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Feentod

Feentod

Titel: Feentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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inspizierte es. Der gepolsterte DIN-A4-Umschlag war eindeutig an sie adressiert. Einen richtigen Absender konnte sie nicht entdecken.
    Â»Steht nicht drauf, von wem. Nur so ein komischer Satz: >Post aus dem Schattenreich<«, mischte sich Helia sofort ein.
    Noraya gefror das Blut in den Adern. Mit größter Mühe versuchte sie, ihre Angst vor Helia zu verbergen. »Kannst du das bitte mal auf die Treppe legen und dann den Tisch decken.«
    Widerwillig nahm Helia das Päckchen wieder entgegen und trabte Richtung Flur. Offensichtlich hatte sie sich mehr von ihrer Lover-Theorie versprochen.
    Â»Ist das nun ein Verehrer, der dir so Sachen schickt?«, versuchte Helia, ihre Schwester beim Essen erneut aus der Reserve zu locken.
    Noraya seufzte. Ihr war klar, dass sich Heli nicht so einfach abwimmeln lassen würde. Eine möglichst spannende Antwort musste her: »Na ja. Was glaubst du, was für ein Typ das ist, der so kitschige Porzellanengel verschenkt? Meinst du wirklich, dass ich auf SO WAS stehe?«
    Â»Nee!« Helia schüttelte lachend den Kopf.
    Â»Genau! Und ich bin saumäßig genervt von dem Kerl. In dem Päckchen ist bestimmt wieder so ein dämliches Geschenk.«
    Â»Dann mach’s doch mal auf! Ich will auch mitlachen!«
    Â»Nein, Heli. Ich werde dieses Päckchen gar nicht öffnen. Ich werde es postwendend dem Absender zurückschicken und daraufschreiben, dass ich es nicht annehmen will.«
    Â»Weißt du denn, wer das ist?«
    Â»Das lass mal meine Sorge sein«, wich Noraya ihr aus. Während sie vor ihrer kleinen Schwester die Coole spielte, braute sich in ihrem Kopf ein gewaltiges Gedankengewitter zusammen. Erleichtert stellte sie mit einem Blick auf die Küchenuhr fest, dass Helia sich sputen musste, um noch rechtzeitig zum Ballett zu kommen.
    Als die Tür endlich hinter ihrer Schwester ins Schloss gefallen war, atmete Noraya tief durch, schnappte sich dann das Päckchen samt Engel und eilte in ihr Zimmer. Einerseits wollte sie das Ding am liebsten sofort im Müll entsorgen. Allein die Vorstellung, dass dieser Schatten ihr noch weiter nachstellte, ekelte sie an. Andererseits war sie mindestens genauso neugierig wie Heli, was sich in dem Päckchen befand. Obwohl sie nun alleine im Haus war, schloss sie vorsorglich ihre Zimmertür ab.
    Immerzu ging ihr Helias Frage durch den Kopf: Weißt du denn, wer das ist? Was hätte sie darum gegeben, endlich zu wissen, wer hinter dem ominösen Schatten steckte. Und warum er es ausgerechnet auf sie abgesehen hatte! Vielleicht würde der Inhalt des Päckchens einen Anhaltspunkt geben.
    Noraya setzte sich aufs Bett und tastete mit zitternden Fingern den Umschlag ab. Darinnen schien etwas aus Stoff zu sein. Kurz entschlossen riss sie den Umschlag auf und schüttete den Inhalt sicherheitshalber erst mal auf den Boden. Bei dem Gedanken, dass das Geschenk dieses Perversen auf ihrem Bett landen konnte, wurde ihr schlecht.
    Geräuschlos glitt ein blutrotes Etwas heraus. Norayas Herz klopfte bis zum Anschlag. Sie erkannte sofort, was es war. Ein raffiniert geschnittenes Oberteil aus rot glänzendem Stoff! Wie ein Blutstropfen lag es auf dem hellen Parkett ihres Zimmerbodens.
    Noraya atmete schwer. Vorsichtig und mit spitzen Fingern hob sie das fremde Stück Stoff an. Bestimmt hatte der Schatten ihr noch eine Nachricht dazugelegt! Aber unter dem Oberteil fand sie nichts. Erst als sie es ausbreitete, entdeckte sie das kleine Stück Papier, das um einen der Spaghetti-Träger gewickelt war. Es war auch rot. Noraya zog es schnell ab und entrollte den Zettel. Mit einem silbernen Gelschreiber hatte jemand eine Nachricht an sie verfasst. Sie las sie nicht. Denn plötzlich kam ihr diese Art gerollter Post merkwürdig bekannt vor. Erst neulich war sie schon einmal in einer ähnlichen Situation gewesen. Nur hatte da nicht sie, sondern Gereon den Zettel entrollt.
    Â»Der schwarze Luftballon!«, flüsterte sie und die Luft im Zimmer schien ihr plötzlich furchtbar stickig. Es kostete sie alle Kraft, den ungelesenen Zettel samt Oberteil nicht in tausend Fetzen zu zerreißen, das Fenster zu öffnen und die Einzelteile im hohen Bogen hinauszuwerfen. Stattdessen zwang sie sich mit zitternden Händen, die Nachricht des Schattens zu lesen:
    Hallo Träumerin! Wenn dein körperloses Hoffen nächsten Sonntag in Erfüllung gehen soll, dann geh weiter deinen Weg und hülle dich dabei in

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