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Fehlfunktion

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Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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ich es verdammt noch mal tun werde!«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte ein sekundenlanges Schweigen. »Grant«, sagte Trevor Clarke dann leise, »es war das Büro des Kanzlers, das diese Vorgehensweise vorgeschlagen hat. Wir müssen handeln, solange die Aufständischen an einem Ort konzentriert sind, bevor ihre verdammenswerte Revolution eine Chance hat sich auszubreiten. Ich … ich hätte nie gedacht, daß es auf unserer Welt derart viel Unzufriedenheit gibt. Wir müssen es aufhalten, und zwar auf eine Art und Weise, die jede Wiederholung von vornherein unmöglich macht.«
    »O mein Gott!« flüsterte Grant Kavanagh niedergeschlagen. »Also schön, Trevor, ich verstehe. Ich werde noch heute nachmittag die Captains der Miliz zusammenrufen. Das Regiment steht morgen früh zu Ihrer Verfügung.«
    »Guter Mann, Grant. Ich wußte, daß ich mich auf Sie verlassen kann. Wir werden einen Sonderzug schicken, der Ihre Leute in Colsterworth auflädt. Wir werden Sie in einem Industrielager außerhalb der Stadt unterbringen. Und machen Sie sich keine Gedanken wegen der Raumschiffe, Mann. Sie dienen nur als letztes Mittel. Ich schätze, wir brauchen nur eine kleine Demonstration unserer Entschlossenheit zu zeigen, und sie ziehen die Köpfe ein.«
    »Ja. Ich bin sicher, Sie haben recht.« Grant legte den perlmuttverzierten Hörer auf die Gabel zurück. Eine düstere Vorahnung sagte ihm, daß es unter gar keinen Umständen so einfach sein konnte.
     
    Der Zug besaß sechs Passagierwaggons, Platz genug für die gesamten siebenhundert Mann der Miliz von Stoke County. Sie benötigten fünfundzwanzig Minuten zum Einsteigen. Der Bahnhof war ein einziges Chaos; die Hälfte der Straßen der kleinen Stadt war mit Karren, Transportern, Bussen und vierradgetriebenen Geländefahrzeugen verstopft. Die Familien verabschiedeten sich lang und schweren Herzens von den Männern, die sich in ihren grauen Uniformen nicht wohl fühlten. Überall auf dem Bahnsteig waren Beschwerden über den schlechten Sitz oder Stiefel zu hören, die nicht richtig paßten. Louise und Marjorie standen eingezwängt zwischen einem Stapel olivgrüner metallener Munitionskisten auf der einen und Rückentornistern auf der anderen Seite an einer Wand des Bahnhofsgebäudes. Einige der Kisten trugen Herstellungsdaten, die über zehn Jahre zurücklagen. Drei Männer mit harten Gesichtern bewachten mit kurzläufigen schwarzen Gewehren in der Armbeuge die Munition. Allmählich bedauerte Louise, daß sie überhaupt hergekommen war. Genevieve hatte von Anfang an nicht mitgedurft.
    Mister Butterworth in seiner Uniform des Stabsfeldwebels marschierte den Bahnsteig hinauf und hinunter und kommandierte die Truppen herum. Nach und nach füllte sich der Zug, und Arbeitsmannschaften machten sich daran, die Tornister und die Munitionskisten in das Frachtabteil des ersten Wagens zu laden.
    William Elphinstone kam über den Bahnsteig stolziert. Er sah sehr schick aus in seiner Lieutenantsuniform. Er blieb vor den beiden Frauen stehen und salutierte. »Mrs. Kavanagh, Louise«, sagte er förmlich. »Es sieht so aus, als könnten wir in fünf Minuten abfahren.«
    »Nun, vergiß nicht, auf dich aufzupassen, William«, erwiderte Marjorie.
    »Danke sehr, Ma’am. Das werde ich.«
    Louise wandte den Blick mit vorsätzlicher Langsamkeit ab. William wirkte ein wenig fassungslos, doch dann beschloß er, daß es nicht der geeignete Zeitpunkt war, um einen Streit anzufangen. Er nickte Marjorie zu und marschierte davon.
    Sie drehte sich zu ihrer Tochter um. »Louise, das war äußerst unhöflich!«
    »Ja, Mutter«, antwortete Louise ohne die geringste Reue. Wie typisch es doch war von William, sich freiwillig zu melden, obwohl es nicht einmal seine eigene Miliz war. Er hat es nur getan, um den Ruhm für sich in Anspruch zu nehmen, um vor Daddy noch besser als möglicher Schwiegersohn dazustehen. Und ganz bestimmt nicht würde er in vorderster Front stehen und das Risiko mit den armen gewöhnlichen Fußtruppen teilen, wie Joshua es sicher getan hätte. Nicht William.
    Marjorie starrte ihre Tochter überrascht wegen des unerwarteten Tonfalls an und bemerkte den halsstarrigen Ausdruck in ihrem sonst so sanftmütigen Gesicht. Also mag Louise diesen William Elphinstone nicht. Ich kann nicht sagen, daß ich es nicht verstehe. Trotzdem, so in der Öffentlichkeit war ihr Verhalten vollkommen untypisch für Louise. Normalerweise achtete ihre Tochter so peinlich genau auf ihre Umgangsformen, daß es schon

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