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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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wenigstens schnell gehen. Es war sinnlos, die Sache länger hinauszuzögern. Gleichzeitig ließ ich Aurora nicht aus den Augen und hielt die Kräfte, die ich aufgebaut hatte, bereit.
    »Es tut mir leid, Magier«, sagte sie.
    »Du weißt gar nicht, wie sehr es dir noch leid tun wird«, murmelte ich.
    Slate hob die Klinge des asiatischen Krummschwerts, bei weitem kein edles Katana, und holte aus, um zuzuschlagen. Die Waffe funkelte und war offenbar wirklich sehr scharf.
    Elaine zupfte Slate am Ärmel. »Warte mal.«
    Aurora warf ihr einen scharfen, zornigen Blick zu. »Was soll das?«
    »Ich beschütze dich nur«, erwiderte Elaine. »Wenn Slate ihn tötet, dann wird er den Kreis um Dresden brechen.«
    Auroras Blick wanderte zwischen mir und Elaine hin und her. »Und?«
    »Elaine!«, knurrte ich.
    Gleichmütig sah sie mich an. »Damit wärst du für seinen Todesfluch verwundbar. Er wird dich mitnehmen, oder du wirst dir wünschen, er hätte es getan.«
    Aurora hob trotzig das Kinn. »So stark ist er nicht.«
    »Vertu dich nicht«, entgegnete Elaine. »Er ist der stärkste Magier, dem ich je begegnet bin. Stark genug, um den Weißen Rat nervös zu machen. Warum solltest du so kurz vor dem Ende ein derart sinnloses Risiko eingehen?«
    »Du verräterisches Miststück«, fluchte ich. »Verdammt sollst du sein, Elaine.«
    Aurora dachte kurz nach, dann winkte sie Slate, der das Schwert erst sinken ließ und es dann wegsteckte. »Dennoch ist er zu gefährlich, um ihn leben zu lassen.«
    »Ja«, stimmte Elaine zu.
    »Was schlägst du vor?«
    »Wir sind im Niemalsland«, erklärte Elaine. »Sorge dafür, dass er stirbt, aber zieh dich vorher zurück. Sobald du wieder im Land der Sterblichen bist, kann er dich nicht mehr erreichen. Soll er seinen Fluch ruhig auf Mab oder seine Patentante richten, wenn er es schon unbedingt will, dich wird es jedenfalls nicht mehr treffen.«
    »Wenn ich fortgehe, nehme ich meine Macht mit. Dann wird er nicht mehr vom Kreis gehalten. Was schlägst du vor?«
    Elaine beobachtete mich leidenschaftslos. »Ertränke ihn«, sagte sie schließlich. »Rufe das Wasser und lass die Erde ihn verschlingen. Ich halte ihn mit einem Fesselspruch an Ort und Stelle fest. Meine sterbliche Magie wird bleiben, auch wenn ich fort bin.«
    Aurora nickte. »Kannst du ihn überhaupt derart binden?«
    »Ich kenne seine Verteidigung«, erklärte sie. »Ich kann ihn so lange festhalten, wie es nötig ist.«
    Wieder betrachtete Aurora mich schweigend. »So viel Zorn«, sagte sie schließlich. »Nun gut, Elaine. Halte ihn.«
    Sie brauchte nicht lange. Schon immer war Elaine, wenn es um die Magie ging, eleganter und anmutiger gewesen als ich. Sie murmelte etwas in der Sprache, die sie für ihre Magie gewählt hatte, irgendein altägyptischer Dialekt, und machte eine kreisende Handbewegung. Schon hielt ihr Spruch mich mit seiner schweigenden, unsichtbaren Kraft wie mit einer Zwangsjacke fest und lähmte mich vom Kinn bis zu den Zehen. Die Kraft drückte gegen meine Kleidung, presste den Stoff an meinen Körper und ließ mich nicht einmal mehr tief einatmen.
    Im gleichen Augenblick schloss Aurora die Augen und breitete die Arme aus. Dann hielt sie die Handflächen nebeneinander und senkte die Hände langsam ab. Im Innern des Kreises konnte ich nicht spüren, was sie tat, aber meine Augen und Ohren waren völlig in Ordnung. Unter mir gurgelte es auf einmal, und ein Geruch von faulen Eiern stieg auf. Dann ruckte und zuckte die Erde, während mit leisem Gluckern Wasser emporquoll. Es dauerte höchstens fünf Sekunden, bis der Boden so nass war, dass meine Füße bis zu den Knöcheln im Schlamm versanken. Bei den Toren der Hölle.
    »Die Zeit der Sterblichen rast dahin«, sagte Aurora und öffnete die Augen. »Der Tag ist bald zu Ende. Kommt.«
    Ohne mich auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, verschwand sie im Nebel. Slate folgte ihr auf der Stelle, und Talos bildete mit mehreren Schritten Abstand die Nachhut. Der Kentaur Korrick schenkte mir noch ein höhnisches Lachen und ein zufriedenes Schnauben, ehe er einen schweren Kurzspeer in die mächtige Hand nahm und der Sommerlady mit donnernden Hufschlägen folgte.
    Nur Elaine blieb da. Sie kam näher, bis sie mich fast berühren konnte. Schlank und hübsch war sie, und sie betrachtete mich gleichmütig, während sie ein schmales Tuch aus der Jeanstasche zog und sich einen Pferdeschwanz band.
    »Warum, Elaine?«, fragte ich. Wütend kämpfte ich gegen den Spruch an, doch er war

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