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Feentod

Feentod

Titel: Feentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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Bilder drängten sich ihr auf: Sie mit ihrem Fahrrad am Straßenrand, Staff, der sie fragt, was sie gerade hört. Der ihr erklärt, dass der Police-Song kein sanftes Liebeslied war, sondern ein Song über einen obsessiven Stalker. Woher, in Gottes Namen, wusste der Schatten davon? Verzweifelt hämmerte sie sich mit der Faust gegen die Stirn. Und woher konnte er wissen, dass sie von dessen besonderer Bedeutung wusste.
    Â»Nein, nein, nein«, ich irre mich. Ich muss mich irren! Es muss eine andere Erklärung dafür geben!
    Noraya sprang vom Schreibtisch auf und tigerte durch ihr Zimmer. Die einfachste Antwort auf diese Frage war einfach zu unglaublich. Der Verdacht war ihr in alle Glieder gefahren, er schnürte ihr die Brust zu. Das kann, kann, kann nicht sein! Staff würde so was niemals tun. Warum sollte er auch?, versuchte sie, sich zu beruhigen. Vor ihrem Fenster zuckte ein heller Blitz auf, das Krachen des folgenden Donners war so heftig, dass ihre Fensterscheibe erzitterte. Noraya blickte erschrocken nach draußen. Dort unten auf der Straße, direkt vor ihrem Fenster, stand jemand.
    Eine große schlanke Person blickte vom Bürgersteig zu ihr hinauf! Instinktiv wich Noraya einen Schritt zurück. Ihr Herz raste, als sie das Licht an ihrem Schreibtisch löschte und sich dann vorsichtig wieder dem Fenster näherte. Nur noch ganz schemenhaft konnte sie sehen, wie sich dort unten jemand schnell entfernte.
    Auf den Donner war ein heftiger Regenguss gefolgt. Die dicken Tropfen verwandelten sich auf dem vom Tag aufgeheizten Pflaster in diesige Wolken. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte Noraya, durch den Nebel hindurch etwas zu erkennen. Und tatsächlich sah sie am Ende der Straße zwei Rücklichter aufleuchten und verschwinden. Das kann einfach nicht Staff gewesen sein! Nervös griff sie nach ihrem Handy und wählte Staffs Festnetznummer. Mehr als acht Mal ließ sie es klingeln, doch niemand nahm ab. Dann versuchte sie es auf seinem Handy. Aber auch dort erwischte sie nur die Mailbox.
    Â»Hat alles nichts zu sagen«, bemühte sie sich vergeblich, den schrecklichen Verdacht zurückzudrängen. Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen, erst rollten sie langsam über ihre Wangen, dann brach ein Schluchzen aus ihr heraus. Verzweifelt warf sie sich aufs Bett. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch niemals so alleine und unsicher gefühlt wie jetzt.

23.
    D ie Frontscheibe des Wagens war nicht nur von außen mit nassen Tropfen besprenkelt. Auch innen war sie beschlagen von der nassen Kleidung des Fahrers, der sich eben vor dem Regenguss ins Auto geflüchtet hatte.
    Â»Hey«, beschwerte sich eine Stimme von der Rückbank. »Wie ist es gelaufen? War sie da?«
    Ein stummes Nicken signalisierte, dass alles geklappt hatte. »Erzähle ich dir alles später. Jetzt erst einmal weg hier.«
    Durch den Gewitterregen fuhr der Wagen davon und Noraya fuhr im Kopf der einen Person mit. Noraya auf dem letzten Konzert in diesem roten Oberteil. Noch immer machte sich Wut im Bauch breit, bei der Erinnerung an das verunstaltete teure Kleidungsstück. Sie hatte nicht gehorcht, diese eingebildete Kuh! Eigentlich musste sie dafür noch einmal richtig bestraft werden.
    Als der Wecker klingelte, fühlte sich Noraya, als wäre sie gerade erst eingeschlafen. Bis fünf Uhr hatte sie kein Auge zugetan. Jetzt war es sechs und in zwei Stunden stand die Mathearbeit an. Normalerweise überhaupt kein Problem, aber mit dem müden und zugleich dröhnenden Kopf bezweifelte sie, irgendwelche klaren Gedanken fassen zu können. Kurz überlegte sie, daheim zu bleiben. Bei ihren dicken Augenringen und rot unterlaufenen Augen würde Mama das sicher erlauben. Aber die Angst, den ganzen Vormittag alleine im Haus hocken zu müssen, war zu groß. Im Bad versuchte sie, ihrem zerknitterten Äußeren etwas Leben einzuhauchen. Der Concealer kaschierte aber nur auf den ersten Blick die dunklen Schatten unter ihren Augen und natürlich entging Mama ihr schlechter Zustand nicht.
    Â»Hast du Migräne?«, fragte sie besorgt und Noraya nickte einfach. Der Rest des Frühstücks verlief schweigend. Wie immer in den letzten Tagen wirkte ihre Mutter abwesend und irgendwie kühl. Der Streit mit Papa muss ihr richtig zusetzen, dachte Noraya und fühlte sich wieder einmal so schuldig, dass ihr der Appetit verging. Hastig trank sie den Rest ihres

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