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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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besten, wenn man fast am Verhungern ist, und Talos hatte mir nach dem Abkommen sicheres Geleit gewährt, also brauchte ich mir keine Sorgen zu machen, es könnte mit Drogen versetzt sein.
    Während ich aß, zog das Mädchen einen kleinen Ständer heran, auf dem die aus Ton geformte Büste einer jungen Frau ruhte. Teilweise war die Figur noch unbearbeitet und trug die Spuren ihrer Finger. Nun tauchte sie die Hand in eine Wasserschale neben dem Ständer und setzte die Arbeit fort.
    »Was ist mit ihr geschehen?«, fragte sie.
    »Wenn ich das wüsste«, erwiderte ich zwischen zwei Bissen. »Ich habe sie so in meinem Auto gefunden, und sie wollte, dass ich sie herbringe.«
    »Warum hast du das getan?« Sie errötete. »Ich meine, du arbeitest doch für die Feinde des Sommers, oder?«
    »Ja, aber das heißt nicht, dass ich mit ihnen auf gutem Fuße stehe.« Ich spülte einen halb gekauten Bissen mit einem großen Schluck Cola hinunter. Himmlisch. Während ich eine Weile schweigend aß, betrachtete ich die Büste, an der sie arbeitete. Das Gesicht kam mir bekannt vor. Schließlich fragte ich: »Ist das Lily?«
    Sie blinzelte überrascht. »Kennst du sie?«
    »Ich habe von ihr gehört«, erwiderte ich. »Sie ist ein Wechselbalg, nicht wahr?«
    Das Mädchen nickte. »Sie gehört zum Winter, hat sich aber entschlossen, nicht zu ihnen zu gehen. Sie hat bei Ronald Schutz gesucht und steht manchmal für uns Modell.« Sie machte eine unbestimmte Geste zu dem jungen Mann, der konzentriert malte. »Da drüben sind ein paar andere Stücke, für die sie Modell gestanden hat.«
    Ich sah mich im Garten um und entdeckte zwei Statuen, die sich von den anderen unterschieden. Beide waren Akte aus weißem Marmor. Eine Statue zeigte das Mädchen, wie es auf Zehenspitzen stand, die Arme über den Kopf hob und den Rücken anmutig durchbog, die zweite zeigte es kniend, wie es etwas betrachtete, das es in beiden Händen barg. Sie wirkte still und traurig. »Anscheinend ist sie sehr beliebt.«
    Das Mädchen nickte. »Lily ist sehr sanft und süß.«
    »Und sie wird vermisst«, fügte ich hinzu.
    Sie runzelte die Stirn. »Vermisst?«
    »Ja. Ihre Mitbewohnerin hat mich gebeten, nach ihr zu suchen. Ist sie in den letzten zwei Tagen hier aufgetaucht?«
    »Sie hat eine Weile nicht mehr Modell gestanden, und ich habe sie immer nur hier gesehen. Es tut mir leid.«
    »War einen Versuch wert.«
    »Warum suchst du nach ihr?«
    »Ich hab’s doch gerade gesagt. Ihre Mitbewohnerin hat mich um Hilfe gebeten, und ich sagte zu.« Was überwiegend sogar der Wahrheit entsprach, auch wenn ich mich für meine Hilfe bezahlen ließ. Am Ende bekäme ich noch Schuldgefühle, wenn ich Meryls Vorschuss ausgab. »Ich bin in dieser Woche ziemlich beschäftigt, aber ich werde tun, was ich kann.«
    Mit gerunzelter Stirn nahm sie die Arbeit an der Büste wieder auf. »Du bist nicht wie die anderen, die für den Winter handeln. Mab mag es gewöhnlich, wenn ihre Agenten… wenn sie kälter sind, könnte man sagen. Hungriger, grausamer.«
    »Sie brauchte jemanden, der einen Mörder finden kann, und darin habe ich etwas Erfahrung.« Ich zuckte mit den Achseln. Sie nickte. »Trotzdem scheinst du ein anständiger Kerl zu sein. Ich bin traurig, wenn ich daran denke, dass du dich mit dem heimtückischen Winter eingelassen hast.«
    Ich hielt mitten im Bissen inne und sah sie scharf an. »Oh, bei den Toren der Hölle.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch und erwiderte meinen Blick. »Hm?«
    Jetzt legte ich das Sandwich ab. »Du bist es – du bist die Sommerlady.«
    Ein zartes Lächeln spielte um die Lippen des Mädchens, als sie eine Verbeugung andeutete. Ihr blondes Haar färbte sich zum Weiß der Sidhe, ihre Finger und Gliedmaßen schienen auf einmal ein wenig länger zu werden, und ihr Gesicht war ein Spiegelbild von Maeves Antlitz, die Augen geschlitzt und von einem strahlenden Grün. Allerdings trug sie nach wie vor den Overall und das blaue T-Shirt, und auch die Tonflecken waren nicht verschwunden. Sie hoben sich stark von der hellen Haut und dem weißen Haar ab.
    »Nenne mich Aurora«, sagte sie. »Das ist für uns alle einfacher.«
    »Äh, gut.« Dann kaute ich zu Ende und schluckte. »Könntest du jetzt bitte aufhören, irgendwelche Spielchen mit mir zu treiben, und dich um Elaine kümmern, Aurora?«
    Besorgt blickte sie zu Elaine, die auf dem Boden lag. »Das kommt darauf an.«
    Ich biss die Zähne zusammen und fragte betont freundlich: »Worauf denn, bitte?«
    Sie richtete die

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