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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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er niedergeschlagen hatte. Wimmernd brachte Fix sich auf Händen und Hinterteil eilig in Sicherheit. Sein geborgter brauner Anzug war schmutzig und zerfetzt, der gelbe Kunstfaserschlips hing nur noch mit einem Clip am Kragen. Er wich bis zur Wand der Gasse zurück, und unter seinem weißen Löwenzahnhaar heraus starrte er uns mit weitaufgerissenen Augen an.
    Billys Blick wanderte zwischen Fix und meiner Angreiferin hin und her. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er sie einen Augenblick, dann nickte er energisch. »Harry? Soll ich sie mir vornehmen?«
    »Warte«, quetschte ich heraus. »Also gut, er tut ihm nichts mehr. Setzen Sie mich ab.«
    Die Hand löste sich von meinem Hals, und sobald ich wieder auf dem Boden stand, trat ich zu Billy und drehte mich zu der Angreiferin um, die mich festgehalten hatte.
    Wie erwartet, war es die große, kräftige junge Frau, der ich im Bestattungsunternehmen begegnet war. Das schmutzig grüne Haar fiel ihr in Strähnen in die Augen und auf eine Wange. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und trat von einem Fuß auf den anderen. »Fix? Alles klar?«
    Der schmächtige Mann keuchte. »Meine Lippe ist aufgerissen. Ist aber nicht so schlimm.«
    Die Frau nickte und wandte sich wieder an mich.
    »Also gut«, sagte ich. »Wer seid ihr?«
    »Ich heiße Meryl«, sagte sie. Sie sprach jetzt überraschend leise, was überhaupt nicht zu ihrer Körpergröße passte. »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Mister Dresden, weil ich Sie geschlagen und in die Mülltonne geworfen habe.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Sind Sie sicher, dass Sie den richtigen Mann vor sich haben? Bei mir entschuldigt man sich normalerweise nicht.«
    Sie fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, die ihr sofort wieder ins Gesicht fielen. »Es tut mir leid. Ich hatte Angst und habe gehandelt, ohne nachzudenken.«
    Ich wechselte einen Blick mit Billy. »Äh, meinetwegen. Es ist schon mehr als ungewöhnlich, dass Sie mich in einer dunklen Gasse mit Ihrer Entschuldigung überfallen, aber ich habe dieses Buch über Männer vom Mars und Frauen von der Venus nicht gelesen. Wer weiß.«
    Darauf zuckten ihre Mundwinkel leicht, und sie entspannte sich ein wenig. »Ich wusste nicht, wie ich Sie sonst finden sollte, deshalb habe ich in der Nähe Ihres Autos gewartet.«
    »Na schön«, erwiderte ich. Wo ihre Finger mich gepackt hatten, pochte mein Hals. Wahrscheinlich würde ich am nächsten Tag wundervolle blaue Flecken haben. Nickend wandte ich mich ab. »Ich verzeihe Ihnen. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen? Ich habe zu tun.«
    Auf einmal klang ihre Stimme fast panisch. »Bitte, warten Sie.«
    Wieder drehte ich mich zu ihr um.
    »Ich muss mit Ihnen reden. Es dauert nicht lange.« Sie holte tief Luft. »Ich brauche Ihre Hilfe.«
    Das überraschte mich nun überhaupt nicht.
    »Es ist sehr wichtig.« Na klar.
    Die Kopfschmerzen waren wieder da. »Hören Sie, ich habe auch so schon eine Menge zu tun.«
    »Ich weiß«, antwortete sie. »Sie untersuchen Rons Tod. Dabei kann ich Ihnen helfen.«
    Nachdenklich schürzte ich die Lippen. »Standen Sie Reuel denn so nahe?«
    Sie nickte. »Ich und Fix, Ace und Lily.«
    Das Foto von Reuel und den vier jungen Leuten. »Ein sehr hübsches Mädchen mit grünen Haaren?«
    »Ja.«
    »Wo ist Ace?«
    »Er musste gleich nach der Beerdigung zur Arbeit. Aber ich will vor allem wegen Lily mit Ihnen reden. Sie ist verschwunden, und ich glaube, sie steckt in Schwierigkeiten.«
    Das passte zu der Unterhaltung, die ich belauscht hatte. »Wer seid ihr?«
    »Das habe ich doch schon gesagt. Ich heiße Meryl.«
    »Schön, in Ordnung. Was seid ihr?«
    Die Frage ließ sie zusammenzuckten. »Oh, ich wusste nicht, was Sie meinen.« Wieder fuhr sie sich durch die Haare. »Ich bin ein Wechselbalg, genau wie die anderen.«
    »Was für ein Ding?«, fragte Billy.
    Ich nickte, weil ich es verstand. »Ein Wechselbalg«, erklärte ich ihm. »Sie ist halb menschlich und halb Feenwesen.«
    »Ah«, machte Billy. »Was hat das zu bedeuten?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Es bedeutet, dass sie sich irgendwann entscheiden muss, ob sie sterblich bleiben oder ganz zum Feenwesen werden will.«
    »Ja«, bestätigte sie. »Bis dahin stehe ich unter der Herrschaft des Hofes meines Feenvaters. Winter. Genau wie die anderen. Deshalb halten wir vier auch zusammen. Es ist sicherer.«
    Billy nickte. »Oh.«
    »Meryl«, sagte ich, »wie kommen Sie auf die Idee, Ihre Freundin sei in Gefahr?«
    »Sie ist nicht sehr

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