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Feentod

Feentod

Titel: Feentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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lassen. Mit gemischten Gefühlen sah sie nach, von wem die Nachricht kam. Alina!
    Hey Nora, ich bin bereit für eine Aussprache. Können wir uns treffen? Heute um 17 Uhr an der Zitadelle vor dem Römergrabmahl? Alina.
    Noraya war mehr als überrascht. Sie wusste gar nicht, was sie von diesem Angebot halten sollte. Einerseits freute sie sich über Alinas Vorstoß. Gleichzeitig spürte sie bei dem Gedanken an die Freundin sofort wieder eine dumpfe Leere. Noch gestern hatte Alina sich in der Schule total abweisend verhalten. Woher kam jetzt der Sinneswandel? Ob Hagen das geregelt hatte? Insgeheim bewunderte Noraya ihn für seine Hartnäckigkeit. Sie wusste, wie schwer man Alina umstimmen konnte, wenn sie sich einmal in etwas verbissen hatte.
    Â»Aber warum an der Zitadelle?« Noraya schüttelte verwundert ihre Locken. Wahrscheinlich hatte Alina diesen Ort gewählt, weil dort die Misere ihren Anfang genommen hatte. Noraya antwortete: Hallo zurück, ich bin froh, dass du mit mir reden willst. Bis später, Noraya.
    Seufzend warf sie sich auf ihr Bett. Ihr Kopf tat noch immer weh, wenn auch längst nicht mehr so schlimm wie am Vorabend.
    Â»Mist«, entfuhr es ihr. Mama würde niemals erlauben, dass sie mit der Gehirnerschütterung aus dem Haus ging. Unentschlossen kaute sie auf ihrem Daumennagel herum. Sollte sie Alina einen anderen Termin vorschlagen? Nicht dass Alina dann wieder einen Rückzieher machte. Noch bevor sie sich entschieden hatte, kam erneut eine Nachricht von Alina: Geht es auch um 19 Uhr? Gleicher Treffpunkt. A.
    Das ist ja perfekt, jubelte Noraya innerlich. Weil heute Elternabend war, musste Mama noch einmal in den Kindergarten und würde gar nicht mitbekommen, wenn sie aus dem Haus ging. Um zeitlich ganz auf der sicheren Seite zu sein, antwortete sie: Wie wäre es um 19:30 Uhr? Prompt kam das Okay.
    Jetzt musste nur noch Helia mitspielen. Sehnlich wartete Noraya darauf, dass ihre kleine Schwester vom Einkauf zurückkam.
    Â»Von mir aus kannst du heute den ganzen Abend glotzen, was du willst«, versuchte sie ihr Glück, sobald Helia in ihrem Zimmer war.
    Â»Super!« Helia legte ihr Buch zur Seite und klopfte einladend auf die Bettdecke neben sich. »Kommt Papa nicht?« In Helias Stimme schwang ein ängstlicher Unterton mit.
    Jetzt erst wurde Noraya bewusst, wie befremdlich und verstörend die Situation für die Jüngste der Familie sein musste. Sie setzte sich neben sie aufs Bett und legte beruhigend einen Arm um Helias Schulter. »Das wird schon wieder. Mama und Papa haben sich schon öfter gestritten.«
    Â»Aber niemals so! Ich habe gehört, wie Mama ihn voll laut angeschrien hat.«
    Â»Aber wir zwei schreien uns doch auch manchmal an.«
    Â»Das ist was anderes.«
    Â»Mama will, dass Papa seine total veralteten Ansichten überdenkt. Das wäre doch klasse, oder?«
    Â»Aber wenn er es nicht macht? Was dann?«
    Darauf wusste Noraya auch keine Antwort. Und das große und sperrige Wort »Scheidung« wollte sie nicht in den Mund nehmen.
    Â»Was gucken wir heute Abend, wir zwei?«, kam Helia auf Norayas Angebot zurück.
    Â»Also da hättest du freie Wahl«, gab Noraya zur Antwort und zwinkerte Helia verschwörerisch zu. »Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?«
    Â»Logisch!«
    Â»Alina und ich haben Zoff. Schon länger. Und heute Abend will sie sich mit mir treffen. Mama würde das nicht erlauben, weil ich ja diesen kleinen Unfall hatte. Aber ich müsste wirklich ganz dringend dorthin. Traust du dich auch, ein paar Stündchen alleine zu sein?«
    Â»Aber sicher doch«, lachte Helia. »Manchmal tust du grad so, als ob ich noch ein Kleinkind bin.«
    Noraya schaute ihre Schwester an. Ja, die fast zwölfjährige Helia sah wirklich nicht mehr wie ein Kleinkind aus. Im Gegenteil – mit ihrem seidig glänzendem dunkelbraunem Haar und den noch dunkleren, getuschten Augen wirkte sie sogar reifer, als man es für ihr Alter erwarten konnte.
    Noraya nahm sie in den Arm und gab ihr einen lauten Schmatzer auf die Wange. »Du bist ein Schatz! Und wenn ich wiederkomme, werde ich dir noch ein Geheimnis verraten!«
    Â»Ihr vertragt euch ja glänzend!« Mama war zur Tür hereingekommen. »Erzählst du mir bei Gelegenheit einmal von dem jungen Mann, der dich gestern heimgebracht hat?«
    Prompt machte Helia machte große Augen.
    Â»Er heißt Staff.

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