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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Rücken zu mir gekehrt. Er trug enge dunkelgrüne Hosen und ein lockeres Hemd aus weißem Leinen. Der Lord der Sidhe sagte nichts mehr, und ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, doch das Gesicht des Kentauren lief erst rot an, dann wurde es kreidebleich. Steif neigte er den Kopf und kehrte zu seiner Schmiede zurück. Zornig stampften seine Hufe über den Boden.
    Nun wandte sich der Sidhe, der offenbar Talos hieß, an mich und betrachtete mich mit ruhigen Katzenaugen, die die Farbe des Sommerhimmels hatten. Das typische helle Haar der Sidhe hing glatt herab und berührte leicht seine Schultern. Er strahlte ein ruhiges Selbstvertrauen aus und schien sich seiner Kräfte sicher zu sein. Irgendwie kam er mir weniger fremd vor als die meisten Sidhe, denen ich bisher begegnet war. »Urteile nicht zu hart über Korrick. Ich nehme an, du bist Harry Dresden?«
    »Nur, wenn er sich nicht als Nächstes darüber aufregt, dass ich in seiner Unterhose herumlaufe.«
    Talos lächelte, und es stand ihm gut. »Dann gewähre ich dir in Übereinstimmung mit den Abkommen freies Geleit. Ich bin Talos, Lordmarschall des Sommerhofs.«
    »Das freut mich«, erwiderte ich. »Aber könntest du mir vielleicht als Erstes helfen, dieser Frau hier das Leben zu retten?«
    Das Lächeln des Sidhe verflog. »Ich werde tun, was ich kann.« Er blickte zur Seite und machte eine kreisende Handbewegung.
    Der Garten erwachte abrupt zum Leben. Ein Schwarm kleiner Elfen schoss durch die Luft herbei und brachte mehrere Stängel grüner Pflanzen und breite, weiche Blätter mit. Sie schichteten alles neben dem Teich zu einem weichen Haufen auf. Talos bat mich mit einem Blick um Erlaubnis, dann nahm er mir Elaine behutsam ab. Meine Schultern und Armmuskeln kreischten beinahe vor Erleichterung. Der Sidhe-Lord trug Elaine zu ihrem Bett aus Laub und legte sie ab, dann schloss er die Augen und berührte mit einer Hand ihren Hals und ihre Stirn.
    »Schwach«, sagte er leise. »Und kalt, aber ihre Kraft hat sie noch nicht ganz verlassen. Sie wird bald wieder die Alte sein.«
    »Ich will ja niemandem zu nahe treten, doch ihr habt seltsame Vorstellungen von der Zeit. Hole deine Lady, sie muss sich sofort um Elaine kümmern.«
    Talos betrachtete mich mit undurchdringlicher Miene. »Sie wird hier sein, wenn sie hier ist. Ich kann die Lady so wenig drängen wie den Sonnenaufgang.«
    Fast hätte ich ihm gesagt, wohin er sich seinen Sonnenaufgang stecken sollte, aber ich verkniff es mir und ballte nur hilflos die Hände zu Fäusten, bis meine Knöchel knackten. Das Mädchen, das ich am Aufzug getroffen hatte, berührte mich am Arm. »Bitte, Magier. Lass mich dir etwas zu trinken oder zu essen bringen. Essen der Sterblichen, meine ich. Das andere würde ich dir nicht anbieten.«
    »Zum Teufel damit«, sagte ich. »Erst müsst ihr euch um Elaine kümmern.«
    Talos, der neben Elaine kniete, zog die Augenbrauen hoch, dann zuckte er mit den Achseln. »Wie du willst.« Er legte die Fingerspitzen beider Hände links und rechts an ihr Gesicht und neigte den Kopf. »Meine Fähigkeiten sind beschränkt, doch ich kann wenigstens dafür sorgen, dass sich ihr Zustand nicht weiter verschlechtert.«
    Es gab einen kleinen Energiestoß, so sanft und trotzdem so stark wie eine Welle, die einen im Wasser sachte von den Füßen hebt. Elaine holte auf einmal tief Luft, und ein wenig Farbe kehrte in ihre Wangen zurück. Sie blinzelte kurz, seufzte und schloss die Augen wieder.
    »Talos kann sie eine Weile in diesem Zustand halten«, erklärte das Mädchen, »bis die Lady entschieden hat. Er war mehrere Jahre lang Elas Beschützer und Freund.« Sie zupfte mich am Ärmel. »Bitte, nimm dir etwas zu essen. Wir stehen als schlechte Gastgeber da, wenn du nichts nimmst.«
    Mein Magen knurrte erneut, und nachdem ich so schwer geatmet hatte, tat mir auch die Kehle weh. Ich atmete durch die Nase aus und nickte dem Mädchen zu, das mich daraufhin zu einer Bank in der Nähe führte, unter der sie eine Kühlbox hervorzog. Sie kramte darin herum, warf mir eine kalte Dose Cola, eine kleine Tüte Kartoffelchips und ein langes Baguette zu. Das Essen war weit entfernt von den feinen, raffinierten Verlockungen der Feennahrung.
    »Mehr kann ich im Augenblick nicht für dich tun«, sagte sie. »Ist ein Putensandwich in Ordnung?«
    »Heirate mich.« Heißhungrig machte ich mich über das Essen her und verbrachte zwei Minuten mit einer urtümlichen, primitiven Freude. Essen. Es schmeckt grundsätzlich am

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