Feierlaune - Eine Facebook-Party
auf und schnupperte daran. » Da bade ich doch gleich mal.« Sie öffnete den Wasserhahn und hielt die Hand in den Strahl. » He, das ist ja fast sofort heiß.«
Als sie gut zwanzig Minuten später in dem weißen Bademantel, den sie im Badezimmer gefunden hatte, ins Zimmer zurückkam, saß Florian auf dem Stuhl am Schreibtisch.
» Du hast ja nicht mal den Fernseher angemacht. Und du liegst auch nicht im Bett.« Mascha ließ den Bademantel zu Boden gleiten. Splitternackt schlüpfte sie unter die Bettdecke. » Komm schon«, sagte sie. » Hab dich nicht so.«
Florian hatte durch das breite Fenster in die Dunkelheit hinausgesehen, auf die Lichter dort draußen und auf die Scheinwerfer auf den Straßen. Er hatte an seinen Vater gedacht, der am Telefon vorhin mit einem Mal so anders gewesen war.
Er hat mit mir geredet, dachte er. Wirklich geredet.
Das war das eigentliche Wunder dieser Nacht.
Nein, das zweite Wunder. Das erste war Mascha. Sie war mit ihm in diesem Zimmer. Sie waren allein und sie hatte nichts an dort unter der Bettdecke.
» Komm doch«, sagte sie.
Während er sich auszog, schaute sie ihm ungeniert zu. Einfach nur so, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Er hielt das aus. Er ging nicht ins Bad, obwohl er wusste, dass dort ein zweiter Bademantel hing. Er ließ sein T-Shirt und seine Jeans samt Unterhose auf den Teppichboden fallen, genau wie Mascha es gemacht hatte, bevor sie ins Badezimmer verschwunden war.
Mascha hob die Bettdecke für ihn.
» Ich muss noch die Zähne putzen«, sagte er.
» Da sind keine Zahnbürsten.«
Natürlich nicht. Selbst in den besten Hotels sind sie nicht darauf eingestellt, dass die Gäste ganz ohne Gepäck anreisen. Ohne Pyjama, frische Unterwäsche und die üblichen Hygieneartikel.
» Aber ich muss noch duschen.«
» Komm«, sagte Mascha.
Als er zu ihr unter die Decke kroch, musste er daran denken, wie er zusammen mit Kevin auf den Marktplatz gegangen war. Lange war das wirklich noch nicht her. Und doch schien ein ganzes Leben dazwischen zu passen.
Nicht einmal in seinen verwegensten Träumen hatte er sich vorstellen können, dass er jetzt mit Mascha– mit Mascha!– im Bett lag. Dass sie beide nichts anhatten. Dass sie ihn wie selbstverständlich in die Arme nahm und sich an ihn schmiegte.
Aber es war tatsächlich so. Er bildete sich das nicht ein. Er fühlte Maschas feuchtes Haar in seinem Gesicht. Er spürte ihren Atem auf seiner Brust. Er berührte ihre vom Baden noch feuchte Haut und roch den frischen Duft des Badezusatzes.
Komisch war nur, dass er sich nicht darüber wunderte, dass es so war. Es war in Ordnung so. Es war so, wie es sein sollte.
Irgendwie hatte er sich verändert. Die ganze Welt hatte sich verändert. Seine Welt.
Dabei hatte er doch gar nichts gemacht. Es hatte ihn alles irgendwie überrannt. Die ganze Party und all das andere. Es hatte ihn überrannt, und er hatte einfach nicht gewusst, was er tun sollte.
Trotzdem war es jetzt anders. Gestern noch hätte er sich vor Angst in die Hose geschissen, wenn der Porsche auch nur einen Kratzer abbekommen hätte. Jetzt lag das halbe Haus in Trümmern, und er hatte natürlich auch Angst, wie es weitergehen würde. Aber es war nicht so hoffnungslos. Er wusste, dass es irgendwie weitergehen würde. Es war schlimm, was geschehen war. Schrecklich war es. Vor allem dass Dave die Frau angefahren hatte. Aber es war nicht das Ende für ihn selbst. Irgendwann in dieser Nacht hatte er das begriffen. Es würde weitergehen. Er würde einen Weg finden. Und sein Vater würde ihm sogar dabei helfen. Seine Mutter natürlich auch. Sie hatte das immer getan. Aber auch sein Vater. Das war neu.
Maschas Hand glitt an seinem Bauch hinab. Sie fühlte sich gut an, so warm und zärtlich. » Wollen wir miteinander schlafen?«
» Klar.«
Er hatte es sich so sehr gewünscht.
Er lag ganz still und hielt den Atem an, als Maschas Hand noch weiter nach unten wanderte. Wie gut sich das anfühlte.
Aber dann sah er plötzlich die junge Frau auf der nächtlichen Kreuzung. Wie sie so erstarrt dastand, beide Arme vorgestreckt, als wolle sie ihren dicken Bauch vor dem Aufprall schützen. Er sah ihr blasses Gesicht mit den weit aufgerissenen Augen und hörte den dumpfen Aufprall.
Das Schlimmste war, dass er immer noch nicht wusste, was mit der Frau passiert war. Er wusste nur, dass sie noch lebte.
Aus sicherer Entfernung hatten sie gesehen, wie zwei Sanis die Frau auf eine Trage hoben und sie dann vorsichtig in den
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