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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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mit den Höfen verbunden ist. Sie könnten Murphy nicht töten, und dies gilt auch für das Konstrukt, das sie eingesetzt haben.«
    »Verdammt«, murmelte ich. »Du hast recht.«
    Also steckte wahrscheinlich eine Königin dahinter – und zwar eine vom Winterhof. Andererseits konnte die überfrorene Windschutzscheibe ein Trick sein. Wie auch immer, mir war schleierhaft, warum sie einen solchen Aufwand trieben und mich mit einem Geistnebel und einer ganzen Armee von Meuchelmördern angriffen.
    Dann fiel mir etwas ein. Der Geistnebel war von irgendwo hergekommen. Ich war nicht sicher, ob die Königinnen so etwas außerhalb des Feenlandes zu bewerkstelligen vermochten. Wenn sie es aber nicht konnten, dann hatte die Mörderin einen bezahlten Helfershelfer. Jemanden, der einen so komplizierten und gefährlichen Spruch wirken konnte.
    Als ich weiter darüber nachdenken wollte, frischte der Wind zu einer steifen Brise auf, die um die Häuser pfiff und brauste und über die ganze Stadt hinwegfuhr. Angesichts dieses abrupten Wetterumschwungs runzelte ich die Stirn und sah mich um.
    In der Nähe war nichts Ungewöhnliches zu entdecken, aber als ich nach oben blickte, bemerkte ich, dass die Himmelslichter erloschen. Eine riesige Wolkenbank raste nach Norden und fraß die Sterne. Eine zweite Wolkenbank segelte nach Süden, der ersten entgegen. Wenige Sekunden später trafen sie sich, und nun zuckten Blitze von einer zur anderen Wolke, heller als das Tageslicht, und der Donner ließ den Balkon unter meinen Füßen beben. Kurz danach landete ein eiskalter Tropfen auf meinem Kopf, und ein eisiger Regenschauer setzte ein. Der stärker werdende Wind peitschte die Tropfen vor sich her.
    Ich drehte mich um und kehrte in die Wohnung zurück,* wo die Alphas aus dem Fenster spähten oder leise miteinander redeten. Billy hatte den Fernseher eingeschaltet und richtete sich gerade wieder auf, als ein recht zerknirschter Wetterexperte erschien, dessen Bild von Störungen und Schnee überlagert wurde.
    »Ruhig, Leute«, rief Billy. »Still, lasst mich zuhören.« Er drehte die Lautstärke hoch.
    »… ein wahrhaft einzigartiges Ereignis, ein gewaltiger Zustrom kalter arktischer Luft fegte schnell wie ein Güterzug durch Kanada und über den Michigansee nach Chicago. Als wäre dies nicht genug, hat eine tropische Front, die bisher ruhig über dem Golf von Mexiko stand, auf ähnliche Weise reagiert und am Mississippi eine Hitzewelle ausgelöst. Direkt über dem Michigansee trafen die Fronten aufeinander, und nun liegen uns mehrere Berichte über heftige Regenfälle und sogar Hagelschauer vor. Für die ganze Region wurden Unwetterwarnungen herausgegeben, und im Cook County wird eine Tornadowache eingerichtet. Der nationale Wetterdienst warnt außerdem vor Springfluten und mahnt die Reisenden in der östlichen Hälfte von Illinois zu besonderer Vorsicht. So haben wir jetzt, meine Damen und Herren, eine interessante Wetterlage mit heftigen Ereignissen. Wir können Ihnen nur raten, in geschlossenen Räumen zu bleiben, bis das Unwetter…«
    Billy drehte den Ton wieder herunter. Fast ein Dutzend Augenpaare richteten sich auf mich. Geduldig und voller Vertrauen. Pah.
    »Harry«, sagte Billy endlich, »das ist doch kein natürlicher Sturm, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf, nahm mir noch eine Cola aus der Kühltasche und ging müde zur Tür. »Ein Nebeneffekt, genau wie die Kröten.«
    »Was hat das zu bedeuten?«
    Ich öffnete die Tür und sagte, ohne mich umzudrehen: »Es bedeutet, dass uns die Zeit davonläuft.«

23. Kapitel
     
     
     
    Ich fuhr mit dem Käfer am Seeufer entlang ein Stück nach Norden. Der Regen prasselte herab, in den Wolken tanzten grelle Blitze und tiefe Schatten. Ungefähr zehn Meilen nördlich des Stadtzentrums ließ der Guss ein wenig nach, dort wurde es auch merklich kälter – kalt genug, dass ich in Jeans und T-Shirt anfing zu zittern. Zwei Meilen jenseits der Northwestern University verließ ich die Sheridan Road und fuhr noch ein Stück in Richtung Winnetka, dann zog ich die Handbremse an, schloss das Auto ab und marschierte zum Seeufer.
    Es war mitten in der Nacht, aber ich beschwor kein Licht herauf, um etwas zu sehen, und ich hatte auch keine Taschenlampe dabei. Es dauerte eine Weile, bis meine Augen sich an das Zwielicht gewöhnt hatten und sich endlich die ersten Umrisse aus der Dunkelheit herausschälten. Ich suchte mir einen Weg durch den lichten Wald am Seeufer, bis ich einen langen Vorsprung aus nacktem Fels

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