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Feenring (German Edition)

Feenring (German Edition)

Titel: Feenring (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Robertson
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ich dich zur Hälfte verwandle, Schlampe, was auch immer dabei herauskommt. Wahrscheinlich würdest du dann sogar besser aussehen.«

25
    Johnnys Hand schloss sich um meinen Arm. Ich hatte den Energieschwall, als er wieder Menschengestalt angenommen hatte, gar nicht bemerkt.
    Er zog mich von Cammi weg und führte mich nach hinten. Leute beeilten sich, uns Platz zu machen, na ja, wohl eher ihm. »Raus«, beschied er den Wæren, die sich dort herumtrieben. Dann schob er mich zur Hintertür.
    Ich sah durchs Glas, fasste das Fliegengitter darin ins Auge. Ein loses Drahtgeflecht. »Dort webt sie bei Tag und Nacht ein Zaubertuch.« Ich dachte an Tennysons Gedicht. Regelmäßige, kleine, quadratische Zwischenräume im Glas, aber Trapeze im Spinnennetz. Die einen hielten Fliegen ab, die anderen fingen sie als Beute. Mein Leben brauchte dringend ein Fliegengitter, um das Ungeziefer fernzuhalten, stattdessen hatte ich ein Netz gesponnen. Ich konnte nicht erkennen, wie alles, was darin hängen blieb, mich nähren sollte.
    Mein Ausbruch in der Bar, ging mir auf, war meiner Seelennot geschuldet, der Angst, dem Verlust, dem Schmerz, der sich ein Ventil suchte. Ich konnte nicht alles einfach so wegstecken, aber ich hatte auch nicht vor, mir durch Gewalt Erleichterung zu verschaffen, und nun, da ich fast mit Johnny alleine war, kamen mir sofort wieder die Tränen. Verdammt, jetzt bloß nicht heulen.
    »Red?«
    »Ja.« Ich streifte den müden, geistesabwesenden Zustand ab. Johnny stand nackt neben mir.
    »Nimm dir nicht so zu Herzen, was sie gesagt hat.«
    »Um sie geht’s gar nicht.« Mich wappnend biss ich die Zähne zusammen.
    Er musste mich für wütend gehalten haben. »He, ich bin froh, dass du zurückgekommen bist … « Er kniff mir in die Wange. »… aber du solltest momentan lieber nicht hier sein.«
    »Ich weiß, aber ich musste kommen. Ich muss dir etwas sagen.«
    »Du kannst es aussprechen«, machte ich mir innerlich Mut. »Ohne dass dir die Tränen kommen.«
    »Was denn?«
    Ich platzte heraus: »Xerxadrea ist tot!«
    »Was?« Zuerst fiel ihm die Kinnlade herunter, dann schloss er mich in die Arme.
    Wieder drohten die Tränen zu fließen. Nicht hier. Die Wærwölfe würden mich schluchzen hören, und Schluchzen würden sie niemals akzeptieren. »Nachdem wir Aquula beigesetzt hatten, wurden wir von den Feen angegriffen.«
    Er fuhr zurück und musterte mich erneut. »Geht’s dir gut?«
    »Ja. Aber nur, weil Xerxadrea sich für mich geopfert hat.«
    Die Tränen gewannen. Ich barg mein Gesicht an seiner nackten Brust, und er zog mich an sich. Ich unterdrückte meine Reaktion, verhielt mich so still wie möglich und redete mir ein, es nur mit einer unbedeutenden Überreaktion zu tun zu haben. »Lass ein paar Tränen fließen, damit du dir den Rest verkneifen kannst«, sagte ich mir. Schließlich war das noch nicht alles, was ich ihm zu sagen hatte.
    Einen Augenblick später fand ich in seinen starken Armen die Kraft, die Wasserspiele abzuschalten und den Tränenfluss abrupt zu stoppen. Nun zu dem eigentlichen Problem, dem wir uns stellen mussten. »Johnny, sie hatte einen Plan, aber was auch immer sie vorhatte, hat sich mit ihrem Tod erledigt.« Ich wischte mir übers Gesicht. Seine Umarmung lockerte sich, ohne dass er sich ganz von mir löste. Ich fuhr fort: »Wir haben circa dreißig Stunden Zeit, um uns etwas einfallen zu lassen. Ich weiß, dass du hier sein musst, damit die Wærwölfe trauern können, aber … «
    »Sie haben über den Daumen gepeilt eine halbe Stunde um Ig getrauert. Die Feier da … « Er deutete Richtung Bar. »… gilt dem Umstand, dass der Domn Lup aus den Reihen des Rudels kommt.«
    Damit ergaben das Zechgelage und die Tanzerei einen Sinn. Ich nickte.
    »Ich kehre, sobald ich kann, in die Zuflucht zurück, ja?«
    Ich wollte ihm in diesem Augenblick noch so viel sagen, aber das konnte auch noch ein bisschen warten. Ich hatte keine Lust, mich noch mal durch die Wæerwolfschar zu drängen und griff daher nach der Hintertür. »Ich gehe hinten rum raus.«
    »Ich würde dich ja begleiten, aber draußen ist es kalt, ich weiß nicht, wo meine Jeans sind, und es wäre mir peinlich, wenn du mit ansehen müsstest, wie ich unvermeidlich zusammenschrumpfe.«
    Ich lächelte und hauchte: »Verändere dich bitte, bitte nie.«
    Johnny zog mich zu einem unerwarteten Kuss an sich, und ich klammerte mich kein bisschen heldenmütig an ihn. Er drückte seine weichen Lippen auf meine. Meine Haut begann, samtweich zu

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