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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ein hilfloses Mädchen, ob Wechselbalg oder nicht, gewissermaßen den Wölfen zum Fraß vorgeworfen hatte. Diese jungen Leute hätten mich nicht um Hilfe gebeten, wenn sie nicht wirklich verzweifelt gewesen wären. Nur ein paar Stunden vorher hatten die Wechselbälger Angst vor mir gehabt. Wenn sie sich jetzt an mich wandten, dann hieß das, sie hatten keine andere Wahl mehr.
    Außerdem hatten sie Geld.
    »Verdammt, verdammt, verdammt«, murmelte ich und schnappte mir den Umschlag. »Also gut. Ich kümmere mich darum und werde tun, was ich kann, allerdings kann ich nichts versprechen.«
    Meryl schnaufte erleichtert. »Danke. Vielen Dank, Mister Dresden.«
    »Ja«, seufzte ich und fischte eine leicht verknitterte Visitenkarte aus meiner Hosentasche. »Hier ist meine Büronummer. Rufen Sie mich an, und hinterlassen Sie eine Nachricht, damit ich weiß, wie ich Sie erreichen kann.«
    Nickend nahm sie die Karte entgegen. »Ich weiß nicht, ob ich Ihr gesamtes Honorar auf einmal bezahlen kann, aber ich werde es bezahlen, auch wenn es eine Weile dauert.«
    »Darüber können wir uns später noch Gedanken machen, wenn wir das Schlimmste hinter uns haben«, erwiderte ich. Mit einem Nicken verabschiedete ich mich von ihr und Fix und ging die Gasse hinunter. Billy behielt sie im Auge und folgte mir.
    Ein paar Minuten später erreichten wir den Parkplatz des Beerdigungsinstituts. Alle Lichter waren erloschen, der blaue Käfer war das einzige Fahrzeug weit und breit. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, ihn zu stehlen. Was für ein Schock.
    »Was nun?«, wollte Billy wissen.
    »Ich werde Murphy anrufen und sie fragen, was sie mir über Lloyd Slate erzählen kann.«
    Billy nickte. »Kann ich dir irgendwie helfen?«
    »Ja, das kannst du. Nimm dir ein Telefonbuch, ruf die Krankenhäuser an und erkundige dich, ob in den Leichenhallen eine unbekannte junge Frau mit grünen Haaren aufgetaucht ist.«
    »Glaubst du denn, sie ist tot?«
    »Jedenfalls wäre die Sache dann erheblich einfacher.«
    Er schnitt eine Grimasse. »Leichenhallen anrufen? In Chicago und Umgebung muss es eine Million davon geben. Kann ich nicht sonst noch etwas tun?«
    »Willkommen in der glamourösen Welt der Privatdetektive. Willst du mir nun helfen oder nicht?«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Billy. »Mein Auto steht einen Block weiter. Ich melde mich bei dir, sobald ich die Anrufe erledigt habe.«
    »Gut. Wahrscheinlich bin ich dann zu Hause. Falls nicht, weißt du ja, was du zu tun hast.«
    Billy nickte. »Pass auf dich auf.« Dann schlenderte er leise und ohne sich umzudrehen die Straße hinunter.
    Ich zog die Schlüssel aus der Hosentasche und ging zum Käfer.
    Das Blut roch ich erst, als ich nahe genug war, um das Auto zu berühren. Durchs Fenster sah ich eine mehr oder weniger menschliche Gestalt, die zusammengesunken auf dem Beifahrersitz hockte. Sie war blutüberströmt, und auch das T-Shirt war völlig durchtränkt. Auf einer Seite war das goldbraune Haar verklebt, und das Blut war auf ihre Jeans heruntergetropft und hatte sich auf den Oberschenkeln ausgebreitet. Ihr silberner Drudenfuß glänzte rot. Auf der nackten Haut ihrer Unterarme zeichneten sich lange, blutende Risswunden ab, ihr Gesicht war kreidebleich. Tot.
    Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich mich vorbeugte und an der Kehle nach dem Puls tastete. Ich fand ihn, aber er war sehr schwach, und ihre Haut fühlte sich kalt und wächsern an.
    Sie schauderte und flüsterte: »Harry?«
    »Ich bin hier. Ich bin hier, Elaine.«
    »Bitte«, flüsterte sie. »O Gott, bitte hilf mir.«

17. Kapitel
     
     
     
    Zuerst legte ich Elaine flach auf den Boden, um die Schwere ihrer Verletzungen zu bestimmen. Ihre Unterarme waren an mehreren Stellen aufgerissen, aber die schlimmste Verletzung war am Rücken in Höhe des linken Schlüsselbeins – eine hässliche Stichwunde. Die Wundränder hatten sich teilweise wieder geschlossen, doch die Blutung hatte nicht völlig aufgehört, und wenn sie innere Blutungen hatte, dann war sie so gut wie tot.
    Ich brauchte beide Hände, um die Wunde zu verschließen, und nirgends war Hilfe in Sicht. Da ich hier nicht viel für sie tun konnte, hob ich sie auf und setzte sie wieder in den Käfer, dann sprang ich auf den Fahrersitz und schaltete die Zündung ein.
    »Halte durch, Elaine. Ich bringe dich ins Krankenhaus. Das wird schon wieder.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Das ist zu gefährlich.«
    »Du bist zu schwer verletzt, ich kann dich nicht allein

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