Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
mit einem Gitterwerk aus roten Warnmeldungen. Die Molekularbindungsgeneratoren des Rumpfes, die wegen der anstürmenden Atmosphäre bereits unter Hochlast arbeiteten, waren an einem halben Dutzend Stellen gleichzeitig überladen worden, als sich die Gammapulse in das monogebundene Silizium fraßen.
    Joshua schaltete auf die Flugsteuerung zurück. Der Schub aus einem der Fusionstriebwerke ließ rasch nach. »Irgendwelche physischen Schäden?« erkundigte er sich. Der Gedanke an atmosphärische Gase, die durch mikrofeine Löcher in das Schiff eindrangen und auf die empfindlichen Module und Tanks trafen, erfüllte ihn mit Schrecken. Joshuas neurale Nanonik entließ einen Schwall adrenalinblockierender Enzyme in seinen Kreislauf.
    »Negativ, bis jetzt haben wir lediglich Energieverlust. Aber einige Komponenten wurden stark beschädigt. Generator Nummer zwei funktioniert nicht mehr mit voller Leistung, und wir haben Lecks in den kryogenischen Tanks.«
    »Kompensier den Energieverlust und sorg dafür, daß das Schiff manövrierfähig bleibt. Alles andere kann warten. Noch zwanzig Sekunden, dann sind wir durch die Atmosphäre hindurch.«
    Sarha hatte bereits angefangen, dem Bordrechner eine umfassende Serie von Befehlen zu übermitteln. Leitungen und Tanks wurden versiegelt, beschädigte Subkomponenten deaktiviert, verdampfende Kühlflüssigkeit aus dem beschädigten Generator in Notauffangbehälter gepumpt. Warlow kam ihr zu Hilfe und machte sich daran, die Energiezufuhr wiederherzustellen.
    »Drei Knoten sind ausgefallen, Joshua!« berichtete Dahybi.
    »Unwichtig.« Joshua zog die Lady Macbeth bis auf sechzig Kilometer herunter.
    Die neun verbliebenen kinetischen Raketen aus den Kombatwespen folgten ihr. Sie waren, ganz wie Joshua gesagt hatte, für Operationen im leeren Raum geschaffen: im Prinzip nicht mehr als eine Anhäufung von Sensoren auf einem Treibstofftank und einem Antriebsaggregat. Es gab keinerlei Aerodynamik, keinen äußeren Rumpf, nichts dergleichen; im Vakuum waren derartige Hilfsmittel überflüssig. Die Raketen mußten nichts weiter tun als mit ihrem Opfer zu kollidieren; Masse und Geschwindigkeit würden Newtons Gesetzen gehorchen und zusammenarbeiten, um das Werk der Vernichtung zu vollenden. Doch jetzt flogen die Raketen durch die Mesosphäre des Planeten, ein Medium, das unversöhnlich und feindlich war. Rings um die stumpfen runden Sensorköpfe setzte Ionisierung ein, und als das Gas dichter wurde, wurden lange Zungen aus gelben und violetten Flammen daraus. Innerhalb weniger Sekunden waren die Sensoren verdampft und das empfindliche Innenleben der Elektronik ungeschützt dem Ansturm der strahlenden Partikel ausgesetzt.
    Geblendet und verkrüppelt und unter dem Einfluß einer unerträglichen Reibungshitze detonierten die kinetischen Drohnen in einem grellbunten Feuerball zwanzig Kilometer oberhalb der Lady Macbeth.
     
    Auf dem taktischen Display an Bord der Ankara verloschen die Vektoren der Geschosse fast gleichzeitig. »Sehr schlau, wirklich«, mußte Meredith widerwillig zugestehen. Man brauchte verdammt viel Nerven, um ein Raumschiff so zu steuern – Nerven und ein Selbstbewußtsein, das an Größenwahn grenzte. Ich glaube nicht, daß ich den Mut dazu besessen hätte.
    »Bereithalten«, sagte Commander Kroeber. »Ausweichmanöver.«
    Und dann hatte Meredith keine Zeit mehr, über die Mätzchen Joshua Calverts nachzusinnen. Gravitation kehrte mit der Wucht eines Dampfhammers auf die Brücke des Flaggschiffs zurück. Eine dritte Salve von Kombatwespen schoß aus ihren Startrampen davon.
    Die Lady Macbeth jagte aus der Mesosphäre hinaus, und fast im gleichen Augenblick erlosch ihr gefährlicher Umhang aus leuchtenden Molekülen. Hinter ihr schimmerten die Eisflächen des Kontinents Wyman im unheimlichen Flackern geisterhafter Leuchterscheinungen. Die Kampfsensoren fuhren auf kurzen Stengeln aus ihren Nischen im Rumpf, und die goldenen Linsen der optischen Sensoren begannen mit der Erkundung der Umgebung.
    »Wir sind sauber. Keine Verfolger. Danke, lieber Gott im Himmel.« Joshua reduzierte den Schub, bis die Fusionstriebwerke nur noch ungemütliche drei g lieferten. Der Flugvektor würde die Lady Macbeth in einer steilen Kurve direkt vom Planeten weg führen. In einem Umkreis von viertausend Kilometern gab es keine Kombatwespen mehr. Ich wußte, daß das alte Mädchen es schaffen würde. »Na, hab’ ich’s nicht gesagt?« wandte er sich triumphierend an seine Besatzung.
    »Ich bin zutiefst

Weitere Kostenlose Bücher