Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
selbstständig. Wir wohnen zusammen, und sie kann nicht gut für sich selbst sorgen. Außerdem wird sie nervös, wenn sie längere Zeit nicht zu Hause ist.«
    »Was sollte ihr denn zugestoßen sein?«
    »Der Ritter des Winters.«
    Billy runzelte die Stirn. »Warum sollte er eine Angehörige seines eigenen Hofs verletzen?«
    Meryl stieß ein kurzes, humorloses Lachen aus. »Weil er es kann. Er hat es auf Lily abgesehen, er hat sie immer wieder verletzt und erschreckt. Anscheinend fand er das amüsant, und er war wütend, als Maeve ihm sagte, er solle es lassen. Als Ron dann tot war…« Sie ließ den Satz unvollendet und wandte sich ab.
    »Was hat Reuel damit zu tun?«, wollte ich wissen.
    »Er hat uns beschützt. Auch Maeve quälte uns zum Spaß, und wir wussten nicht, an wen wir uns sonst wenden sollten. Ron nahm uns auf und stellte uns unter seinen Schutz. Am Winterhof hatte niemand Lust, sich mit ihm anzulegen.«
    »Was ist mit eurem Feenvater?«, fragte Billy. »Hat der nicht etwas getan, um euch zu helfen?«
    Meryl warf Billy einen kurzen Blick zu. »Meine Mutter wurde von einem Troll vergewaltigt. Selbst wenn er stark genug gewesen wäre, um Maeve aufzuhalten, hätte er es nicht getan. Seiner Ansicht nach war es schon sehr entgegenkommend, dass er meine Mutter nicht gleich an Ort und Stelle verschlungen hat.«
    »Oh«, sagte Billy. »Tut mir leid.«
    Ich runzelte die Stirn. »Ihr glaubt also, Slate habe sich das Mädchen geschnappt, nachdem der Ritter des Sommers ausgeschaltet war?«
    »Irgendjemand ist in die Wohnung eingebrochen«, sagte Meryl. »Es sah aus, als hätte es einen Kampf gegeben.«
    Unwillkürlich seufzte ich. »Habt ihr die Polizei verständigt?«
    Sie beäugte mich. »O, ja, natürlich. Ich hab angerufen und ihnen erklärt, ein mächtiger Ritter der Feen sei gekommen und habe ein professionelles Nacktmodel entführt, das halb sterblich war und halb ins Feenland gehört. Sie waren total begeistert.«
    Ihr Sarkasmus gefiel mir. »Es braucht keinen übernatürlichen Schürzenjäger, damit in dieser Stadt einem hübschen Mädchen etwas zustößt. Das bekommen auch ganz normale sterbliche Kidnapper und Mörder hin.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie auch immer, Lily steckt in Schwierigkeiten.«
    Ich hob eine Hand. »Was wollen Sie von mir?«
    »Helfen Sie mir, Lily zu finden. Bitte, Mister Dresden.«
    Ich schloss die Augen. Es mangelte mir an Zeit, Kraft und Klarheit, um mich darum zu kümmern. Das Beste wäre es gewesen, sie einfach abzuweisen oder ihr zu versprechen, mich darum zu kümmern, und es sofort wieder zu vergessen. »Das ist kein sehr günstiger Augenblick.« Sobald ich es ausgesprochen hatte, fühlte ich mich mies und konnte ihr nicht mehr in die Augen sehen. »Ich habe schon viel zu viel Ärger am Hals und weiß nicht einmal, ob ich mir selbst helfen kann, ganz zu schweigen von Ihrer Freundin. Es geht wirklich nicht.«
    Meryl stellte sich mir in den Weg, als ich gehen wollte. »Warten Sie.«
    »Wie ich schon sagte«, wandte ich ein, »ich kann nichts für Sie…«
    »Ich bezahle Sie auch«, sagte Meryl.
    Oh, richtig. Geld.
    Ich stand kurz davor, das Büro und meine Wohnung zu verlieren, und bei dem Auftrag der Feenkönigin sprang ganz sicher nichts heraus. Ich musste meine Rechnungen begleichen und Lebensmittel einkaufen. Mir lief nicht unbedingt das Wasser im Munde zusammen, aber es fehlte nicht viel dazu.
    Wieder schüttelte ich den Kopf. »Hören Sie, ich wünschte wirklich, ich könnte…«
    »Ich zahle das doppelte Honorar«, drängte sie.
    Das doppelte Honorar. Diese Aussicht ließ mich merklich zögern.
    »Das Dreifache«, sagte sie und zog einen Umschlag aus der Gesäßtasche. »Obendrein eintausend als Vorschuss bar auf die Hand.«
    Ich warf einen Blick zu Fix, der zitternd an der Mauer lehnte und sich ein Taschentuch auf den Mund presste. Meryl trat wieder ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und starrte auf den Boden.
    Unterdessen versuchte ich, die Lage objektiv zu betrachten. Tausend Dollar würden mir nichts nützen, wenn mich die zusätzliche Belastung ablenkte und ich dabei ums Leben kam. Andererseits würde ich das Geld dringend brauchen, wenn ich überlebte. Mir knurrte der Magen, und mein Bauch verkrampfte sich vor Hunger.
    Ich brauchte den Auftrag, und was noch wichtiger war, ich wollte mir selbst weiter in die Augen sehen können. Wahrscheinlich würde ich mir immer Vorwürfe machen, wenn ich mich später an diese Situation erinnerte und daran dachte, dass ich

Weitere Kostenlose Bücher