feiert Weihnachten
beim Bremsen jede Menge Schnee auf. Sie hatte knallrote Wangen vom Strampeln.
Übermütig sprang Sammy an Tanne hoch, sodass sie beinahe mitsamt dem Fahrrad umfiel. »Na, meine süße Schneeflocke?« Sie zerzauste liebevoll sein Fell und zog ihn zum Spaß an den Ohren. Im nächsten Moment entdeckte sie Josefine. »Du bist auch da?«, fragte sie genauso erstaunt wie Nele.
»Ja, natürlich, was ist denn daran so besonders?«, antwortete Josefine nun schon leicht gereizt.
Tanne zuckte mit den Achseln. »Weiß nicht, aber Lukas hat sich sicher etwas dabei gedacht …« Sie warf Nele einen ratlosen Blick zu.
»Josieschatz, guck mal eben. Wie findest du denn diesen Weihnachtsbaum? Ist der nicht total süß? Der hat einen richtigen Puschel oben als Spitze.«
Josefine dreht sich eilig um. Eine Frau in einem pinkfarbenen Schneeanzug und einer weißen Pelzmütze auf dem Kopf zeigte mit ausgetrecktem Arm auf einen riesengroßen Baum neben sich. Statt nur einer Baumspitze hatte er gleich mehrere. Irgendwie sah er aus, als würden ihm die Nadeln zu Berge stehen.
Josefine streckte verlegen den Daumen nach oben. »Supi, Mami. 1A!«
Nele starrte Josefine verblüfft an. Im gleichen Augenblick ging ihr ein Licht auf. Nicht Lukas hatte ihre Mitschülerin hierher bestellt. Josefine war mit ihrer Mutter einfach nur hier, um einen Weihnachtsbaum zu kaufen.
»Na dann«, sagte Nele. Sie hatte es plötzlich ziemlich eilig. Hastig packte sie Tanne am Ärmel und zerrte sie Richtung Stall. »Wir müssen mal los. Bei Fuß, Sammy.«
Josefine sah ihnen verdattert hinterher.
Gerade als Nele die Stalltür einen Spaltbreit öffnete, kam Josefine angerannt.
»Was habt ihr vor? Warum trefft ihr euch hier? Wieso habt ihr gedacht, dass Lukas mich herbestellt hat«, löcherte sie die beiden Freundinnen mit Fragen.
Nele guckte verlegen. »Tschuldigung. War nur ein kleiner Irrtum. Ist leider ziemlich geheim.« Sie schob Tanne zusammen mit Sammy in den dunklen Stall und zwängte sich selber hastig hindurch.
Bevor Josefine einen neugierigen Blick hineinwerfen konnte, schloss Nele die Tür direkt vor ihrer Nase. Enttäuscht schlurfte Josefine zurück zu ihrer Mutter, die den Puschelbaum mit Lukas’ Vater soeben auf einen Anhänger hievte.
»Das war knapp«, keuchte Nele, als sie im Stall waren.
»Aber echt«, prustete Tanne los. »Du hast gerade ziemlich doof geguckt.«
»Und selber?«, verteidigte sich Nele entrüstet.
»Was ist denn schon wieder los?«, ließ sich Lukas vernehmen.
»Lukas!«, rief Nele erfreut. »Du bist ja schon hier.«
Lukas sprang aus dem Stall mit den Lämmchen, die erst vor kurzem geboren waren. Die zwei Kleinsten lagen immer noch unter einer Wärmelampe und mussten mit Flaschennahrung aufgezogen werden. Das machte Lukas ganz alleine. »Ihr wart ja mit Kichern beschäftigt«, sagte er.
»Sind die süß!«, rief Tanne und kletterte über die Holzlatten zu den Schafen.
»Josefine ist mit ihrer Mama da und kauft einen Weihnachtsbaum. Ich habe erst gedacht, du hättest sie auch angerufen. Fast hätte ich ihr unser Versteck verraten.« Immer wenn etwas brenzlig war, trafen sich die drei Freunde im Kindergartenstall. So nannte Lukas’ Vater den Stallbereich, in dem er Jungtiere aufzog.
Lukas tippte sich an die Stirn. »Nele Winter, du bist aber auch ganz schön verpeilt momentan.«
Tanne schüttelte energisch den Kopf. »Nö, ich hab ja selber auch gedacht, dass du Josefine eingeweiht hast«, nahm sie ihre Freundin in Schutz.
Sie saß mitten im Stroh und hielt ein schneeweißes Lämmchen im Arm. Das kleine Schaf schien Tannes Nase mit einem Nuckel zu verwechseln, weil es die ganze Zeit versuchte, daran zu saugen.
»Ihhh«, quietschte Tanne. »Der Zwerg sabbert ja ganz doll.« Aber dabei strahlte sie über das ganze Gesicht, als ob bereits Weihnachten wäre.
»Also los. Erzähl«, drängte Nele und sah Lukas erwartungsvoll an. »Ist es wirklich so schlimm?«
Lukas nickte düster. »Mein Vater war zufällig im Tierheim und hat alles mitgekriegt. Die Stadt hat kein Geld für Futter, weil Ebbe in der Kasse ist. Dabei stellen immer mehr Leute ihre Tiere einfach vor dem Tierheim ab. Sogar Meerschweinchen, Mäuse, Kaninchen, Kanarienvögel, Katzenkinder oder Hundemamas, die Babys kriegen.«
Nele nickte grimmig. Auch Sammys Mutter hatte Lukas’ Papa aus dem Tierheim auf den Hof geholt, als sie Junge kriegte. Nele wollte sich erst gar nicht ausmalen, was mit den kleinen Hunden sonst passiert wäre.
Wo war Sammy
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