feiert Weihnachten
überhaupt? Nele hielt nach ihm Ausschau, konnte ihn aber nirgends entdecken. Bestimmt schnüffelte er in den Ecken nach Mäusen. Das war seine Lieblingsbeschäftigung, wenn sie Lukas besuchten.
»Und was passiert jetzt mit den Tieren?«, fragte Nele. »Die können die doch nicht einfach auf die Straße setzen, oder werden die Tiere …«
Tränen schossen aus ihren Augen wie aus einem Wasserhahn. Sie konnte und wollte das Schlimmste aller Wörter, das in ihrem Kopf herumschwirrte, nicht über die Lippen bringen.
Lukas schüttelte den Kopf. »Nee, so etwas macht Frau Bär nicht. Sie ist doch total tierlieb. Papa hat gesagt, dass sie geheult hat, als sie von der Schließung erfuhr.«
Christine Bär leitete das Tierheim bereits seit fünf Jahren. Sie wohnte sogar in einer kleinen Kammer unter dem Dach, um ganz nahe bei den Tieren zu sein. Als Nele noch keinen eigenen Hund besaß, hatte sie Frau Bär oft beim Hundeausführen geholfen.
»Aber wir müssen doch was tun!«, rief Tanne. »Können wir nicht versuchen, die Tiere bei Familien unterzubringen? Das wäre doch eine supergute Tat für Weihnachten. Ihr habt doch auch noch jede Menge Platz.«
Lukas schüttelte den Kopf. »Nee. Das hat Papa gleich gesagt, dass das nicht geht. Auch nicht vorübergehend.«
Aber so schnell ließ Tanne nicht locker. »Dann bei euch Nele, in der Burg. Da sind noch ganz viele Zimmer, in denen keiner wohnt.«
Nele seufzte tief. Immer noch kullerten ihr einzelne Tränen über die Wangen. »Weißt du, was meine Eltern dann zu mir sagen?«
Lukas und Tanne riefen wie aus einem Mund: »Du bist plemplem. Du bist plemplem. Du bist total plemplem!«
Sammy kam wie auf ein Stichwort aus einem Ballen Stroh hervorgeschossen und bellte begeistert mit. »Wuffwuff! Wuffwuff! Wuffwuff!«
Tanne kicherte. »Ich glaube, nicht Plemplem lernt sprechen, sondern alle anderen lernen sprechen wie Plemplem.«
Lukas stieß einen Schrei aus wie Plemplem, wenn er empört war. »Verrückt. Verrrrrrrrückt. Verrrrrrrrrrrrrrückt.«
Jetzt musste sogar Nele lachen. Obwohl sie gerade so furchtbar traurig war.
»Vielleicht sollten wir Plemplem von Tür zu Tür schicken, damit er um Futter für das Tierheim bettelt … ähm … kreischt. Und er darf erst wieder aufhören, wenn er eine Spende gekriegt hat.«
Tanne guckte gedankenvoll in die Luft und ließ das Lämmchen an ihrem Finger nuckeln. Irgendwie hatte sie wohl das Gefühl, dass ihr das beim Nachdenken half. »Mal im Ernst«, sagte sie schließlich. »Diese Idee ist gar nicht so doof.«
Lukas sah Tanne neugierig an. »Häh? Was ist nicht doof? Dass Plemplem die Nachbarn in den Wahnsinn treibt?«
Tanne grinste verschmitzt. »Quatschkopf. Es wäre ziemlich schlau, mit unseren Tieren um Hilfe für die armen Tiere im Tierheim zu bitten.« Sie sah ihre Freunde erwartungsvoll an.
»Weiß nicht«, antwortete Lukas skeptisch. »Das machen die Clowns vom Zoo doch auch. Die sitzen mit einem mageren Äffchen oder einem alten Esel in der Fußgängerzone und betteln um Futtergeld. Aber da bleibt nie jemand stehen.«
Nele schlang beide Arme fest um Sammys Hals. »Ich will nicht, dass Sammy betteln geht. Wenn er den ganzen Tag im Schnee stehen muss, kriegt er ganz kalte Pfoten. Außerdem müssen wir in die Schule gehen.« Sie bohrte ihr heißes Gesicht in Sammys Fell und dachte ganz doll nach. »Es müsste etwas ganz Besonderes sein«, sagte sie schließlich. »Nicht nur einen leeren Hundenapf hinstellen und um Geld bitten. Wir könnten eine Tiershow machen, mit Otto als Superhirn und Plemplem als singender Papagei. Kling, Glöckchen, klingelingeling kann er schon ganz gut. Wenigstens die erste Strophe. Vielleicht macht das Pony von Josefine mit. Das kann mit den Hufen zählen, hat sie mir auf dem Schulfest erzählt. Und wir Kinder könnten auch etwas einüben. Adelheid hat bestimmt eine coole Idee.«
Einen Augenblick lang schwiegen alle drei – selbst Sammy hielt seine Hundeschnauze. Aufmerksam sah er zwischen den Freunden hin und her.
»Vielleicht gar nicht so übel«, sagte Lukas zögernd. »Aber ausgerechnet Josefine …« Er stöhnte laut bei dem Gedanken.
»Warum eigentlich nicht«, sagte Tanne entschlossen. »Das zählt dann doppelt als gute Tat, super für unsere Geschenkeliste.«
Ach ja, die Gute-Taten-Liste. Die hatte Nele schon beinahe vergessen. Nicht mal Großtante Adelheid war von ihren guten Taten erfreut gewesen.
Aber sich für das Tierheim stark zu machen – das war eine wirklich gute Tat. An
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