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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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ein Taxi rufen.«
    »Ich … « Er beendete den Satz nicht. Er wollte mitkommen, musste aber bleiben. Das wussten wir beide.
    Ich nickte. »Ich weiß. Wir werden schon ohne dich klarkommen.«
    »Kannst du das noch mal?«, fragte Todd. »Die Wandlung?«
    Johnny nickte müde. »Wenn ich muss.«
    »Sie werden es sehen müssen.«
    Beau zufolge konnte er sich, wenn seine Tätowierungen erst mal entfesselt waren, verwandeln, ohne sich derart anstrengen zu müssen, und dass er sich der Magie widersetzen und das alles tun konnte, hieß entweder, dass der die Tätowierungen lähmende Zauber bereits nachließ, oder dass Johnny noch mächtiger war, als jemand gedacht hätte. Wir mussten den Tätowierer finden. Doch solange Johnny, Menessos und ich Splitter unserer Seelen teilten, mussten wir das aufschieben. Ich musste mir seine Erinnerungen vornehmen. Diese Seelenteilung musste doch für alle Beteiligten so was wie ein Generalschlüssel sein. Ich würde mich mit meinem spirituellen Führer, dem Schakal Amenemhab, unterhalten müssen.
    Ich hörte, wie Samson sich in der Leitung laut räusperte, und drückte das Telefon wieder ans Ohr. »Ja?«
    »Die Lustrata fährt nicht Taxi, Süße. Vor allem nicht, wenn sie wie eine Supernutte angezogen ist. Dein Besen lehnt am Motorrad deines bösen Jungen.«
    Ich hatte den Besen in der Zuflucht gelassen. »Wie … «
    Sam verdrehte buchstäblich die Augen. »Musst du das wirklich fragen, Hexe?«
    * * *
    Beim Fliegen auf dem Besen entdeckte ich ein neues Problem. Mit den hohen Schaftstiefeln konnte ich unmöglich auf dem Besen sitzen, wie es sich gehört hätte, die Beine angewinkelt und die Füße unter dem Hinterteil. Menessos und ich mussten uns mal ausführlich über das Thema Schuhe unterhalten, ehe er dazu kam, mir in der Erwartung, dass ich sie trage, noch mal welche zu schicken.
    Über den Gärten hielt ich nach Bewegungen oder Leuten Ausschau. Der Mond stand fast voll am Himmel, doch Wolken zerstreuten sein Licht. Also musste ich mich auf die Straßenbeleuchtung längs des Wade Ovals und ihr durch die winterkahlen Bäume fallendes weiches Licht verlassen. Noch immer regte sich niemand in den Gärten. Ich ging tiefer und streifte am Rand des Gebietes entlang. Auf dem East Boulevard entdeckte ich zwei Schatten in Maßanzügen, in denen ich Menessos und seine rechte Hand Goliath erkannte.
    Verdammt, Goliath war hier.
    Menessos setzte über den Zaun der botanischen Gärten und landete neben der weißen Eiche. Der Zaun war nicht hoch, trotzdem war ich beeindruckt, dass so feiner Zwirn so etwas mitmachte, ohne dabei Schaden zu nehmen.
    Goliath reichte ihm augenscheinlich Aquulas bandagierte sterbliche Überreste, sprang dann selbst über den Zaun und nahm das Bündel im Innern der Gärten wieder an sich.
    Ich dachte daran zu warten, bis sich Xerxadrea blicken ließ, doch dann meldete sich mein Gewissen und erinnerte mich daran, dass ich die Lustrata war. Mich in Goliaths Gegenwart feige zu verhalten kam also nicht infrage. Also wünschte ich mich unter die Baumkronen – Hexenbesen gehorchten dem Willen ihrer Besitzerin – und landete hinter ihnen auf dem Fußgängerweg. Vielleicht konnte ich, wenn ich ihnen den Vortritt ließ, zeigen, dass ich ihnen nicht böse war.
    Menessos näherte sich mir, während Goliath, der die kleine Leiche wie ein Wickelkind hielt, demonstrative Gleichgültigkeit zur Schau trug. Obwohl ich ihn in die Knie gezwungen hatte, hielt er mich wahrscheinlich für blöd genug, ihm irgendeinen Vorteil zu verschaffen.
    »Zum Rosengarten«, sagte Menessos, »das hätte ihr gefallen.«
    Das war nicht mein erster Rundgang durch die Gärten, und da ich gerade erst einen Überflug absolviert hatte, setzte ich mich an die Spitze der Gruppe. Nach ein paar Schritten ging mir auf, wie dumm ich mich verhielt: Die Vampire kamen im Dunkel der Gärten besser zurecht als ich, und da ich mich mit den unbequemen Stiefeln herumschlagen musste, hielt ich uns nur auf. Ich folgte Steinstufen, die, als der Weg immer steiler wurde, Eisenbahnschwellen wichen. Unten umgingen wir eine trockene Tanne, kamen an von Hecken umfriedeten Rabatten vorbei und gelangten schließlich zu sanft ansteigenden, abgerundeten Betonstufen, die zu einem schmiedeeisernen Tor zwischen zwei Steinsäulen führten.
    Im Sommer war der Fußweg vom breiten, wuchernden Laub der Taglilien gesäumt, doch anscheinend hatten die Gärtner die Beete bereits winterfest gemacht. Im Dunkeln wirkten die leeren Flächen an diesem

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