Feenzorn
versteckt waren. Deshalb musste ich herausfinden, was King Kong da in der Aktenmappe hatte.
Allerdings bezweifelte ich, dass er es mir freiwillig zeigen würde, wenn ich ihn freundlich darum bat. Die zweite Möglichkeit gefiel mir jedoch auch nicht besser. In so engen Räumen, und wenn andere Bewohner nicht weit waren, wagte ich es nicht, meine explosive Magie einzusetzen. Solche Knalleffekte oder Beschwörungen sind schwer zu beherrschen, und ich bin nicht sehr gut darin. Selbst wenn ich meinen Sprengstock benutzt hatte, um die Kräfte zu bündeln, war es immer wieder vorgekommen, dass ich verschiedene Gebäude stark beschädigt hatte. Im Grunde konnte ich froh sein, dass ich mich noch nicht selbst umgebracht hatte. Ich wollte mein Glück nicht überstrapazieren, wenn es nicht sein musste.
Natürlich konnte ich ihn einfach anspringen und ihm die Aktenmappe wegnehmen. Vermutlich würde mir dies den Zugang zu ganz neuen Ebenen physischer Schmerzen eröffnen, doch versuchen konnte ich es.
Also warf ich noch einen Blick auf den Schlägertyp. Er hob gerade mit einer Hand fast lässig ein Sofa hoch, das mehrere hundert Pfund wiegen musste, und spähte darunter. Wieder zog ich mich auf den Flur zurück. Verdammt, das war eindeutig eine ganz schlechte Idee.
Ich nagte eine Weile an der Unterlippe, dann schob ich den Sprengstock zurück in die Blumenschachtel, rückte meine Blumenbotenmütze zurecht und klopfte an die halbgeöffnete Tür.
Der Kopf des Schlägers und der größte Teil seiner Schultern fuhren herum. Zorn flackerte in seinen Augen, und er fletschte die Zähne.
»FTD«, sagte ich möglichst locker. »Ich habe hier eine Lieferung für einen Mister Reuel. Nehmen Sie die Sendung an?« Der Schläger starrte mich aus dem Schutz der tiefen Augenhöhlen an. »Blumen?«, grollte er nach kurzem Nachdenken.
»Ja, Kumpel«, sagte ich. »Blumen.« Ich trat ganz ein und hielt ihm das Klemmbrett hin. Dabei wünschte ich mir sehnsüchtig, ich hätte einen Kaugummi, den ich jetzt bearbeiten konnte. »Unterschreiben Sie bitte da unten.«
Er sah mich finster an, nahm aber schließlich das Klemmbrett entgegen. »Reuel ist nicht da.«
»Was meinen Sie, wie egal mir das ist.« Mit der anderen Hand gab ich ihm den Stift. »Unterschreiben Sie einfach, dann bin ich gleich wieder weg.«
Erst starrte er den Kugelschreiber an, dann mich. Schließlich stellte er die Mappe auf den Kaffeetisch. »Von mir aus.«
»Spitze.« Ich ging an ihm vorbei und legte die Blumenschachtel auf den Tisch. Er packte den Stift mit seiner riesigen Faust und kritzelte etwas unten auf das Blatt. Unterdessen zupfte ich ein Stück Papier, das etwas größer war als eine Spielkarte, aus der Mappe, und versteckte es in meiner Hand. Als er fertig war, hatte ich die Hand schon wieder dort, wo sie hingehörte. Knurrend hielt er mir das Klemmbrett hin.
»Da«, sagte er. »Verschwinde.«
»Alles klar«, sagte ich. »Danke.«
Ich drehte mich um, aber auf einmal schoss seine Hand vor, und er packte meinen Arm wie ein stählernes Band. Dabei kniff er die Augen zusammen, seine Nasenflügel bebten, und dann knurrte er: »Ich kann da aber keine Blumen riechen.« Mein Magen stürzte ins Bodenlose, trotzdem bemühte ich mich, äußerlich ungerührt zu bleiben. »Was sagen Sie da, Mister, äh…« Ich warf einen Blick aufs Klemmbrett. »Grum.«
Mr. Grum?
Er beugte sich vor, wieder bebten seine Nasenflügel, doch dieses Mal schnüffelte er leise. »Ich rieche Magie. Ich rieche einen Magier.«
Immerhin lief jetzt mein Gesicht grün an. »Äh.«
Grum packte mit einer Hand meine Kehle und hob mich mit einer Kraft hoch, die kein Mensch entwickeln kann. Ich sah nur noch einen verschwommenen Tunnel, und mir fiel das Klemmbrett aus der Hand. Hilflos strampelte ich in seinem Griff. Er kniff die Augen zusammen und fletschte wieder die Zähne. »Hättest dich besser um deinen eigenen Kram kümmern sollen, wer du auch bist.« Dann drückte er zu, und mir war, als hätte etwas geknackt und wäre gebrochen. Hoffentlich seine Knöchel und nicht meine Luftröhre. »Wer du auch warst.«
Es war eindeutig zu spät, um mein Schildarmband einzusetzen, und mein Sprengstock lag außer Reichweite auf dem Kaffeetisch. Ich tastete in meiner Tasche nach der einzigen Waffe, die ich noch hatte, während mir langsam schwarz vor Augen wurde, und konnte nur hoffen, dass ich mich nicht irrte.
Ich fand den alten Eisennagel, packte ihn, so fest ich konnte, und stieß ihn in Grums muskulösen
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