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Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ruhigen, nicht menschlichen Augen auf mich. »Es kommt auf dich an.«
    »Werde bloß nicht zu konkret«, erwiderte ich. »Ich wüsste gar nicht, wie ich das verkraften könnte.«
    »Glaubst du, es ist ein Scherz? Ein Spiel?«
    »Ich weiß verdammt gut, dass es kein Spiel ist.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Da irrst du dich. Es ist ein Spiel, das sich jedoch von denen unterscheidet, die du kennst. Es ist dir nicht gestattet, die Spielregeln zu kennen, und es war nie die Rede davon, dass es fair bleibt. Weißt du, warum Mab ausgerechnet dich ausgewählt hat?«
    Ich funkelte sie an. »Nein.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte sie, »und das ist mein Teil des Spiels. Warum hat sie dich erwählt? Offenbar kann sie von dir etwas erwarten, das niemand sonst ihr geben könnte. Vielleicht hat sie erwartet, dass du Ela hierherbringst.«
    »Was macht das schon?«, gab ich zurück. »Elaine ist verletzt. Deine Gesandte wurde während ihres Einsatzes verletzt. Glaubst du nicht, du solltest ihr wieder auf die Beine helfen?«
    »Wenn der Winter genau dies von mir erwartet, könnte es sich zu meinem Nachteil auswirken. Ich bin die Geringste unter den Sommerköniginnen, aber auch ich muss vorsichtig sein, wenn ich meine Macht einsetze.«
    Ich schnaubte. »Maeve sieht das ganz anders.«
    »Natürlich«, erwiderte sie. »Sie gehört zum Winter. Sie ist gewalttätig, böse und gnadenlos.«
    »Dein Kentaur ist dagegen ein Ausbund an Sanftheit und Verständnis.«
    Seufzend ließ Aurora die mit Ton verklebten Hände sinken. »Ich hoffe, du wirst Korrick seinen Ausbruch verzeihen. Normalerweise ist er fröhlicher gestimmt, doch wir sind wegen der jüngsten Ereignisse alle etwas angespannt.«
    »Hm«, machte ich. »Nur damit wir uns richtig verstehen – das war doch wirklich Essen der Sterblichen, ja?«
    »Ja«, bestätigte sie. »Ich habe nicht den Wunsch, deine Freiheit zu beschränken oder dich in irgendeiner Weise zu binden.«
    »Gut.« Da ich wusste, dass sie mich nicht anlügen konnte, biss ich noch einmal in das Sandwich und schob mir ein paar Chips in den Mund. »Hör mal, ich will nicht deine Macht untergraben oder den Sommer angreifen. Ich will nur Elaine helfen.«
    »Ich weiß«, antwortete sie. »Ich glaube dir. Allerdings traue ich dir nicht.«
    »Welchen Grund hast du, mir nicht zu trauen?«
    »Ich habe dich beobachtet«, erwiderte sie. »Du bist ein Söldner. Du arbeitest für den, der dich bezahlt.«
    »Ja. Ich muss meine Rechnungen begleichen und…«
    Sie hob eine Hand. »Du hast mit Dämonen Abkommen geschlossen.«
    »Da ging es immer nur um Kleinigkeiten, keine großen Sachen oder…«
    »Du hast dich der Leanansidhe angedient, um Macht zu bekommen.«
    »Da war ich noch jünger und viel dümmer, und ich hatte Schwierigkeiten…«
    Sie richtete ihre nicht menschlichen Augen auf mich und durchbohrte mich mit ihrem Blick. »Du hast getötet.«
    Ich wandte den Blick ab. Darauf konnte ich nicht mehr viel erwidern. Der Appetit war mir vergangen, und ich schob das Essen ein Stück weg.
    Aurora nickte langsam. »Du solltest von Anfang an ein Vernichter sein, ein Mörder. Weißt du, was ein Pate ursprünglich ist, Magier Dresden?«
    »Ja.« Auf einmal war ich ungeheuer müde. »Ein Pate wird ausgewählt, damit das Kind religiöse und moralische Anleitung bekommt und etwas lernt.«
    »In der Tat. Deine Patentante, deine Lehrerin und Führerin, ist das böseste Geschöpf an Mabs Hof, sie ist Maeve mehr als ebenbürtig und höchstens Mab selbst unterlegen.«
    »Lehrerin? Führerin?« Ich lachte empört. »Glaubst du wirklich, Lea hätte diese Bedeutung für mich?«
    »Etwa nicht?«
    »Lea hat mich kaum wahrgenommen, solange sie nicht glaubte, ich sei ihr irgendwie nützlich«, fauchte ich. »Ansonsten war ich ihr gleichgültig. Im Grunde hat sie mich nur eines gelehrt, nämlich dass ich raffinierter und stärker als sie sein und etwas unternehmen muss, wenn ich nicht will, dass man auf mir herumtrampelt.«
    Nun drehte Aurora ihr schönes Gesicht ganz zu mir herum und betrachtete mich mit tiefen, unergründlichen Augen. »Ja.« Die Unsicherheit wühlte in meinem Bauch herum, während sie fortfuhr. »Die Starken siegen, die Schwachen werden besiegt. Das ist der Winter, das hast du gelernt.« Sie beugte sich zu mir herüber und sagte nachdrücklich: »Deshalb bist du gefährlich. Erkennst du es denn nicht?«
    Ich stand auf und entfernte mich einige Schritte. Aurora schwieg. Wasser tropfte herab, als sie sich in der kleinen Schale die

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