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Feentod

Feentod

Titel: Feentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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eigentlich noch durchziehen. Hat sich vielleicht das Gold, was du in der Kehle hast, zu einem Klumpen verschmolzen?« Er grinste sie an, aber in seiner Stimme schwang Unsicherheit mit.
    Noraya spürte, dass ihr tagelanges Ignorieren ihn tatsächlich getroffen haben musste. Und als sie in seine dunkelbraunen Kulleraugen sah, die immer ein bisschen so wirkten, als würde Papa nur den strengen Vater spielen, gab sie auf. »Ach Papa. Bei deinen flachen Witzen muss man sich ducken, damit man nicht getroffen wird«, sagte sie und erntete dafür sofort ein Lächeln. Wie gut diese Freundlichkeit tat. Spontan trat sie einen Schritt an ihn heran und drückte ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange.
    Sein Rasierwasserduft blieb noch an ihr haften, als die Tür bereits hinter ihm ins Schloss gefallen war. Noraya genoss den harzigen Geruch, der sie mit nur einem Atemzug in eine Zeit versetzen konnte, in der alles unkompliziert gewesen war. In eine Zeit, in der Papa ihr Dinge erlaubt hatte, die Mama niemals geduldet hätte. Bei ihm hatte sie auf dem Sofa hüpfen dürfen wie auf einem Trampolin. Papa hatte ihr so viele Eisbällchen gekauft, wie sie ihm vorzählen konnte. Dieser Papa von früher hatte sie fast nie gebremst. Und sie hatte ihn dafür vergöttert. Manchmal, wenn er sie in den Kindergarten gebracht hatte, wollte sie ihn beim Verabschieden gar nicht mehr loslassen. Papa hatte sie auf den Arm genommen und ihr einen Kuss auf die linke Wange, einen Kuss auf die Stirn und einen auf die rechte Wange gegeben. »Fi amani Allah«, hatte er gesagt und sie angestrahlt.
    Das Läuten des Telefons riss sie aus ihren Gedanken.
    Â»Al Ibi.«
    Â»Bist du das, Nora?«
    Â»Ja. Wer ist dran?«
    Â»Hier ist Hagen, der Freund …«
    Â»Ich weiß, wer du bist.«
    Â»Hast du kurz ’ne Minute?«
    Â»Okay. Ich wollte dich auch schon was fragen.«
    Â»Na dann.«
    Â»Du zuerst. Du hast ja auch angerufen.«
    Â»Also, das ist ein bisschen heikel.«
    Noraya sagte nichts und wartete ab. Innerlich wappnete sie sich für die nächste Ungeheuerlichkeit, die Hagen von Alina berichten würde.
    Â»Alina sagt, dass du dich an mich ranmachst. Und sosehr ich ihr auch beteuere, dass da nichts dran ist, sie glaubt es nicht wirklich.«
    Â»Wie kommt sie nur dazu, so etwas zu behaupten!« Noraya spürte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte.
    Â»Hast du ihr vielleicht schon einmal einen Freund ausgespannt oder so?«
    Noraya schnappte nach Luft. Was war denn das für eine Frage! »Niemals!«
    Â»â€™tschuldige. Ich hab nur gedacht, dass das vielleicht eine Erklärung wäre. Ich weiß nicht, wie ich ihr beweisen kann, dass da nix zwischen uns läuft.«
    Â»Aber mir glaubt sie das noch viel weniger. Hagen, ich weiß selbst nicht, was mit ihr los ist.«
    Â»Kann vielleicht dieser Typ, der früher bei Ef-Ef-Why war, damit zu tun haben? Gustav oder so heißt der.«
    Â»Wieso?« Noraya musste sich zusammenreißen, um die Frage nicht ins Telefon zu schreien.
    Â»Ich habe den mit Alina zusammen gesehen. Kurz nach eurem Festivalkonzert.«
    Â»Staff und Alina? Die kennen sich doch gar nicht!«
    Â»Na ja«, Hagen zögerte. »Das sah aber anders aus.«
    Noraya schwieg. Sie versuchte, sich zu sammeln. Der Film, in dem sie sich befand, schien einem Drehbuch zu folgen, das aus Ungeheuerlichkeiten bestand, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht hätte zusammenfantasieren können. Alina und Staff?
    Â»Also vielleicht war das ja auch ganz anders«, warf Hagen ein. Noraya hörte ihm deutlich an, dass er seinen Anruf bei ihr bereute.
    Â»Ich kapier hier schon lange nichts mehr«, antwortete Noraya leise und mehr für sich. Hagens Verabschiedung bekam sie schon gar nicht mehr mit.

24.
    A hnungsloses hoffen

    deine hand auf meiner wange, hart und doch voller gefühl. wie soll ich das bloß verstehen? dein blick dagegen traf mitten ins herz. etwas ist geschehen, was dich verzweifeln lässt, und du hältst mich draußen – verdammst mich ohne erklärung. ahnungslos hoffe ich, dass du mit mir sprichst.
    heute, 20 uhr im kleinen park beim krankenhaus?
    ich werde da sein. staff.
    Die Zeilen auf dem Display verschwammen vor ihren Augen. Noraya legte das Handy weg, um es im gleichen Augenblick wieder zu greifen und erneut Staffs Nachricht zu lesen – zum fünften Mal wiederholte sie dieses

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