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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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fehlgeleitet ist.«
    Mühsam richtete ich mich auf und rückte ein wenig von Aurora ab. »Nun mach schon«, drängte ich sie. »Hilf Elaine.«
    »Das werde ich tun«, versicherte sie mir. »Aber sie ist im Augenblick nicht in Gefahr, und ich werde etwas Zeit dazu brauchen. Vorher möchte ich dir noch etwas sagen.«
    »Na gut. Sprich.«
    »Wie viel hat Mab dir über Ronalds Tod verraten?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur, dass er tot ist, dass der Umhang der Macht, den er trug, verschwunden ist und dass sein Mörder gefunden werden muss.«
    »Hat sie dir auch den Grund genannt?«
    Ich runzelte die Stirn. »Eigentlich nicht.«
    Aurora nickte und faltete die Hände im Schoß. »Der Sommer bereitet sich darauf vor, gegen den Winter in den Krieg zu ziehen.«
    Unwillkürlich runzelte ich die Stirn. »Du meinst damit, dass es keine theoretische Möglichkeit mehr ist, sondern dass es ernst wird.«
    »Ich kenne keine andere Art von Krieg. Der Verlust des Sommerritters zwingt den Sommer zu handeln.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dir folgen kann.«
    Nun runzelte auch sie die Stirn. »Unsere Ritter besitzen eine beträchtliche Macht. Es ist eine Bürde, die nur ein Sterblicher mit freiem Willen tragen kann. Diese Macht, dieser Einfluss, ist ein wesentliches Element des Gleichgewichts zwischen den Höfen.«
    »Eure Macht ist jetzt allerdings geschwunden.«
    »Genau.«
    »Dadurch ist der Sommer geschwächt.«
    »Richtig.«
    Ich nickte. »Warum plant ihr dann einen Angriff?«
    »Die Jahreszeiten wechseln«, erklärte Aurora. »In zwei Tagen ist Mittsommernacht. Dann ist die Stärke des Sommers am größten.«
    Sie sagte nichts weiter, sondern überließ es mir, die notwendigen Schlüsse zu ziehen. »Ihr glaubt, der Winter hätte euch euren Ritter genommen«, sagte ich, »und wenn ihr noch länger wartet, werdet ihr schwächer, während der Winter erstarkt. Ist das richtig?«
    »Ganz genau. Wenn wir überhaupt eine Aussicht haben wollen zu siegen, dann müssen wir zuschlagen, solange wir stark sind. Es ist der einzige Moment, in dem unser Hof der Kraft des Winters nahezu ebenbürtig ist. Wenn wir dagegen untätig bleiben, wird Mab uns zu Mittwinter mit ihren Kreaturen angreifen. Dann werden sie uns vernichten, und damit wäre auch das Gleichgewicht in der Welt der Sterblichen dahin.« Sie hob den Blick und sah mir in die Augen. »Der Winter, Magier Dresden. Ein endloser Winter. Unendliche, böse Zyklen von Räuber und Beute. Eine solche Welt wäre nicht gut für die Sterblichen.«
    »Warum soll der Winter dies gerade jetzt getan haben? Ich meine, wenn sie noch ein paar Tage gewartet hätten, dann hätten sie alle Trümpfe in der Hand gehabt. Warum sollten sie euch genug Spielraum lassen, euch doch noch herauszuwinden?«
    »Ich kann nicht behaupten, die Gedankengänge des Winters zu durchschauen«, erwiderte Aurora. »Ich weiß nur, dass sie uns nicht vernichten dürfen. Das ist für dich ebenso wichtig wie für uns.«
    »Mann, wie sehr doch auf einmal alle um mein Wohlergehen bemüht sind.«
    »Bitte versprich mir, dass du tun wirst, was in deinen Kräften steht, um sie aufzuhalten.«
    »Ich gebe keine Versprechen mehr.« Damit stand ich auf und betrat den Weg, der zum Aufzug und zum Ausgang führte. Ein Teil von mir wollte jedoch nichts weiter tun, als in die Behaglichkeit zurückkehren, die Aurora mir angeboten hatte. Dann hielt ich noch einmal inne, kniff die Augen zusammen und konzentrierte mich. »Eines kann ich dir allerdings jetzt schon sagen. Ich werde den Mörder finden und die Sache in Ordnung bringen, und ich werde es noch vor Mittsommer tun.«
    Ich verkniff es mir hinzuzufügen: »Denn wenn es mir nicht gelingt, bin ich so gut wie tot.«
    Es ist sowieso sinnlos, über das Offensichtliche zu jammern.

18. Kapitel
     
     
     
    Ich verließ das Rothchild Hotel so schnell wie möglich und suchte einen Münzfernsprecher. Murphy meldete sich beim ersten Klingeln. »Dresden?«
    »Ja.«
    »Na endlich. Alles in Ordnung?«
    »Ich muss mit Ihnen reden.«
    Es gab eine kleine Pause, dann sprach sie etwas freundlicher weiter. »Wo?«
    Ich rieb mir mit dem Handrücken über den Kopf und versuchte, meinen Verstand wiederzubeleben. Meine Gedanken torkelten benebelt und chaotisch umher. »Keine Ahnung. Vielleicht ein Lokal, wo ein paar Leute sind, das aber ruhig genug ist, um zu reden.«
    »Um diese Tageszeit in Chicago?«
    »Ja.«
    »Na gut«, sagte Murph. »Ich glaube, ich kenne einen Laden.« Sie nannte mir die Adresse und

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