Feenzorn
ihr dabei helfen?«
Slate lächelte mich kalt an. »Einmal die Macht des alten Schweinehundes Reuel. Danach werde ich als Ritter doppelt so stark sein, und dann werde ich diesem Miststück von Maeve ein paar alte Rechnungen präsentieren.« Er leckte sich die Lippen. »Anschließend werden Aurora und ich entscheiden, was als Nächstes zu tun ist.«
Ich lachte humorlos. »Hoffentlich haben Sie das schriftlich, Sie Trottel. Glauben Sie wirklich, Aurora lässt zu, dass ein Mann, noch dazu ein Sterblicher, in ihrer Nähe so viel Macht anhäuft?« Der Einwand gab Slate offenbar zu denken, und so setzte ich nach. »Denken Sie doch mal drüber nach – hat sie Ihnen jemals eine klare Antwort gegeben, kein Ausweichen und keine Gegenfrage und ohne Sie zu irgendeiner Überzeugung zu verleiten?«
Jetzt flackerte das Misstrauen in seinen Augen auf, aber Aurora legte ihm eine Hand auf die Schulter. Slates Augen trübten sich ein wenig, als sie ihn berührte, und er schloss die Lider.
»Frieden, mein Ritter«, murmelte die Sommerlady. »Der Magier ist ein Betrüger, und er ist verzweifelt. Er würde alles sagen, wenn er glaubt, es könnte ihn retten. Zwischen uns hat sich nichts verändert.«
Als ich dieses Geschwafel hörte, knirschte ich mit den Zähnen, doch Aurora hatte Slate, mit welchen Mitteln auch immer, offenbar völlig im Griff. Vielleicht war er mit der Zeit in Maeves Gegenwart verweichlicht und dank der Drogen und Freuden, die sie ihm eingeflößt hatte, anfällig für Beeinflussungen. Vielleicht hatte Aurora auch den Schlüssel gefunden, um ihn zu knacken. Wie auch immer, er hörte nicht auf mich.
Korrick und Talos ignorierten mich völlig, während Aurora weiter flüsternd auf Slate einredete. Also blieb mir nur noch ein Mensch, mit dem ich reden konnte, doch der Gedanke daran trieb mir Nägel in die Brust. »Elaine«, sagte ich, »das ist verrückt. Warum tust du das?«
Sie wich meinem Blick aus. »Ich will überleben, Harry. Als Gegenleistung für die vielen Jahre, die sie mich beschützte, habe ich Aurora versprochen, ihr zu helfen und dabei mein Leben einzusetzen. Als ich es ihr versprach, wusste ich nicht, dass auch du beteiligt sein würdest.« Sie schwieg einen Moment und schluckte schwer, ehe sie es etwas lauter wiederholte. »Ich wusste es nicht.«
»Wenn Aurora nicht aufgehalten wird, dann werden viele Menschen verletzt.«
»Jeden Tag wird jemand verletzt«, antworte Elaine. »Wenn man es sich richtig überlegt, spielt es dann noch eine Rolle, wen es trifft? Und wie? Und warum?«
»Menschen werden sterben.«
Das traf sie offenbar, denn als sie nun aufschaute, schimmerten Tränen in ihren grauen Augen. »Lieber sie als ich.«
Ich sah sie unverwandt an. »Lieber ich als du, was?«
Elaine löste sich aus dem Blickkontakt und drehte sich zu Aurora und Slate um. »Darauf läuft es wohl hinaus.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich an die Wand meiner Giftpilzzelle. Im Geiste ging ich meine Möglichkeiten durch, aber leider waren es nicht sehr viele. Wenn Aurora mich umbringen wollte, dann konnte sie das im Handumdrehen erledigen, und wenn nicht im letzten Augenblick die Kavallerie über den Hügel geritten kam, vermochte ich praktisch nichts dagegen auszurichten.
Nennen Sie mich einen Pessimisten, aber in meinem Leben hat mir die Kavallerie noch nicht sehr oft geholfen. Schachmatt.
Damit blieb mir nur noch ein Spruch, den ich wirken konnte. Ich schloss kurz die Augen, spürte der Kraft in mir nach und baute die Magie aus meiner eigenen Lebensenergie auf. Jeder Magier besitzt ein inneres Reservoir an magischen Kräften, die aus seinem eigenen Wesen entspringen und nicht aus der Umgebung. Auroras Kreis hielt mich zwar davon ab, die Magie der Umgebung zu nutzen, um einen Spruch zu wirken, doch sie konnte mir nicht meine eigene Energie nehmen.
Wenn ich sie einsetzte, wäre danach allerdings nicht mehr genug da, um mich atmen, mein Herz schlagen und Elektrizität durch mein Gehirn fließen zu lassen. Aber der Spruch wird ja nicht umsonst als Todesfluch bezeichnet.
Als ich kurz darauf die Augen wieder öffnete, beendete Aurora gerade Slates Behandlung. Der Winterritter richtete den Blick auf mich, in seinen grausamen Augen nichts als kalte Vernunft, und zog das Schwert aus dem Gürtel.
»Eine schreckliche Angelegenheit«, sagte Aurora. »Lebewohl, Magier Dresden.«
28. Kapitel
Ich drehte mich zu Slate um. Wenn er mich mit einem Schwert töten wollte, dann sollte es
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