Feentod
berührte sie sanft am Ellenbogen.
»Geht schon wieder.« Noraya schniefte und wischte sich die Augen mit dem Handrücken ab. Kommentarlos zog Staff ein sauberes Taschentuch aus seiner Hosentasche und führte sie in Richtung der Fahrstühle.
»Glaubst du, dass Faris wieder gesund wird? Ich meine, wieder ganz gesund?«, platzte es aus Noraya heraus.
»Ich weià es nicht.« Staff schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich hoffe es. Und die Hoffnung ist auch nicht unberechtigt. Immerhin lebt er. Und ich habe mal gelesen, dass 27 Prozent der Betroffenen sich gut erholen. Es gibt sogar Patienten, bei denen gar nichts zurückbleibt.«
»Und die anderen?«, fragte Noraya ängstlich.
Staff blieb stehen und sah sie eindringlich an. Seine grauen Augen verdunkelten sich, als er ihr erklärte, dass es auch Leute gab, die mit schwersten Behinderungen leben mussten. Oder solche, die im Wachkoma blieben. Jahrelang. »Und kein Mensch kann sagen, was die Patienten mitbekommen. Für die Angehörigen ist das schwer.«
Noraya nickte traurig und bemerkte, dass auch Staffs Oberlippe ganz leicht zitterte. »Woher kennst du dich eigentlich so gut aus?«
»Hab mein soziales Jahr zuerst hier angefangen. Dann aber umgeschwenkt. Thatâs all«, antwortete Staff knapp und setzte sich dann wieder in Bewegung. Es war offensichtlich für Noraya, dass er das Thema nicht vertiefen wollte. Und so fragte sie auch nicht weiter.
Die Nachmittagssonne stand bereits tief am Himmel, als sie aus dem Foyer des Krankenhauses hinaustraten.
»Also dann«, sagte Staff und hielt sich schützend eine Hand über die Augen. »Wir sehen uns hoffentlich bald wieder?«
»Na klar. Spätestens, wenn wir zur Aufnahme ins Jugendzentrum kommen«, versicherte ihm Noraya.
»Oder hast du vielleicht Lust â¦Â«, setzte Staff an und stockte. »Ist das nicht die Schwester von Nick?« Verblüfft deutete er auf ein Mädchen, das gerade aus dem Krankenhaus kam. »Die da.«
Noraya folgte seinem Blick. »Das ist doch Kati!«
»Genau. Kati heiÃt sie.«
»Wie bitte?« Noraya schüttelte ungläubig ihre roten Locken. »Kati ist die Schwester von Nick? Das kann nicht sein.«
»Doch, natürlich. Sie war damals auch auf dem Festival. Hat sie furchtbar mitgenommen. Der eigene Bruder!« Noraya starrte Staff an.
»Ist Nick etwa in diesem Krankenhaus hier gestorben?«
»Ja. Er lag auf derselben Station wie Faris.«
»Oh Gott! Das muss ja der reinste Albtraum für Kati sein!« In Norayas Kopf überschlugen sich die Fragen. »Kennt sie etwa auch Faris? WeiÃt du das?«
»Hm, ganz sicher sogar. Faris hat mir mal erzählt, dass sie früher in ihn verknallt war. Keine Ahnung, ob das stimmt â¦Â« Staff überlegte und fügte dann nachdenklich hinzu: »Als das mit Nick passiert ist, hatte sie einen psychischen Zusammenbruch gehabt, angeblich war sie sogar einige Wochen stationär.«
»Auch hier?«
»Nein. Irgendwo auÃerhalb. Keine Ahnung.« Staff räusperte sich. »Trinken wir noch einen Kaffee zusammen?«, schlug er vor und Noraya musste nicht lange überlegen.
Direkt an der HauptstraÃe gab es ein kleines Cafe. Um noch etwas von dem schönen Wetter zu haben, suchten sie sich drauÃen einen Platz. Staff lieà es sich nicht nehmen, Noraya einzuladen.
»Bist ja auch ein Gentleman«, sagte sie lächelnd und bemerkte einmal mehr, wie wohl sie sich in Staffs Gesellschaft fühlte. Im Gegensatz zu anderen Jungen konnte sie sich mit ihm völlig unkompliziert unterhalten.
»Auf Gentlemen scheinst du ja zu stehen«, konterte Staff, aber seine Bemerkung ging im Lärm eines Sportwagens unter.
»Manche Leute müssen einfach auf Teufel komm raus auffallen!«, schimpfte Noraya lautstark, als der Fahrer des grünen BMWs seinen Motor auf Höhe des Cafes laut aufheulen lieÃ.
»Der Typ will dich beeindrucken«, stellte Staff trocken fest und trieb Noraya damit zum wiederholten Male die Röte ins Gesicht. Als er ihr zum Abschied zusicherte, zum nächsten Konzert zu kommen, machte das ihren Nachmittag perfekt.
Die Erlebnisse im Krankenhaus hatten Noraya den Streit mit Alina ganz und gar vergessen lassen. Erst als sie auf dem Heimweg ihr Handy zückte, um der Freundin wie gewohnt eine SMS zu schicken, fiel ihr alles wieder ein. Sofort spürte sie auch wieder den KloÃ
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