Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feentod

Feentod

Titel: Feentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
Vom Netzwerk:
Koloss von Hund, der sie mehr zog, als dass sie ihn führte, herbeigeeilt kam. Im Schlepptau hatte sie einen Krankenpfleger, der laut gestikulierend rief: »Halten Sie in Gottes Namen ihr Riesenbaby auf Abstand zu den Menschen am Boden. Am Ende verwechselt der die wieder mit einem Spielgefährten!«
    Â»Der ist lammfromm, mein kleiner Goliath. Dem tut das sicher schrecklich leid, wenn er wüsste, was er da angerichtet hat.«
    Die Frau und das Ungetüm waren stehen geblieben, während der Krankenpfleger an ihr vorbei zu Noraya und Staff trat. Nachdem er sich versichert hatte, dass Noraya ansprechbar war, nahmen er und Staff sie in die Mitte und halfen ihr auf. Ihre Knie zitterten.
    Â»Ich habe Ihre Daten ja aufgeschrieben«, verabschiedete der Pfleger Goliaths Frauchen, die im Weggehen ihren Hund mit Liebesschwüren überhäufte: »Gollimoppelchen, mein Schnuffelhäschen, du. Schön brav sein, kleiner Knurriwurri.«
    Â»Leut gibt’s«, verständnislos schüttelte der Krankenpfleger den Kopf.
    Â»Sie können mich jetzt loslassen«, meldete sich Noraya zu Wort, als sie durch einen Seiteneingang Richtung Notaufnahme gingen.
    Â»Na gut. Aber dein Freund legt mal vorsichtshalber seinen Arm um deine Hüfte. Mit Kopfverletzungen darf man nicht spaßen.«
    Mit einem Schlag wurde Noraya bewusst, dass sie sich nur einige Treppen und Flure weit von Faris befand. Auch er war mit einer Kopfverletzung vor Wochen hier eingeliefert worden.
    Staff schien ihre Gedanken lesen zu können. »Keine Angst, du kommst nicht auf die Neuro«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Die werden dich zum Röntgen schicken und dann darfst du wahrscheinlich gleich nach Hause.«
    Der Pfleger wies sie an, sich zu setzen, und bat Noraya dann um ihre Versichertenkarte, die sie natürlich nicht dabeihatte. »Dann rufen wir bei dir daheim an«, sagte er und lächelte freundlich.
    Oh Gott! Anders als noch vor ein paar Minuten war es Noraya jetzt überhaupt nicht mehr egal, was mit ihr geschah. Was sollte sie sagen, wenn Papa fragte, weshalb sie sich am Abend bei der Uniklinik herumtrieb.
    Wieder schien Staff ihre Gedanken zu erraten, denn jetzt hörte sie, wie er auf den Krankenpfleger einredete. »Kann Noraya ihre Versichertenkarte nicht morgen bringen. Ich kann Ihnen auch meine dalassen. Als Pfand.«
    Â»Aber wir müssen die Eltern benachrichtigen.«
    Â»Bitte. Ich kümmere mich um alles. Die haben gerade große Probleme, ihre Eltern. Wenn jetzt auch noch das Krankenhaus bei denen anruft, dann sind die völlig durch den Wind.«
    Â»Kann ich dann wenigstens Ihren Ausweis haben?«
    Â»Logo.« Staff zog seinen Geldbeutel aus der hinteren Hosentasche und reichte dem Pfleger seinen Personalausweis.
    Während er sich die Daten notierte, rutschte Noraya unruhig auf ihrem Plastikstuhl hin und her. Ihr war nicht wohl dabei, das Staff alles an sich riss. Dennoch verspürte sie keine Angst. So wie Staff dastand, in seinen etwas abgewetzten schwarzen Jeans mit dem hellblauen T-Shirt, das er schon bei der Bandprobe getragen hatte, mit seinen leicht zerzausten dunkelblonden Haaren und den kleinen, sehr hellen Bartstoppeln, die auf seinem Kinn einen Hauch von Gold zauberten – dieser wunderbare Mensch konnte doch nie und nimmer hinter all diesen fiesen Aktionen stecken. Noraya spürte, wie sie diese Gedanken anstrengten. Sie wandte sich ab und legte eine Hand quer über ihre Stirn.
    Â»Kopfweh?«, fragte Staff, der jetzt vor ihr stand. Noraya blickte nicht auf, sondern nickte nur.
    Â»Zum Röntgen bitte in den Keller. Zimmer 009. Man wird euch aufrufen«, mischte sich der Pfleger ein und reichte Staff einen Bogen, den Noraya ausfüllen sollte. Sie ließ alles mit sich geschehen. Staff stellte ihr die Fragen und kreuzte für sie die Antworten an.
    Â»Vielleicht solltest du doch mal daheim anrufen?«, schlug Staff vor, als sie aus dem Röntgenzimmer kam.
    Â»Und was sage ich?«
    Â»Hat deine Mutter ein Handy?« Noraya nickte.
    Â»Ruf sie an und sage, was los ist. Sie wird dir sicher aus der Patsche helfen.«
    Mama war sofort an ihrem Handy. Sie hatte Norayas Abwesenheit längst bemerkt und schon eine Ausrede erfunden. Aber sie war sauer. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du noch mal wegwillst? Du bringst mich in eine unmögliche Situation, Noraya!«
    Â»Sorry.«
    Â»Wo bist du überhaupt? Und wann kommst du endlich?

Weitere Kostenlose Bücher