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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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aufpassen!« Mit einem großen Schritt stieg ich auf den Stapel und tastete die Umgebung ab. So konnte ich die obere Kante des Zauns erreichen, mich hochziehen und mir über den Stacheldraht Gedanken machen, wenn es so weit war. Ich begann zu klettern.
    Gerade als ich den Stacheldraht direkt vor der Nase hatte und mich mit den Zehen hochdrücken wollte, versuchte sich etwas um meine Fußgelenke zu schlingen. Als ich nach unten blickte, sah ich einen Ast, der sich um meine Beine wickelte. Gereizt trat ich danach.
    Doch dann hob sich ein weiter Ast aus dem Haufen und gesellte sich zu dem ersten. Danach ein dritter und ein vierter. Die Äste bäumten sich unter mir auf und hoben mich an den Füßen hoch, bis ich mit dem Kopf nach unten hing.
    Es war ein eigenartiger Aussichtspunkt, von dem aus ich zusehen konnte, wie die aufgetürmten Bäume und die Pflanzen sich zusammen mit der Erde wanden. Die jungen Bäume vereinigten ihre Zweige und wuchsen vor meinen Augen, wurden länger und dicker und bildeten ein neues Ganzes. Andere Pflanzen, Erdbrocken, Ranken und Blätter gesellten sich zu den Bäumen und peitschten wie aus eigenem Antrieb durch die Luft, um die Masse des Wesens, das mich hielt, zu vergrößern.
    Schließlich nahm es eine Gestalt an und stand auf. Ein riesiges Ungeheuer, entfernt menschenähnlich, ganz aus Erde, Wurzeln und Zweigen erschaffen. Zwei strahlende grüne Lichtpunkte flammten zwischen den zuckenden Ranken in dem mit Blättern bestreuten Kopf auf. Es war gut über drei Meter groß und fast ebenso breit. Seine Beine waren dicker als mein ganzer Körper, und die Äste wuchsen auf seinem Kopf wie riesige Hörner vor dem leuchtenden Geistnebel. Das Wesen hob den Kopf und stieß einen Schrei aus, der nach misshandeltem Holz, krachenden Zweigen und heulendem Wind klang.
    »Bei den Sternen und Steinen, Harry«, flüsterte ich. Mein Herz raste. »Wann wirst du endlich lernen, die Klappe zu halten?«

20. Kapitel
     
     
     
    »Murphy!«, schrie ich noch einmal. »Verschwinden Sie!« Das Pflanzenmonster – nein, halt. Ich konnte das Ding doch nicht als Pflanzenmonster bezeichnen. Damit wäre ich zur Witzfigur des Jahres geworden. Es ist schwer, einem Monster aus der Hüfte einen treffenden Namen zu geben, also benutzte ich einen Begriff, den ich schon einmal von Bob gehört hatte.
    Der Chlorofeind hob mich auf und schüttelte mich wie ein Paar Maracas. Ich konzentrierte mich auf mein Schildarmband und schickte meine durch die Angst verstärkte Willenskraft hinein. Es kribbelte auf der Haut, als sich der Schutzschild zu einer Kugel aufbaute. Gerade noch rechtzeitig. Der Chlorofeind warf mich gegen einen Pfosten des Maschendrahtzauns. Ohne den Schild hätte ich mir beim Aufprall das Genick gebrochen. Da der Schild mich abschirmte, verteilte sich die kinetische Energie auf meinen ganzen Körper, statt nur am Punkt des Aufpralls zu wirken. Einen Teil der kinetischen Energie verwandelte der Schild in Wärme und Licht, den Rest spürte ich als abrupten Druck. Am Ende fühlte es sich an, als steckte ich in einem hautengen, aufgeheizten Anzug, der mir drei Nummern zu klein war. Einen Moment lang konnte ich nicht atmen. Blaues und silbernes Licht blitzte rings um mich auf.
    Ich federte nicht zurück, sondern stürzte geradewegs auf den Beton hinunter. Als ich aufkam, blitzte der Schild ein zweites Mal. Sofort richtete ich mich wieder auf und wich dem Chlorofeind aus. Er folgte mir und fegte mit einem blättrigen Arm einige Tomatenstauden zur Seite. Die glühenden grünen Augen loderten hell, als er auf mich losging. Inzwischen hatte ich das hintere Ende des Zauns erreicht, und der Chlorofeind ließ abermals seine riesige Faust auf mich herabsausen.
    Ich hob mein Schildarmband, um mich zu schützen, doch der Hieb schleuderte mich ein paar Meter am Zaun entlang, bis ich zwischen großen Stahlregalen landete, auf denen Hunderte von fünfzig Pfund schweren Säcken mit Mulch, Blumenerde und Dünger lagerten. Einen Augenblick blieb ich benommen liegen und starrte einen Ständer mit einem Schild an: SONDERANGEBOT 2,99! Ich hielt mich daran fest und rappelte mich gerade rechtzeitig genug auf, um unter einem Faustschlag des Chlorofeinds hinwegzutauchen.
    Er verfehlte mich und traf eins der Metallregale, woraufhin das verbogene Eisen kreischte, dann stieß das Ungeheuer ein lautes, qualvolles Heulen aus. Es knisterte, Rauch stieg auf. Das Wesen zog die rauchende Faust zurück und kreischte noch einmal. Seine Augen loderten

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