Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feenzorn

Feenzorn

Titel: Feenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Hände wusch.
    »Wenn du Elaine nicht helfen willst, sag es mir einfach, dann bringe ich sie ins Krankenhaus.«
    »Glaubst du denn, ich sollte ihr helfen?«
    »Es kümmert mich einen Dreck, ob du es glaubst oder nicht«, erwiderte ich. »Aber so oder so werde ich dafür sorgen, dass sie Hilfe bekommt. Nun entscheide dich.«
    »Ich habe mich bereits entschieden. Nur du musst dich jetzt noch entscheiden.«
    Ich holte tief Luft, ehe ich vorsichtig fragte: »Was soll das bedeuten?«
    »Von den beiden Menschen, die diesen Garten betreten haben, ist Elaine nicht diejenige mit den schwersten Verletzungen. Das bist du.«
    »Unfug. Ich habe nur ein paar Schnittwunden und Prellungen.«
    Sie stand auf und kam zu mir. »Diese Wunden meinte ich nicht.« Sie streckte den Arm aus und legte eine schlanke Hand auf mein Herz. Ihre Haut war warm, ich spürte es sogar durchs Hemd, und die Berührung erfüllte mich mit einem kleinen, aber spürbaren Trost. Susan war seit Monaten fort, und abgesehen von gelegentlichen Angriffen hatte mich niemand berührt.
    Nickend blickte sie zu mir auf. »Siehst du? Du bist schwer verletzt, du hast keine Ruhe gefunden und konntest dich nicht von deiner Qual erholen.«
    »Ich werd’s überleben.«
    »Das ist wahr«, stimmte sie zu. »Doch so beginnt es immer. Ungeheuer werden aus Schmerz und Kummer, Trauer und Zorn geboren. Dein Herz ist voll davon.«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Na und?«
    »Dadurch wirst du verletzlich. Du wirst anfällig für Mabs Einfluss und für Versuchungen, denen nachzugeben für dich normalerweise undenkbar wäre.«
    »Mit Versuchungen komme ich ganz gut zurecht, vielen Dank auch.«
    »Nur wie lange noch? Du musst heil werden, Magier. Lass mich dir helfen.«
    Mit gerunzelter Stirn beäugte ich sie und ihre Hand. »Wie denn?«
    Aurora schenkte mir ein zartes, trauriges Lächeln. »Ich werde es dir zeigen. Hier.«
    Sie drückte etwas fester zu, und irgendwo in mir brach ein Damm. Gefühle schossen empor wie ein wild gewordener Regenbogen. Roter Zorn, dunkelblaue Angst, hellblaue Trauer, schmerzhaft gelbe Einsamkeit, giftgrüne Schuldgefühle. Die Emotionen durchfluteten mich und trafen mich wie ein Blitzschlag, brennend heiß, quälend und schön zugleich.
    Als die Flut nachließ, folgte eine tiefe Stille. Eine sanfte Wärme breitete sich in mir aus, die meine Schmerzen und Verletzungen linderte. Sie schmeichelte meiner Haut wie das Sonnenlicht an einem trägen Sommernachmittag, und mit der Wärme lösten sich meine Sorgen auf. Meine Furcht verschwand, und Muskeln, deren Anspannung ich bisher nicht einmal gespürt hatte, lockerten sich, als die Wärme um sich griff. Eine Weile schwebte ich darin. Allein die Abwesenheit der Schmerzen war schon eine Ekstase. Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Rücken im Gras und starrte zu den Blättern der Bäume und dem mit silbernen Sternen besetzten Himmel hinauf. Mein Kopf lag in Auroras Schoß. Sie kniete hinter mir und hatte ihre warmen, weichen Hände auf meine Schläfen gelegt. Dann kehrten die Schmerzen in meinen Körper, meine Gedanken und mein Herz zurück wie eine träge, stinkende Flutwelle, die den Müll aus einem verseuchten Ozean hereinschwemmte. Ich gab einen leisen protestierenden Laut von mir.
    Aurora beobachtete mich besorgt. »Es ist sogar schlimmer, als ich vermutet hatte. Du hast nicht einmal erkannt, wie groß deine Schmerzen waren, nicht wahr?«
    Ich schluchzte leise. Die Wärme war verschwunden, und die Bürde der Schwierigkeiten, mit denen ich zu kämpfen hatte, bedrückte und erstickte mich.
    »Bitte, lass mich dich heilen. Wir schließen ein Abkommen, Magier Dresden. Lass es ruhen, stelle deine Bemühungen ein, dem Winter zu helfen. Bleibe eine Weile hier und lass mich dir ein wenig Frieden schenken.«
    Tränen stiegen mir in die Augen. Ich wischte mir das Gesicht mit beiden Händen ab und bemühte mich, einen klaren Gedanken zu fassen. Wenn ich mich auf den Vorschlag einließ, ginge es mir an den Kragen. Wenn ich die Absprache mit Mab brach, stünde ich auch vor dem Weißen Rat schlecht da. Daraufhin könnten sie den Frieden mit dem Roten Hof der Vampire für einen äußerst geringen Preis erkaufen – indem sie einen leicht beschädigten Harry Dresden auslieferten.
    »Vergiss es«, gab ich mit schwacher Stimme zurück. »Ich muss meinen Auftrag erledigen.«
    Aurora schloss einen Moment lang die Augen und nickte. »Immerhin hältst du, was du versprochen hast. Deine Ehre ist bewundernswert, auch wenn sie

Weitere Kostenlose Bücher