Feentod
gehen zu lassen. In so einer romantischen Nacht!«
»Er war ganz Gentleman.« Noraya musste leise lachen, als sie sich erinnerte, wie sie Faris gerade noch daran hindern konnte, sie auf den Mund zu küssen.
»Faris ein Gentleman? Das sind ja Neuigkeiten.« Staff klang wenig überzeugt. »Kumpel, das musst du mir bei Gelegenheit mal erklären«, flüsterte er Faris halb laut ins Ohr. Noraya musterte Staff verstohlen von der Seite. Hatte er nicht behauptet, gar nicht so gut mit Faris befreundet zu sein? Hier wirkte er auf einmal sehr vertraut mit ihm.
Ehe Noraya sich weiter wundern konnte, ertönte plötzlich eine tiefe Stimme hinter ihnen: »Oh, so viel Besuch heute?«
Noraya blickte sich um und wäre vor Schreck beinahe vom Stuhl gefallen â vor der blauen Trennwand stand Faris.
14.
H i Tarek«, Staff hielt Farisâ Ebenbild zur BegrüÃung die Hand entgegen. Wie angewurzelt stand Noraya am FuÃende des Bettes und beobachtete die Szene. Langsam beruhigte sich ihr Pulsschlag wieder.
»Darf ich vorstellen, Farisâ Bruder Tarek.«
»Dann bist du also das Mädchen, mit dem Faris kurz vor seinem Unfall zusammen war?«
»Ja, ich, ich, ich bin Noraya«, brachte sie nach kurzem Zögern hervor. Langsam lieà sie den Blick zwischen den beiden Brüdern hin- und herwandern. Auch wenn der eine von ihnen mit geschlossenen Augen im Bett lag und der andere putzmunter vor ihr stand, sahen sie sich wirklich zum Verwechseln ähnlich.
Tarek schien von ihrer Unsicherheit nichts mitzubekommen. »Wie schön, dass du gekommen bist«, lachte er. »Darf ich dich was fragen?« Noraya nickte. »Wie war Faris drauf an dem Abend. War er glücklich?«
Noraya überlegte. Was sollte sie sagen? Faris hatte einen zufriedenen und gut gelaunten Eindruck auf sie gemacht. Aber ob er glücklich gewesen war, das konnte sie beim besten Willen nicht sagen. Unschlüssig zuckte sie mit den Schultern. »Soweit ich das beurteilen kann, ging es ihm gut. Er hat gelacht.«
»Und ⦠habt ihr euch, das ist jetzt vielleicht etwas intim, aber, habt ihr euch geküsst?« Tarek sah ihr direkt in die Augen und Noraya spürte gleich, wie ihr unter seinem forschenden Blick die Röte warm ins Gesicht stieg.
Dennoch antwortete sie mit belegter Stimme: »Nicht richtig. Also nicht auf den Mund. Wir hatten nichts miteinander, wenn du das meinst. Er hat mich lediglich zum Zeltplatz gebracht. Mehr nicht.«
Jetzt war es Tarek, der sichtlich rot wurde. »Sorry. Ich wollte nicht⦠ich dachte nur, du und mein Bruder, ihr â¦Â«, stotterte er, bis Staff ihn aus seiner unangenehmen Lage rettete. »Wen dein Bruder wie und wann geküsst hat, das wird er dir ja hoffentlich bald selbst berichten können.«
»Und spätestens dann werden wir auch erfahren, welches Schwein ihm das angetan hat!« Tarek war deutlich anzumerken, wie sehr ihn das Schicksal seines Bruders aufwühlte. Noraya konnte das gut verstehen. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, wie sie reagieren würde, wenn jemand Helia so etwas antun würde.
»Gibt es Neuigkeiten von den Ãrzten?«, warf Staff ein.
»Na ja. Sein Zustand ist stabil. Der Hirndruck auch, sagen sie. Was wohl ein gutes Zeichen ist. Sie überlegen sogar, ob sie ihn bald aus dem künstlichen Koma holen.«
»Mensch, das klingt doch gut.« Staff legte Tarek freundschaftlich einen Arm um die Schulter.
»Ich denke, ich gehe dann auch mal wieder«, meldete sich Noraya zu Wort.
»Danke, dass du vorbeigeschaut hast. Kommst du wieder? Ich könnte mir vorstellen, dass es Faris hilft, wenn jemand da ist, den er kurz vor seinem Knockout getroffen hat.«
»Gerne«, versprach Noraya perplex. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Tarek ihrer Anwesenheit so viel Bedeutung beimessen würde. Zum Abschied gab er ihr, genau wie sein Bruder, auf jede Wange ein Küsschen.
Als sie endlich drauÃen vor der Tür der Intensivstation stand, musste Noraya schlucken. Sie war froh, dass Staff noch einen Moment bei Tarek blieb und ihr Zeit gab, sich alleine zu sammeln. Tränen rannen ihr die Wangen herab. Mit einem Mal entlud sich die ganze Anspannung des Nachmittags. Erst Staff, dessen Nähe sie plötzlich so nervös gemacht hatte, dann Faris mit all den Schläuchen und jetzt auch noch Tarek, der seinem Bruder wie ein Zwilling ähnelte.
»Alles klar mit dir?« Staff
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