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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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steckte seine Pistole zurück. Dann nahm er die Luger vorsichtig auf und zog eine der mickerigen Plastiktüten darüber. Ein weißes Papiertaschentuch mit einem Stein darauf kennzeichnete die Fundstelle. Mit einem schnellen Schritt trat er auf Erlenborn zu. Es sah aus, als wolle er ihm die Waffe an den Kopf schlagen, doch er sagte nur: »Sie… Ihr Kupferrohr aus dem Blauen See und den Anorak habe ich auch schon im Wagen. – Es reicht für Lebenslänglich!«
    Hauptkommissar Freiberg ging zu den Schutzpolizisten des Streifenwagens. »Vielen Dank! Ohne euch wäre es nicht so gelaufen. Bitte übernehmt das hier. Wir schicken noch die Spurensicherung. Wie ich CEBI kenne, werden gleich noch ein paar Helfer anrollen.«
    »Aber gewiß machen wir das«, sagte der Uniformierte. Er ging an Freiberg vorbei, bückte sich kurz und reichte ihm mehrere Patronenhülsen. »Die Zutaten nicht vergessen.«
    Lupus hielt die Plastiktüte mit der Luger auf. »Hinein damit. – Brüder, schützt eure Umwelt. Es wird mir ein Vergnügen sein, die Beweismittel auf dem Tisch des Schwurgerichts wiederzusehen.«
    Freiberg winkte zum Hubschrauber hinüber und machte ein Zeichen des Dankes. Der Pilot hob die Hand.
    »UNI für HUMMEL vier – Täter auf der Straße Wormersdorf – Meckenheim gestellt und nach Schußwechsel festgenommen. Hauptkommissar Freiberg abgesetzt. UNI einundachtzig/zehn und Streifenwagen von Rheinbach am Ort. Keine Verletzten. – Ich starte und melde mich ab.«
    »HUMMEL vier von UNI – wir danken für Ihre Hilfe. Schalten Sie zurück auf Kanal EDWIN – Ende.«

 
    Kapitel 20
     
     
     
    »Nichts ist so dringend, daß es durch längeres Lagern nicht noch dringender werden könnte«, stellte der Europaminister an diesem fortgeschrittenen Abend fest und reichte seiner persönlichen Referentin Carola Steiner einen Stoß Akten mit dem Stempel VS-NfD. »Legen Sie das Zeug weit weg in den Safe. Jetzt wollen wir die Not von Volk und Staat ein wenig vergessen und unserem Kreislauf unter die Arme greifen. Wir haben es beide verdient.«
    »Champagner und Sandwich?« fragte Carola. »Oder lieber Kaffee mit Lebkuchenherzen? Hedwig hat Ihre Kalorienspender heute morgen noch ergänzt.«
    »Nehmen wir ›Mumm‹ mit einem kleinen Schuß Cassis. Die Herzen müssen noch etwas warten, haha. Diesen Lebkuchentick habe ich seit meiner Nürnberger Zeit.«
    Der Minister hatte auf der Couch Platz genommen. Carola mixte die Drinks, schnitt die Sandwiches in Dreiecke und servierte auf einem Ebenholztablett – dem Geschenk eines dankbaren Besuchers.
    »Machen wir es uns bequem und stoßen wir darauf an, daß die zwischenmenschlichen Beziehungen bei den Amtsgeschäften nicht zu kurz kommen. Zum Wohl, Carola!«
    Sie setzte sich in den schwarzen Ledersessel, legte die Beine übereinander und schob mit der linken Hand andeutungsweise den Rock etwas vor. Mit der rechten hob sie das Glas. »Auf Ihr Wohl, Herr Minister.«
    Die Gläser stießen leise an.
    »Schön, wenn ein Tag so ausklingt«, sagte der Minister. »Schauen wir kurz, was uns das Fernsehen Neues bietet. Die Nacht ist ja noch jung.«
    Ein Druck auf den Knopf der Infrarot-Fernschaltung. Bild und Ton kamen sofort: Im Libanon wurde wieder geschossen, in Paris waren vor israelischen Institutionen Bomben explodiert, Amerika hielt die europäischen Verteidigungsanstrengungen für zu gering, und die Sowjets beschworen den Frieden. Dann einige nachrangige Politikerköpfe mit ihren Sagte-meinte-dachte-Sprechblasen und dazu die wundervoll ausgewogenen Zwischenbemerkungen der am Proporz orientierten Redakteure. – Schließlich die letzte Meldung vor dem Wetterbericht:
    »Der für seine aggressive Doppelkorn-Werbung bekannte Bonner Unternehmer Hartmut Erlenborn wurde heute nach einer Ringfahndung mit Hubschraubereinsatz in der Nähe von Meckenheim festgenommen. Er ist verdächtig, zur Verdeckung eines Großschmuggels mit Alkohol den Leiter des Zollamtes Bonn-Beuel getötet zu haben. Der Zollamtmann wurde im Siebengebirge mit einem Kupferrohr niedergeschlagen und in den See eines Basaltsteinbruchs gestürzt. Erlenborn hat seinen Schmuggelkomplizen heute bei einer Auseinandersetzung angeschossen und schwer verletzt. Der Täter wird zur Zeit im Polizeipräsidium vernommen. Kriminalpolizei und Zoll ermitteln noch in den Betriebsgebäuden.« Hinterlegt war die Meldung mit einem Standbild, welches einen BGS-Taucher zeigte, der das aus dem Blauen See geborgene Kupferrohr hochhielt.
    Carola Steiner sah

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