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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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Vergissmeinnichtaugen aufleuchten wie eine eisblaue Neonreklame. »Wie?«
    In meiner Angst war mein einziger Gedanke, dafür zu sorgen, dass er mich wieder losließ. Also griff ich innerlich nach seinen Kräften. Sofort kam Wind auf, und Energie löste sich aus seinem Inneren. Elektrizität erfasste ihn, wie sie zuvor Menessos erfasst hatte. Ich spürte mich von Eiswasser überspült.
    Goliath fuhr taumelnd zurück und ging in die Knie, während Menessos gepeinigt aufschrie. Ich kappte den Fluss so rasch, wie ich ihn heraufbeschworen hatte. Beide starrten mich an, doch Goliaths Verblüffung verwandelte sich rasch in Gehässigkeit.
    Heilige Scheiße! Beaus Talisman war ja echt der Hammer! Mit ihm konnte ich sofort auf diese Energie zugreifen. »Ich bin die Erus Veneficus«, erklärte ich. »Niemand rührt mich ohne Erlaubnis an.« Zu Menessos sagte ich: »Ich rufe Xerxadrea an, wie du es verlangt hast. Wir treffen uns in den Gärten.«
    Wenn ich mich beeilte, konnte ich Johnny noch einholen. Menessos’ Lage hatte ich gerade mit zwei Gedankenlosigkeiten verschlimmert. Vielleicht konnte ich Johnny besser helfen.
    Ich bahnte mir einen Weg zum Ausgang und querte die Bühne, ohne jedoch die Stufen zum Zuschauerraum hinunterzurennen. Schließlich waren die Nachrichtenleute noch da. Dann wand ich mich durch die tanzende Menge – der Mittelgang wimmelte inzwischen von Feiernden – und stolperte über ein Stuhlbein. Diese verflixten Plateausohlen! Jeden Schritt musste ich extra bedenken!
    Irgendwer fing mich auf, und ich fuhr herum, bereit, abermals meine Macht heraufzubeschwören, doch Risqué ließ mich los, kaum dass sie mich wieder auf die Beine gestellt hatte. »Warum die Eile? Ist der arme Wær verletzt?«, erkundigte sie sich, wobei sie fast schrie, um die Musik zu übertönen.
    »Menessos hat mir einen wichtigen Auftrag erteilt«, sagte ich und setzte meinen Weg rasch fort.
    In dem Augenblick, in dem ich aus der letzten Tür platzte, brauste ein Motorrad vorbei. Ich rannte über den Gehsteig, sah die Maschine aber nur noch die Euclid Avenue hinaufrollen und ließ den Kopf hängen.
    Das Motorrad kam mitten auf der Fahrbahn quietschend zum Stehen.
    Autohupen plärrten. Johnny zeigte jemandem den Mittelfinger und drehte sich zu mir um.
    Im nächsten Augenblick setzte er die Maschine auf den Bürgersteig und raste zu mir zurück. Es war Freitagabend, also gab es jede Menge Fußgänger, die sich gezwungen sahen, sich mit einem Sprung vor ihm in Sicherheit zu bringen. Er hielt direkt vor mir an. Höllisch besorgt, blutbefleckt, bekümmert und unter Zeitdruck, wie er war, nahm er sich die paar Sekunden, mich aufzulesen.
    »Du bist zurückgekommen.«
    »Schau dich mal an, Rotkäppchen. Welcher große, böse Wolf würde sich nicht gerne von deinen langen Beinen umklammern lassen?«
    Die Leute, die er ums Haar angefahren hätte, blieben jetzt stehen und begafften uns. Ich schwang – so sittsam wie möglich – ein Bein über den Sattel und setzte mich, und als Johnny wieder auf die Fahrbahn einbog, brachen dieselben Passanten in Beifallsrufe aus.
    * * *
    Als wir an einer roten Ampel standen, holte ich wieder den Protrepticus heraus. Als ich ihn aufklappte, schimpfte Samson los: »Das war echt fies, kleines Mädchen.«
    »Geschenkt, Sam. Ich habe keine Zeit. Gib mir Xerxadrea.« Als er grummelte, schrie ich: »Sofort, und am besten auf einer Privatleitung.«
    Dann hörte ich die Eldrenne sagen: »Ja?«
    »Kann ich frei sprechen?«
    »Diesmal ja.«
    Also richtete ich ihr Menessos’ Botschaft aus. »Ich bin bei Johnny. Wir wollen in den botanischen Gärten zu dir stoßen, aber ich weiß nicht, wie lange wir brauchen. Hast du eine Ahnung, wie lange Menessos benötigen wird, um die Leiche zu präparieren?«
    »Mindestens eine Stunde, höchstens zwei. Ich rufe dich an, sobald ich aufbreche.«
    »Das genügt mir«, sagte ich. Als die Ampel umsprang, sagte ich noch »Ich muss auflegen« und klappte das Telefon zu, als Johnny auch schon beschleunigte. Es war kalt auf dem Motorrad in dem dünnen, engen Fähnchen, das ich am Leib hatte, daher wickelte ich mich in den Mantel und achtete darauf, dass er nicht in die Speichen geriet. Ich nutzte die Zeit, um mir eine Strategie zu überlegen, wie ich mit Goliath umgehen sollte.
    Menessos hatte gegenwärtig genug Kummer, und ich hatte ihm nicht noch mehr zumuten wollen, indem ich jemandem schadete, der an ihn gebunden war. Die Macht, die einem als Herrin zufiel, war Furcht einflößend, vor

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