haben Sie geschlafen?«
    »Ja, aber das ist schon in Ordnung.«
    »Lassen Sie mich den Weg nehmen, den ich kenne. Ruhen Sie sich aus.«
    »Geht nicht.«
    »Weshalb?«
    »Im Theater hängen sie gerade Sachen auf, da geht man jetzt besser nicht drunter durch. Nicht nötig, dass die Arbeiter bei Ihrem Anblick strammstehen, sonst fällt noch einer von der Leiter oder so.«
    »Oh. Alles klar.«
    Er schlenderte über die Hinterbühne. »Hier entlang.« Er führte mich zu einem riesengroßen Lastenaufzug, öffnete das Tor und ging hinein. »Hiermit hat man bei Gastspielen die Bühnenaufbauten nach unten transportiert.«
    Dieses Theater hatte seit Jahrzehnten niemand mehr bespielt. Also zögerte ich, ehe ich den Aufzug betrat. »Wie alt ist der Lift?«
    »Der Boss hat alles erneuern lassen, der Aufzug ist nur so schmutzig und ramponiert, weil wir damit jede Menge Schutt weggeschafft haben. Das hat seinen Preis.«
    Ich gab mich geschlagen, er schloss das Tor, und aufwärts ging’s. »Ich will dem Boss ja nicht widersprechen, aber als ich Sie mit meinen Fragen gelöchert habe, wollte ich Sie wirklich nicht auf den Arm nehmen. Ich hatte keine Ahnung.« Ich wollte nicht, dass er mich für ein Miststück hielt.
    »Die Regeln in so einer Zuflucht sind anfangs etwas kompliziert.« Der Aufzug kam ruckend zum Stehen, und Mountain schob das Tor auf. »Er fährt noch eine Etage höher, da war früher das Lager von dem Kaufhaus, aber wir steigen hier schon aus. Der Boss meinte, es wäre gut, wenn Sie auch den Hinterausgang kennen.« Mountain führte mich durch mehrere Flure, dann die Treppenstufen zum Kartenhäuschen hinauf, das inzwischen ebenfalls gereinigt und von Spinnweben befreit worden war.
    »Jetzt weiß ich, wo ich bin.«
    »Ich soll Sie begleiten, Miss Hexe, zu Ihrer Sicherheit.«
    Offenbar hatte er nach Schichtende geduscht, sein langer Pferdeschwanz war noch nass. Mit seinem Trikothemd huldigte er nun statt der Cleveland Browns den Cavaliers in den Farben Weinrot und Gold, darunter trug er ein langärmeliges schwarzes T-Shirt. Ich fühlte mich schuldig, weil er mich in seiner Freizeit begleitete, denn er musste hundemüde sein. Daher nahm ich mir vor, diese Exkursion so kurz wie möglich zu halten. »Gut, aber sobald wir das Vampirrevier hinter uns haben, nennen Sie mich Seph, klar?«
    »Gern.«
    Mountain öffnete die Tür, und da ich annahm, er werde den Kavalier spielen, wollte ich hindurchgehen. Doch er hob die Hand. »Ich gehe vor, um mich zu überzeugen, dass die Luft rein ist.« Er sah sich um, dann bedeutete er mir, zu ihm hinauszukommen.
    Mountain passte auf dem Weg wie ein Schießhund auf, aber ein Stadtbummel in tiefem Schweigen kam mir unhöflich vor. »Erzählen Sie mir was von sich, Mountain.«
    »Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen, aber Landarbeit war das Letzte, was ich wollte. Also hab ich in der Eisenhütte angefangen. Zwölf Jahre später starb mein Vater, aus dem Land wurden Grundstücke für ein Wohngebiet, und die Eisenhütte machte dicht. Mir blieb nichts anderes übrig, als in einer Hamburgerbraterei anzufangen. Der Boss

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