Feierlaune - Eine Facebook-Party
entlang von Indien nach Afrika fuhr und Trockenfisch, Matratzen und Teppiche transportierte. Die intensiven Farben hatten sie fasziniert und in den Bann gezogen.
Trotzdem hatte sie Steve gehört, noch bevor er auch nur begonnen hatte, mit dem Schlüssel im Schloss der Wohnungstür zu stochern. Er war nicht besonders erfahren darin, Türen aufzuschließen. Er war der Typ, der Sturm klingelt. Hallo, Leute, hier bin ich!
Steve, nein, Stephan natürlich, machte ein enttäuschtes Gesicht, als seine Frau ihm die Tür öffnete. » Du sollst nicht immer…«
Anna lehnte sich lächelnd an ihn, während er sich an ihr vorbeischob. Jedes Mal war sie tief gerührt, wenn Stephan sich wieder überschlug vor lauter Rücksichtnahme. Seit ihr Bauch wirklich sichtbar geworden war, hatte er aufgehört, sie zu scheuchen.
» Wie geht’s unserem Baby?« Sanft legte er seine beiden Hände auf ihre Rundung. » Benimmt es sich anständig?«
Anna mochte diese Berührungen. Eine ganz neue Zärtlichkeit lag in ihnen. Manchmal spürte sie für einen Moment sogar etwas wie Eifersucht auf ihr Baby, das diese Veränderung bewirkte.
Normalerweise war Steve, nein, Stephan eher ruppig, ichbezogen, träge… Sie hätte die Aufzählung endlos fortsetzen können. Sie war geradezu erschrocken gewesen, als sie entdeckte, dass sie ein Kind von ihm bekam. Nicht im Traum hatte sie daran gedacht, Steve zu heiraten.
Sie hatte ihn gemocht, klar. Er sah gut aus, war charmant, wenn er wollte, und hatte diesen Blick, der Frauen schwach machte. Der ewige Junge eben. Mehrere Tage lang hatte sie ernsthaft überlegt, ob sie ihm überhaupt etwas sagen wollte. Mein Gott, sie war vierundzwanzig. Nur dieses eine Mal hatten sie kein Kondom zur Hand gehabt. Das war doch kein Grund, sich das ganze Leben zu vermasseln. Alles wäre so einfach gewesen. Eine Kommilitonin hatte ihr die Adresse des Arztes gegeben, der es wegmachen würde. Alles total easy, ganz legal. Sie hatte ein paar Gespräche führen müssen und den Termin bekommen.
Aber dann, drei Tage vorher, hatte sie es Stephan doch erzählt. Ganz gegen ihre Absicht. Es war ihr eher herausgerutscht.
Und Stephan, damals noch Steve, hatte sich einfach nur gefreut. Es war in dem Bistro gegenüber der Sparkasse gewesen, in der er damals noch arbeitete. Er hatte sie mit strahlenden Augen angesehen und sofort Pläne gemacht. Wo sie wohnen würden, wann sie heirateten, ob sie groß oder klein feiern wollten.
Bis es ihr schließlich zu bunt geworden war. » Wer sagt denn überhaupt, dass ich dich heiraten will, Steve Burgfeld? Wir haben ein paarmal gebumst. Aber von Heirat war nie die Rede.«
» Stimmt.« Er hatte sie glücklich angesehen. » Ich muss dich noch herumkriegen. Aber das schaff ich schon. Keine Sorge.«
Aus purem Trotz hatte sie auf der Stelle beschlossen, den Termin beim Arzt wahrzunehmen. Sie wollte sich nicht von ihm verplanen lassen. So einfach würde sie ihre Freiheit nicht aufgeben.
Am nächsten Morgen hatte er dann vor ihrer Tür gestanden. Mit einem Strauß langstieliger, betäubend duftender Rosen in der Hand. Schon das hatte sie überwältigt. Nur ein einziges Mal hatte sie erwähnt, wie schade sie es fand, dass man kaum noch duftende Rosen bekam.
Es waren dunkelrote Rosen mit einer einzigen weißen Blüte in der Mitte.
» Siebenundzwanzig«, sagte er mit diesem Lächeln, das eine Überraschung ankündigte. » Und die weiße ist für das Baby.«
Sie war auf der Hut gewesen. Sie wollte sich auf keinen Fall überrumpeln lassen. Sie war immer noch fest entschlossen, den Arzttermin einzuhalten.
» Aber ich bin erst vierundzwanzig.« Insgeheim hatte sie sich über seinen Fehler gefreut. Er war so siegesgewiss gewesen.
» Weiß ich doch. Die sind fürs Bumsen. Für jedes Mal eine.«
» Siebenundzwanzig? Bist du verrückt? Wir haben doch höchstens… also, öfter als dreizehn-, vierzehnmal war das garantiert nicht.«
» Siebenundzwanzig«, wiederholte er. » Das erste Mal gleich am ersten Abend. Bei diesem Richtfest. Hinterher, mein ich. In meinem Auto. Auf diesem Feldweg hinter den Bahngleisen mit den Brombeersträuchern auf der einen Seite.«
Er überreichte ihr die erste rote Rose. Der Duft war so schwer, dass Anna gar nicht anders konnte. Sie musste ihre Nase an die Blüte halten.
» Das zweite Mal…«
Er konnte sich noch an jedes einzige Mal erinnern. Vom ersten bis zum sechsundzwanzigsten. » Und das siebenundzwanzigste?«, fragte sie.
» Morgen Nachmittag«, sagte er. » Du darfst
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